Reihe: House of Night, Band 10 Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Inhalt:
Nachdem Neferet mit ihrem Gefäß Aurox das Ritual nicht verhindern konnte und Thanatos deshalb ihrer Tat auf die Schliche gekommen ist, muss diese sowohl das House of Night sowie ihre Stelle als Hohepriesterin aufgeben. Doch Neferet wäre nicht Neferet, wenn sie dies einfach so hinnehmen würde. Sie hat sich ihren eigenen Plan zurechtgelegt und ist bei dessen Umsetzung alles andere als zurückhaltend. Bald muss sie jedoch feststellen, dass nicht alles so läuft, wie von ihr geplant.
Zoey hingegen muss erkennen, dass sie als angehende Hohepriesterin endlich eingreifen und auch entsprechend handeln muss.
Meine Meinung:
Erneut begleitet man als Leser Zoey und deren Freunde ins House of Night und die Tunnel der Jungvampire. Der Perspektivwechsel der einzelnen Erzählungen wurde auch in diesem Band beibehalten, was ich als sehr erleichternd empfunden habe. Zoey, welche zwar eine Hauptprotagonistin darstellt, ist für meinen Geschmack mit ihrer Position vollkommen überfordert. Die aus ihrer Sicht erzählten Handlungsstränge sowie deren Handeln wurden in diesem Band zur Sprache gebracht und haben für meinen Geschmack den Nagel so ziemlich vollkommen auf den Kopf getroffen. Interessant ist nun, zu beobachten ob Zoey sich diesen Rat zu Herzen nimmt, oder weiterhin in die Rolle der stetig weinenden und unentschlossenen Protagonistin fällt, deren Liebeschaos wohl nie ein Ende nehmen wird.
Konnten die Autorinnen mit dem 9. Band bei mir das Ruder noch einmal herumreisen (da hier die Erzählung nicht wie in den Vorgängern nur schleppend oder gar nicht vorangekommen ist, sondern wesentlich mehr zum Handlungsfortgang beigetragen wurde) nahmen sie dies in "Verloren" wieder ein bisschen auf. Hier zieht sich die Handlung zwar nicht ständig, aber ein kontinuierlicher roter Faden ist nicht wirklich zu verzeichnen. Ein großer Pluspunkt ist die flüssige Schreibweise, wodurch sich das Buch nicht schleppend, sondern leicht und flüssig lesen lässt. Dass die Dialoge weiterhin ziemlich jugendlich gehalten sind, dürfte einem nun bereits bekannt sein. Für meinen Geschmack und der Wichtigkeit der Charaktere sollte dies langsam allerdings etwas eingedämmt werden. Wer würde im Beisein oder mit einer Vampirin des Hohen Rates in diesem Alter in solch einem jugendlichen Slang sprechen?
Da der Hohe Rat nun erkannt hat, was es mit Neferet auf sich hat, versucht dieser erst einmal Schadensbegrenzung zu betreiben. Denn Neferet hat sich nicht sang- und klanglos aus dem House of Night verabschiedet und sich schon so einige Pläne zurecht gelegt. Dass auch diese als selbst ernannte Göttin nicht immer ihren Willen bekommt, lässt sie noch mehr verbittern und sich eine neue Idee zurechtspinnen ....
Man könnte vermuten, die Autorinnen haben im Vorgängerband eine Reihe von veränderten Charakteren in Umlauf gebracht, welche sie in "Verloren" nun weiter ausgebaut haben. Die vormals anbahnende "Trennung" der Zwillinge hat nicht nur deren Charakter (meiner Meinung nach) erheblich aufgewertet, sondern lässt diesen ebenso eine neue Bedeutungen zukommen. Auch Kalona und Aurox bekommen eine neue Bedeutung in der Geschichte. Ich finde die Entwicklungen nicht unbedingt schlecht, wenn sich auch manchmal nur wage vermuten lässt, welche Richtung die Autorinnen hierdurch einschlagen wollen. Was mich etwas geärgert hat, war die Tatsache, dass es hierdurch fast nur um die veränderten Charaktere, nicht aber um die Handlung sowie deren Fortgang ging.
So sehr anderen Charakteren weiter ausgearbeitet oder umstrukturiert wurden, so vernachlässigt wurde Zoey. Die vormals als besondere Jungvampirin dargestellte Hauptprotagonistin sowie Aphrodite und Stevie Rae gelangen ziemlich in den Hintergrund. Dies lässt natürlich die Frage aufkommen, in wiefern diese so herausragend in die Handlung eingeführt wurden, wenn deren Rolle immer weniger Wichtigkeit zugutekommt. Damit möchte ich gewiss nicht sagen, dass sie in den Hintergrund rücken, aber der Umfang des Handelns beschränkt sich in "Verloren" nur noch auf spezielle Handlungen.
Zum Ende hin nimmt die Handlung an Spannung zu und läuft ziemlich rasant ab. Für meinen Geschmack fast schon ein bisschen zu rasant, wenn man den vorhergehenden doch eher schleppenden Handlungsverlauf in Betracht zieht. Denn das Ende, welches den Leser darauf vorbereitet, dass die Geschichte um Zoey, deren Freunden und auch Neferet noch nicht beendet ist, lässt einen ebenso ratlos wie auch ungewiss zurück, was einen wohl als nächstes erwarten mag.
Fazit:
"House of Night 10 - Verloren" ist ein Band der House of Night Reihe, welcher mich ziemlich zwiegespalten zurücklässt. Da dieses Buch keine allzu großen Überraschungen bietet, hat es sich für mich so gelesen, als versuchten die Autorinnen durch veränderte oder neu eingefügte Charaktere Schadensbegrenzung zu betreiben. Fraglich finde ich allerdings, was sie an der Handlung ausbauen und einfügen möchten, um diese spannend fortzuführen oder gar abzuschließen.