Titel: Der Venuspakt Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor |
„Der Venuspakt“ von Jeanine Krock gehört zu jenen modernen Vampirromanen, in denen die Wesen der Dunkelheit durchs schwarz angehauchte Nachtleben ziehen und zwischen Gothic und S/M die Möglichkeit finden, sich unauffällig in der Welt der Sterblichen zu bewegen. Das Setting kommt unheimlich jung daher und schlägt mit dem Puls der Zeit im tiefroten Takt. Den geneigten Leser erwartet eine sinnlich-düstere Atmosphäre - phantastisch und mit einer Spannung, die es einem kaum erlaubt, das Buch aus der Hand zu legen. Hier liegt die wahre Stärke der Autorin: Ihr Stil liest sich einfach nur verdammt gut. In den gelungenen Beschreibungen erblühen die Charaktere zu blutigem Leben und es entsteht ein Lesegefühl, das einen die Zeit vergessen lässt. So wird man auch über ein paar kleine Schwächen der Geschichte hinweggetröstet:
Der Roman hat eine Menge Potential, das leider nicht gänzlich ausgeschöpft wurde. Mit gerade einmal 332 Seiten hat sich Jeanine Krock nicht viel Zeit gelassen, den Geschehnissen einen angemessenen Rahmen zu geben. Die Geschichte um Nuriya und Kieran ist ohne Frage gekonnt geschrieben und lässt letztlich das Interesse bis zum bitteren Finale wachsen - daneben gibt es jedoch Nebenhandlungen, die mehr angerissen als ausgeführt wurden. Hier wartet der Leser vergeblich darauf, dass seine Neugier gestillt wird.
Aber zurück zum Positiven. Was der Klappentext über Kieran sagt, ist beinahe untertrieben. Der Charakter ist von einer dunklen Stärke, wie man sie selten liest - hart und erotisch, voll magischer Geheimnisse. Er besitzt alle Attribute, um die Leserschaft für sich einzunehmen - und auch Nuriya kann mit Vielschichtigkeit überzeugen. Für eine Tochter des Lichts ist sie äußerst keck! Die ersten Treffen der beiden Protagonisten schildert die Autorin einfühlsam und spannungsgeladen - die Gefühle und Vorbehalte der Charaktere sind gut nachvollziehbar und lassen den Leser regelrecht mitfiebern, was ihre gemeinsame Entwicklung angeht.
Bei den Nebencharakteren ergibt sich ein etwas zwiespältiges Bild. Manche, wie Donates und Angel, sind gut ausgearbeitet - sie sind „Freunde“ von Kieran und überzeugen als interessante Persönlichkeiten. Wenige andere, wie Kierans Bruder Asher, tauchen in der Story auf und verschwinden dann lange Zeit, bis sie wieder gebraucht werden. Da fällt es dem Leser schwer, sich auf die Figuren einzulassen, und man wünscht sich doch ein paar mehr Auftritte dieser Personen.
Die Ausgabe von Egmont Lyx wartet mit einem etwas speziellen Cover auf, das sicher interessierte Leser zum Buch locken wird. Da es sich grundsätzlich vom UBooks-Cover unterscheidet, kann man hier keinen Vergleich anstellen. Wer nur auf den Preis schaut, wird wohl zur Lyx-Ausgabe greifen, wobei die Qualität des Paperbacks wie gewohnt sehr gut ist.
Tiefdunkle Phantastik mit der richtigen Mischung aus Emotion und Erotik - ein sinnlich-blutiger Roman, der vor allem stilistisch überzeugt. Jeanine Krock schafft eine anregende Atmosphäre, in der man sich schier verliert! Nur leider ist das Lesevergnügen ein bisschen zu schnell vorbei und man blickt etwas wehmütig zurück.