Reihe: Die dunkle Chronik der Vanderborgs, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Blankensee, im Juni 1904. Ich schreibe dieses Buch in großer Verzweiflung. Die Frau, die mit diesen Zeilen zur Chronistin des dunklen Zweiges der Familie Vanderborg wird, hat alles gesehen: Verdammt zu einem Dasein als Vampirin treibt die Rache sie seit ewigen Zeiten als Untote durch halb Europa. Nun findet sie Zuflucht in einem neuen Körper. Aus Eleonore wird Estelle, und die steht am Anfang ihres Lebens und eines neuen Jahrhunderts, das bessere Zeiten verspricht. Aber die Vergangenheit holt sie gnadenlos ein, und als Estelle dem Mann ihrer Liebe begegnet, ist sie bereits einem anderen versprochen! (Klappentext)
Mit der Geschichte der Vanderborgs erzählt die Autorin eine Familienchronik in drei Bänden. Als Die dunkle Chronik der Vanderborgs ist sie angekündigt und ist eine Art Mischung aus Vampirroman und Familiengeschichte. Eine Mischung nicht Fisch, nicht Fleisch. Drei Frauen stehen im Mittelpunkt der Ereignisse, beginnend in den Wirren des letzten Jahrhunderts. Es beginnt mit der brutalen Niederschlagung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika im Jahre 1904 und führt bis in die heutigen Tage.
Dabei wird auf einer zweiten Ebene von einer Vampirin erzählt, die schon den 30-jährigen Krieg erleben ‚durfte’ und seither jede bekannte Auseinandersetzung auf die eine oder andere Art und Weise erlebte. Dabei waren gerade die Kriege die beste Möglichkeit, auf den Schlachtfeldern und in deren Umkreis unentdeckt Blut zu saugen. Es begann damit, dass Jakob Vanderborg mit seiner Tochter Estelle in die Karpaten reist, um mit ihr Vampire zu fangen. Dort haust seit vierhundert Jahren eine Vampirin, verflucht zu leben und nicht sterben zu können, keine Erlösung zu finden.
Als sich Jakob auf die Suche nach den Vampiren macht, gelingt es der Vampirin, Estelle zu übernehmen: Sie wird selbst zum jungen Mädchen. Zwar kann sie jetzt leben, hat aber immer noch keinen Weg zur Erlösung gefunden. Statt dessen wird sie zur Chronistin der Vanderborgs. Doch es ist nicht nur die Zeit Vanderborgs, sondern es gibt Rückblicke in die Vergangenheit, etwa das Jahr 1848.
Bianka Minte-König ist eine bekannte Kinderbuchautorin mit dem Spezialgebiet Mädchen-Liebesromane. Ich habe mir in der Buchhandlung einen Blick auf und in die Bücher Meine Küsse - deine Küsse und Liebe voll chaotisch gegönnt. Mit diesen Büchern und den Folgeromanen dazu scheint sie sehr erfolgreich zu sein, denn die Buchhändlerin meinte, die Bücher gingen weg wie warme Semmeln.
Ob die Autorin mit ihrem neuen Buch den gleichen Erfolg haben wird, wage ich zu bezweifeln. Einfach auf den Zug - Vampire! - aufzuspringen reicht nicht aus. Es muss auch etwas dahinter stehen. Leider vermisse ich eine Weiterentwicklung vom Jugendbuch zu einem Erwachsenen-Roman. Vieles bleibt kindlich naiv. Eine Liebesgeschichte, wie sie in den Heftchen am Kiosk gang und gäbe ist, vermischt mit etwas Historie, ergibt keinen guten Genre-Mix. Erwachsene kann man mit Büchern geistig mehr beanspruchen. Manchmal habe ich den Eindruck - dabei kann ich mich durchaus irren -, sie will mit Biegen und Brechen den Lesern zeigen, dass ein Schicksal aus eigener Kraft abgewendet werden kann. Der Eröffnungsband der neuen Vampirtrilogie ist an manchen Stellen ein bisschen kitschig. Eben wie ein Liebesroman.
Die dunkle Chronik der Vanderborgs: Estelle - Dein Blut so rot