Reihe: Virga, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
In einer gigantischen Sphäre - Virga genannt - scheinen die Gesetze der Physik ihre Gültigkeit verloren zu haben. Virga ist jedoch ein künstliches Gebilde, eine gewaltige, hohle Kugel, die innen von Kunstsonnen beschienen wird. All dies hat Verena Fanning erst gelernt und zum Glück weiß sie, dass der Sturz auf ein Habitat nicht unbedingt tödlich sein muss. Sie wird gerettet und findet sich auf Spyre wieder, einer Welt in Form eines gigantischen Rades. Auf den Flächen, mit einer immerhin geringen Schwerkraft, hat sich eine dazu passend absurde Kultur gebildet: Eine kaum überschaubare Menge an Kleinststaaten beäugt sich gegenseitig mit Argusaugen und jede Nation betreibt Handel mit ihren ganz eigenen Produkten, die streng geheim sind. Doch schon bald erfährt Verena, dass einige Staaten über mehr Macht verfügen, und wenn sie jemals von diesem Habitat am Ende der Welt wegkommen will, muss sie über Macht verfügen, denn dieses Gut ist die einzig wahre Währung auf Spyre.
Wir erinnern uns: Im ersten Band der Reihe kam es zu einem Konflikt zwischen dem Slipstream, einem Machtblock, dem auch Verena und ihr Mann angehörten, und den Falkenformationen, einer mysteriösen Macht, die es mit dem scheinbar übermächtigen Slipstream aufnehmen konnte. Die Ereignisse führten zu Verenas Situation, doch darauf wird nicht näher eingegangen. In diesem Roman steht sie ganz klar im Zentrum – ebenso wie Spyre. Der letztere Aspekt verleiht dem Roman wegen der Gesellschaftsstruktur utopische Züge und das ist auch die wahre Stärke des Werks. Schröder beschreibt eine faszinierende Kultur aus einer Vielzahl von Staaten, die teilweise nur über 50 Bürger verfügen und die untereinander im ständigen Konflikt liegen. Man fragt sich, was absurder ist, das Habitat oder die Kultur. Wenn ein Buch den Leser solche Fragen stellen lässt, kann es eigentlich gar nicht schlecht sein. Manko ist wieder die Gestaltung der Protagonisten. Sicher, Verena ist eine handfeste Person mit viel Glaubwürdigkeit, aber sie ist dem Leser einfach nicht sympathisch. Sie ist ein rechtes Miststück. Das war aber im ersten Band noch schlimmer, denn dort hatte man eben Verena, einen rücksichtslosen Admiral und einen verbohrten Revolutionär. Aber das ist sicher Geschmackssache. Virga als Welt jedoch ist sehr faszinierend. Das Ganze vermischt Science Fiction mit Fantasy zu einer Geschichte mit vielen Steampunk-Elementen, jedoch nicht so, dass die Glaubwürdigkeit verloren gehen könnte. Insgesamt also eine Geschichte, die Lust auf mehr macht, und Heyne hat bereits den nächsten Band angekündigt.
7 von 10 Punkten.