|
Titel: Der verbotene Schlüssel Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die 14-jährige Sophia verlor vor zwei Jahren bei einem Autounfall ihre Eltern. Sie erhält eine Nachricht, dass ihr Großvater, den sie nie kennen lernte, in Berlin gestorben ist. Dennoch hinterlässt er ihr ein Erbstück. Das Erbe ist schon merkwürdig. Es ist ein kompliziertes Räderwerk, einem Uhrwerk nicht unähnlich, in eins der berühmten Fabergé-Eier eingebaut. Dazu gibt es einen Schlüssel, der dieses Uhrwerk aufziehen könnte. Laut Sophias Opa ist es aber verboten, den Schlüssel zu benutzen. Der Opa hat extra dazu einen schriftlichen Nachlass, ein Buch, hinterlassen, indem er sie davor warnt, den Schlüssel unüberlegt einzusetzen. Sophia liest in der Hinterlassenschaft davon, das Ei sei in der Lage, sie in eine andere Welt zu tragen. Sophia kann nicht anders, sie probiert den Schlüssel aus und setzt das Räderwerk in Gang. Kurz darauf findet sie sich in Mekanis wieder. Mekanis, das perfekte und gefühllose Land, erwacht durch sie wieder zu neuem Leben. Dort trifft Sophia auf den 16-jährigen Theo. Zumindest sieht er so aus, als sei er sechzehn. Dabei ist Theo ein Wanderer durch die Welten und bereits über 2000 Jahre alt. Theo klärt sie über die Verhältnisse der Welt Mekanis auf. Diese stellt sich als gefährlich heraus und auf der Flucht vor unheimlichen Wesen landen die zwei wieder in Berlin. Dort werden sie aber bereits vom Sturmwächter Oros erwartet. Oros will in den Besitz des Räderwerks gelangen. Den beiden gelingt zwar die Flucht, doch ihnen auf den Fersen findet sich Oros, der Herrscher der Zeit.
Ralf Isau ist bekannt dafür, nicht nur gute, sondern viele gute Jugendbücher geschrieben zu haben und es noch tun wird. Es sieht nicht so aus, als ob er in Rente ginge. Die Idee mit der Zeit scheint ihn immer wieder zu verfolgen. Denn sein Der verbotene Schlüssel ist nicht der erste Roman, der sich mit dem Thema Zeit befasst. Die Idee von einer mechanischen Welt, die sich in einem Fabergé-Ei befindet, ist einfach großartig. Wenn das Räderwerk aufgezogen wird, stülpt sich die mechanische Welt nach außen, während unsere eigene Welt stehen bleibt. Es gelingt dem Autor hervorragend, uns mit dieser Handlung und dem Entwurf einer mechanischen Welt in den Bann zu schlagen. Theos Vergangenheit wird jedoch manchmal etwas langatmig erzählt.
Sophia hingegen bekommt erstaunlich einfach erklärt, wie unsere Welt mit den vielen maschinellen Errungenschaften funktioniert. Neben der "wissenschaftlichen" Seite funktioniert aber auch die einfühlsame Liebesgeschichte zwischen Sophia und Theo.
Ralf Isau erzählt von verschiedenen Zeiten und Welten. Eine der wichtigsten Fragen, denen er nachgeht, lautet: Was bedeutet die Zeit? Ralf Isau bringt seinen Lesern nicht die Helden in unserer Welt nahe, sondern auch die Welt Mekanis, die fast plastisch erscheint. Theo umgibt sich dort mit einem Grüppchen skurriler Figuren, was ein wenig an viele andere Bücher erinnert, wo eine kleine Gruppe eine Aufgabe erledigen muss.