Titel: Violett wie die Nacht Eine Rezension von Christel Scheja |
Jaime Reed liebt das Geschichtenerzählen seit ihrer Jugend, studierte allerdings erst einmal an einer Kunsthochschule. Später kehrte sie in ihre Heimat Virginia zurück und arbeitet unter anderem als Zeichnerin und Co-Produzentin für eine Filmgesellschaft. „Violett wie die Nacht“ ist ihr erster Roman und der Auftakt der „Cambion Chronicles“.
Samara hat es als Tochter einer weißen Mutter und eines farbigen Vaters nicht immer einfach, auch wenn sich ihre Eltern getrennt haben und sie so eigentlich keine Nachteile erleben müsste. Dennoch fühlt sie sich gelegentlich als Außenseiter. Durch ihre Beobachterposition hat sie auch ein feines Gespür für andere.
Und so merkt sie schnell, dass Caleb, der wie sie den Sommer über in der Buchhandlung einer Mall jobbt, hinter seinem flippigen Äußeren und locker-frechen Verhalten einen ganz anderen Charakter versteckt.
Während sie sich mit ihm beschäftigt, kommt sie ihm überraschend näher, ebenso wie der polnischstämmigen Nathalie, die auch eine ganz andere Sicht auf den nur zwei Jahre älteren jungen Mann hat. Denn es ist irgendwie verdächtig, dass Frauen mit denen er flirtet und ausgeht, nur kurze Zeit später mit einem Herzinfarkt oder ähnlichem zusammenbrechen. Und dann, in einem Moment in dem sie selbst in Gefahr gerät, sieht sie das wahre Gesicht von Caleb und entdeckt damit auch sein Geheimnis.
Es ist keine neue Geschichte, die Jaime Reed da erzählt. „Violett wie die Nacht“ beginnt erstaunlich konventionell – da ist die junge selbstbewusste Frau auf dem Weg zum Erwachsenwerden, die gelegentlich mit ihrer Mutter aber auch dem Vater aneinander gerät, da ist der mysteriöse Typ aus dem schulischen oder beruflichen Umfeld, den sie zunächst gar nicht mag, der aber ein interessantes Geheimnis mit sich herumschleppt und dadurch faszinierend auf die Heldin wirkt.
Beide kabbeln sich zunächst – das Schicksal führt sie aber zusammen und enthüllt nach und nach, dass sie beide mehr gemeinsam miteinander haben als sie ahnen.
Immerhin bricht die Autorin irgendwann mit den Klischees und spielt mit ihren übernatürlichen Elementen. Erstmals darf der Leser sich mit einem männlichen Charakter arrangieren, der seine Kräfte nur bedingt beherrscht und eigentlich mit seiner wahren Natur hadert, und eine Heldin, die die Sache in die Hand nimmt und ihm aktiv hilft. Die Idee mit den „Inkubi“ und „Succubi“ ist erfrischend anders umgesetzt, sie wird auch sehr feinfühlig und vor allem glaubwürdig umgesetzt. Nach und nach taucht man zusammen mit Samara in die übernatürliche Welt ein und darf ihre unterschiedlichen Facetten und Gesichter kennen lernen.
Die Charaktere sind zwar nicht so ausgearbeitet, wie sie hätten sein können und bleiben relativ oberflächlich, dafür kann die Geschichte aber mit einer flott erzählten Handlung punkten und hat keine Längen. Man merkt zwar deutlich, dass das Buch auf junge Leser ausgerichtet ist, aber es ist auch komplex genug um älteren Semestern zu gefallen.
Alles in allem erweist sich „Violett wie die Nacht“ als solider Auftakt der „Cambion Chronicles“ und überzeugt vor allem durch die erfrischend andere Umsetzung des paranormalen Themas, in dem endlich einmal die Heldin die etwas aktivere Rolle einnehmen darf und die übernatürlichen Wesen nicht gleich auch übermächtig sind. Natürlich kommt die Romanze nicht zu kurz, bleibt aber dennoch dezent im Hintergrund.