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Titel: Vom Staub kehrst Du zurück Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Von Ray Bradbury erschien bereits im letzten Jahr in der Edition Phantasia eine hochwertig aufgemachte Horror-Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel Feuersäule. Nun liegt mit Vom Staub kehrst Du zurück ein aktuellerer Kurzroman des amerikanischen Spitzenautors Ray Bradbury in der neuen, weitaus günstigeren, aber ebenso anspruchsvoll gestalteten Paperbackreihe des Verlags vor.
Seitens der Verarbeitung und der äußeren Aufmachung setzt der Verlag auf Qualität, die sich natürlich auch im Preis für die Paperbacks wiederfindet. Den Lesern phantastischer Literatur, die in den letzten Jahren mit hochwertig verlegten Büchern nicht gerade verwöhnt wurden, dürfte dies allerdings kaum vom Kauf der Paperbacks abschrecken.
Die Edition Phantasia setzt dabei auf bekannte Autoren, deren Werke vielfach nur teilweise hierzulande übersetzt wurden. Dies trifft auch auf Ray Bradbury zu, dessen Gesamtwerk bei weitem noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegt.
Vom Staub kehrst Du zurück ist ganz Bradbury. Ein Mix zwischen Horror und Fantasy, erzählt auf eine Weise, wie man sie in Kinderbüchern vorfindet. Bradbury erzählt die Geschichte eines Hauses, welches einmal im Jahr Ort eines Familienfestes ist. Eines Familienfestes, welches begangen wird von Vampiren, Werwölfe und anderen, absonderlichen Gestalten, die allesamt dem "Ruf" des Hauses gefolgt sind und hier auf ihresgleichen zu treffen. Wesen, die sich in der fortschrittsliebenden Welt nicht mehr wohl fühlen und deren Lebensraum immer stärker beschnitten wird. In dem seltsamen Haus in Illinois können sie sich aber so geben wie sie sind. Unter ihnen ist der junge Timothy, ein Findelkind mit keinerlei absonderlichen Fähigkeiten. Seine Verwandten stellen für ihn ein merkwürdiges Volk dar mit Fähigkeiten, über die er in keinster Weise verfügt und verfügen wird. Dabei wäre er doch so gerne ein vollwertiges Mitglied seiner Familie, die einem ganz stark an die Addams Family erinnert.
Dabei entsprang die Idee zu diesem Kurzroman, bei dem es sich eher um eine Aneinanderreihung mehr oder weniger lose zusammenhängender Kurzgeschichten handelt, tatsächlich Bradburys Kindheitserinnerungen. Einmal im Jahr erlebte er ein ebenso buntes Familienfest, wo sich seine gesamte Verwandtschaft traf. Die Faszination dieser Kindheitserinnerung hat ihm dann all die Jahre nicht losgelassen, bis er 1946 die erste Geschichte über diese seltsame Familie verfasste. Die enge, persönliche Beziehung Bradburys zu diesem Werk bemerkt der Leser in jedem Abschnitt. Hier ist der Autor selbst noch einmal Kind und bringt all die Gefühle und Erinnerungen an diese Zeit zu Papier.
Verfasst wurde Vom Staub kehrst Du zurück in einer überaus kraftvollen, poetischen Sprache, die einem an Märchenerzählungen erinnert.
Aus der Sicht eines Kindes heraus, welches all die schrecklichen Kreaturen gar nicht als solche erfaßt. Für Timothy ist das Leben noch völlig unbelastet als der Schrecknisse dort draußen und dies bringt Bradbury wirklich gut rüber.
Ich kann durchaus nachvollziehen, wenn Ray Bradbury auch außerhalb der Phantastikszene mit diesem Roman große Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte: Zurecht wurde Vom Staub kehrst Du zurück vom allgemeinen Literaturbetrieb wahrgenommen und gelobt. Ein wundervoller Auftakt für die neue Paperback-Reihe.