Titel: Vampire Cocktail Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Vampire Cocktails” ist eine Sammlung von Geschichten über erstaunliche Begegnungen: In kleinen verrauchten Bars, aber auch in Lokalitäten wie das Bordbistro eines Raumschiffes. Geschichten mit Cocktails von Absinth, über Bloody Mary und “Bloody Brain” bis hin zum Long Island Icetea. Eines aber haben alle diese Geschichten gemeinsam: Die vampirischen Hauptpersonen.
Der graphischen Darstellung nach könnte es sich bei dem Buch tatsächlich um ein Cocktailbuch handeln: Es zeigt ein hübsch angerichtes Cocktailglas gefüllt mit einer roten Flüssigkeit. Vielleicht ein Bloody Mary – oder im Anbetracht der enthaltenen Geschichten vielleicht doch auch Blut? Wenn der Untertitel “Geschichten aus der Vampirwelt” nicht wäre, hätte ich das Buch vermutlich nicht in die Hand genommen, auch wenn die Gestaltung durchaus passend ist: Cocktails sind für diese Sammlung schließlich essentiell.
Wie eine Cocktailkarte hat auch diese Anthologie einiges zu bieten. Aber nicht alle Cocktails oder Geschichten sind jedermanns Geschmack. Einige konnte ich wirklich genießen, manche waren genießbar – hätten aber noch ein paar weitere Zutaten vertragen – und weitere waren definitv nicht mein Geschmack.
Voll meinen Geschmack getroffen haben “Bittersüß wie Absinth” von Stefanie Mühlsteph und “Legende” von Denise Mildes. Stefanie Mühlsteph hat mich schon mit den ersten Sätzen in den Bann gezogen. Der Verlauf iher Geschichte war dann sehr überraschend – und ziemlich tragisch. Denise Mildes Geschichte um das Treffen zweier Legenden ist ebenfalls absolut stimmig und die Pointe verleiht der Kurzgeschichte ihren ganz eigenen Charme. Auch sehr humorvoll ist “Kleiner Zauber” von Sabine Frambach. Hier muss die vampirische Hauptperson feststellen, das der Teufel manchmal im Detail steckt – und die falsche Zutat in einem Cocktail verheerende Wirkung haben kann – zumindest für den Cocktailmischer. Welche Auswirkung eine einzige Zutat haben kann, stellt auch die Hauptperson in “Blutcocktail” fest. Hier fällt das Ende allerdings deutlich positiver aus als erwartet – die richtige Mischung macht es eben aus. Dies muss auch der vampirische Besitzer einer Cocktailbar in Jana Oltersdorfs Geschichte feststellen. Ihm verhilft ein unerwünschter Besuch zu einem “perfekten Cocktail”.
Bianka Bracks Idee in “Auf dem Weg zum Mars trinke ich nie Bloody Mary”, ihre Vampire in die Zukunft zu versetzen, fand ich wirklich gut – auch wenn mir der Erzählstil nicht wirklich zugesagt hat. Ebenfalls sehr originell sind “Spielhölle” von Olaf Lahayne und “Garvamore, der beste Single Malt der Welt” von Nina Sträter. In beiden Geschichten trifft der Leser auf auf ungewöhnliche Vampirarten – und Getränke. Bei mir ist bei diesen Geschichten der Funke allerdings nicht wirklich übergesprungen.
Noch weniger meinen Geschmack getroffen haben dann “Unter dem Nebelmond” von Michael Zandt, “Pisco Sour, Psihtaco Sour” von Sabrina Železný und “Der Gast ist König” von Sven Linnartz. Die Geschichten waren mir zu blutig und düster, die Protagonisten einfach zu böse – andere Leser werden das vermutlich für einen wichtigen Bestandteil von Vampirgeschichten halten. “Pisco Sour, Psihtaco Sour” möchte ich dennoch hervorheben. Sabrina Železný schafft es hier schon mit den ersten Sätzen, ein peruanisches Flair zu erschaffen – und auch das Ende passt zu dem Stil der Geschichte. Da ich allerdings eher Liebhaber von humorvollen, tragischen und romantischen Geschichten, bin haben die Zutaten hier eben einfach nicht zu meinem Geschmack gepasst – besonders die abschließende Zutat nicht.
Insgesamt ist “Vampire Cocktail” damit eine solide Mischung, in der sich vermutlich für jeden Geschmack etwas finden lässt – allerdings eben auch einige Geschichten, die den Geschmack des Lesers nicht treffen werden.