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Titel: Verloren im Intermundium |
Ein Gräuel sind für mich persönlich Kurzgeschichtensammlungen. Nicht, weil es grundsätzlich Kurzgeschichten sind, sonder diese Form der Literatur mehr Talent im Umgang mit Texten erfordert, als dies bei einer Geschichte in Romanumfang erforderlich wäre. Hatt man bei letzterem mehr oder weniger unendlich Platz, sich die entsprechenden Charaktere zu entwickeln und den Leser auf den Kernpunkt der Story hinzuführen, so bleiben bei der Kurzgeschichte nur wenige Seiten, um auf den erwähnten Punkt zu kommen. Zudem müssen noch eine passende Tiefe, der Plot und interessante Persönlichkeiten mit integriert werden - ein Umstand, an dem sehr viele Autoren scheitern, da sie vorschnell der Meinung waren, eine Kurzgeschichte sei schnell "heruntergeschrieben".
Lässt man sich jedoch auf die im Herbst als eBook erschienene Anthologie des Ehepaares O´Connell ein, so wird man entdecken, das es wahrhaftig auch anders geht. Schon nach wenigen Sätzen taucht man ein in ein Kaleidoskop fantastisch geschilderte Welten, eine Melange aus Fantasy, Horror und Science Fiction. Virtuos und sich gegenseitig ideal ergänzend schildern Sean & Susanne O’Connell Geschichten, die einen innerlich aufwühlen. Bei den meisten der hier abgedruckten Texten geht es primär um die erschreckende Erkenntnis, das in der Zwischenwelt - dem Intermundium - alles möglich ist und sich dieser Umstand meist recht fatal im Alltagsleben auswirkt.
Mit „Die zehnte Inkarnation Vishnus“ habe ich eine selten so gesehene, fast schon beiläufige, aber dennoch ironische Weltzerstörung entdeckt, es ist eine Freude für den Dystopie-Liebhaber. „Geschichten für den Quabbakottr“ beschreibt sehr hinterlistig den Nebenschauplatz einer Alien-Invasion - mit der für Kurzgeschichten üblichen unerwarteten Wendung am Ende, die einen schönen Nverenkitzel produziert. Und in "See-Affen" wurden meine persönlichen Alpträume eines ehemaligen Yps-Fans erweckt.
Insgesamt finden sich zehn Kurzgeschichten in diesem eBook: „Verloren im Intermundium“, „Die zehnte Inkarnation Vishnus“, „Nachschub“, „Ungluriam“, „Für eine ganze Ewigkeit“, „Das Jahr Geister“, „Geschichten für den Quabbakottr“, “Villa am See“, “Harpune” und “See-Affen”. Schade, das es nicht mehr geworden sind, angesichts der feinen Unterhaltung und hohen Qualität der Texte erwartet man schon mit Vorfreude auf die nächste Ausgabe der beiden. Sehr empfehlenswert!