Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der 18-jährige Musikstudent Joel Johnston hat sich unsterblich in Jinny Hamilton verliebt. Als er sich endlich entschließt, ihr einen Heiratsantrag zu machen, eröffnet sie ihm, dass sie tatsächlich Jinny Conrad heißt und Richard Conrad, der reichste Mann aller Zeiten, ihr Großvater ist. Als dieser und auch Jinnys Vater mit ihm sprechen, wird Joel schnell klar, dass beide sein Leben durchgeplant haben und er eine Rolle im Familienkonzern übernehmen soll. Vor allem aber soll er endlich erwachsen werden und sich auf wichtigere Dinge konzentrieren als seine Musik - dabei ist er durch und durch ein Künstler. Joel flieht Hals über Kopf vom Familiensitz der Conrads und eines gibt das andere. Obwohl er Jinny wirklich liebt, sieht er keine gemeinsame Zukunft, und so heuert er, ohne lange darüber nachzudenken, auf einem Kolonistenschiff Charles Sheffield an. Wenn er nach 18 Jahren am Zielort angekommen ist, werden auf der Erde fast 100 Jahre vergangen sein, da das Schiff mit annähernder Lichtgeschwindigkeit fliegt. Doch 18 Jahre sind eine lange Zeit, und als die Charles Sheffield endlich ihr Ziel erreicht, ist nichts mehr so, wie es vorher war.
Spider Robinson bekam von der Heinlein Society den Auftrag, einen Buchentwurf aus dem Jahr 1955 umzusetzen. Tatsächlich weist die Geschichte (vor allem das erste Drittel) typische Heinlein-Elemente auf und der Roman wurde von Robinson gut umgesetzt. Dies ist eine altmodische Geschichte im positiven Sinne. Mehrfach nimmt der Autor Bezug auf Heinleins Future History, wenn er z. B. Covenant erwähnt, jene Konklave in den USA, in die Menschen abgeschoben wurden, die sich weigerten, sich gesellschaftskonform zu verhalten (was heißt: der Gewalt abzuschwören). Interessant auch die Erwähnung von Harriman, der Hauptfigur aus dem Kurzroman „Der Mann, der den Mond verkaufte“. Allerdings kann man diesen Roman trotzdem nicht dem Future-History-Zyklus zurechnen, da das Ende dieses Romans nicht zum Verlauf des Zyklus passt. Dies ist vielmehr ein liebevolles Zitat, genau wie der Name des Kolonistenschiffs, mit dem Spider Robinson seinen verstorbenen Kollegen ehrt, oder der Name Jinny, der doch sehr nach Ginny Heinlein klingt (tatsächlich wurde sogar einmal Ginny anstatt Jinny geschrieben).
Variable Star ist ein altmodischer SF-Roman im positiven Sinne. Der Protagonist wirkt wie von Heinlein ersonnen (was er wohl zumindest zum Teil auch ist), das gesamte Plot liest sich gut und es macht Laune, der Geschichte zu folgen. Spider Robinson schreibt kurzweilig und legt großen Wert auf seine Protagonisten - ganz wie Heinlein es auch gemacht hätte, und so kann man den Roman ohne weiteres empfehlen. Es ist eigentlich verwunderlich, warum das Buch noch nicht auf Deutsch erschienen ist.
7 von 10 Punkten