Genre: Mystery / Romance / Gothic Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de)
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Vampire Knight Guilty setzt die Story der ersten Staffel nahtlos fort: Obwohl Kaname die Reinblüterin Shizuka getötet hat, wird Zero dafür verantwortlich gemacht. Schließlich gibt es keine Zeugen und Zero hatte einen triftigen Grund, die Vampirin zu ermorden: Sie hat ihn, der Blutsauger mehr als andere hasst, zu einem solchen gemacht. Allerdings hätte ihr Blut Zero davor retten können, ein wahnsinniges und blutdurstiges Monster zu werden. Um Yukis Willen lässt Kaname ihn von sich trinken und kann sich so sicher sein, dass Zero ihn nicht verrät. Denn für Kanames steht Yukis Schutz an erster Stelle: Dafür manipuliert er Feinde und sogar Freunde, die jedoch trotz allem zu ihrem reinblütigen Anführer stehen.
Yuki leidet sehr unter den tragischen Ereignissen und muss zunächst allein die kreischenden Mädchen der Day Class zähmen. Denn Zero ist verschwunden – er kehrt jedoch bereits in der ersten Folge von Vampire Knight Guilty zurück. Während er mit seiner Natur als Blutsauger kämpft, drängen sich allmählich Yukis verlorene Erinnerungen in ihr Bewusstsein. Immer wieder hat sie Alpträume und schreckliche Visionen. Und schließlich wird ihr bewusst, dass Kaname etwas mit ihrem Gedächtnisverlust zu tun haben könnte. Was verbirgt er vor Yuki? Ihre Verbindung geht viel tiefer, als man es bisher erahnen konnte …
Beide Vampire Knight-Staffeln bilden eine durchgängige Geschichte, deren Abgründe erst jetzt wirklich sichtbar werden: Das Schicksal der Charaktere ist eng miteinander verwoben und Kaname scheint zumindest teilweise die Fäden zu ziehen. Er wirkt weiterhin kühl und unnahbar – doch zu Yuki ist er meist sanft, selbst wenn sie nicht auf ihn hört. Doch er ist auch ein Vampir und liebt Yuki über alles. Und es fällt ihm zunehmend schwerer, ihrem Blut zu widerstehen. Da er ein Reinblüter ist, der noch dazu von der Königsfamilie abstammt, dienen ihm die Vampire der Night Class bedingungslos. Kaname benutzt sie, um Yuki vor dem Mann zu beschützen, der ihre Eltern tötete. Das merken die Vampire der Night Class auch – und sie merken, dass Kaname trotz seiner kalten Fassade versucht, sie – soweit es ihm bei seinen Plänen möglicht ist – zu beschützen.
Die Geschichte ist dabei ziemlich verzwickt. Kaname und Yuki werden von ihrer Vergangenheit eingeholt und die Umstände lassen nicht zu, dass Kaname sie allein beschützen kann. Er braucht ausgerechnet Zero, der in Yuki verliebt ist und bereits von ihrem Blut getrunken hat. Kaname ist zerrissen zwischen seiner Eifersucht und der Notwendigkeit Zeros für seinen Plan. Deswegen erlebt man ihn in Vampire Knight Guilty erstmals unbeherrscht und spürt seine Anspannung deutlich. Auf den ersten Blick wirkt er dabei arrogant und unsympathisch, doch wer genau hinsieht, erkennt, wie sehr sich Kaname quält. Er ist wohl der geheimnisvollste und facettenreichste Charakter, doch auch Yuki und Zero überzeugen mit Glaubwürdigkeit. Wo Dreiecksgeschichten oftmals in Kitsch abdriften und einer nur als chancenlose Konkurrenz herhält, entfaltet sich in Vampire Knight eine bittersüße Lovestory, deren Ausgang lange Zeit ungewiss bleibt.
Bis zur letzten Folge hält Vampire Knight Guilty Überraschungen parat. Manche Entwicklungen kann man absehen, doch im Detail wendet sich das Blatt immer wieder. Die Geschichte um Yukis tragische Vergangenheit verwebt sich mit der Liebesgeschichte der Gegenwart: Auch wenn sie Kaname über alles liebt, hat sie das Gefühl, ihn als reinblütigen Vampir niemals erreichen zu können. Gleichzeitig muss sie sich eingestehen, dass sie auch für Zero etwas empfindet. Mit ihm zusammen ist sie vier Jahre lang aufgewachsen, beide haben ihre Eltern verloren und traumatische Erlebnisse mit Vampiren überstanden.
Dass Yuki so viel für Kaname und Zero empfindet, liegt nicht an ihrem reizvollen Äußeren, sondern jeweils an einer tiefen Bindung, die sich über viele Jahre aufgebaut hat. Und genau deswegen berührt Vampire Knight den Zuschauer: Yuki handelt nicht im Rausch der Gefühle – ihre Gefühle sind über lange Zeit gewachsen. Die oftmals überkochenden Emotionen der Protagonisten sind durchweg nachvollziehbar und sind das, was auch Vampire Knight Guilty spannend macht: Schicksalsschläge haben die Charaktere gezeichnet und es gelingt ihnen nicht mehr, wirklich miteinander zu reden. Vor allem Yuki spricht nicht über das, was sie quält. Es kommt zu zahlreichen Missverständnissen und noch während die Protagonisten miteinander ringen, werden sie von den Ereignissen überholt. Doch Yuki, Kaname und Zero sind nicht wehrlos.
Auch Vampire Knight Guilty ist wieder phantastisch gezeichnet und trifft den Stil der Mangavorlage gut. In den Augen der Charaktere spiegelt sich so viel, dass bei man bei vielen Szenen zu gerne auf die Pause-Taste drücken würde, nur um einen Blick ein wenig festzuhalten. Doch die Story bleibt durchweg spannend und so ertappt man sich dabei, alle Folgen am Stück anzuschauen. Der Soundrack harmoniert auch in der zweiten Staffel mit der melancholischen und düsteren Stimmung, allerdings war das Opening der ersten Staffel wesentlich eingängiger und atmosphärischer. Die Synchronisation ist bis auf wenige Ausrutscher sehr gelungen. Doch ausgerechnet Yukis leiblicher Vater, der in Rückblenden auftritt, hat eine unpassende Stimme. Ein kleines Manko, über das man in Anbetracht der durchweg professionellen Produktion hinwegsehen kann.
Fazit
Auch Vampire Knight Guilty begeistert mit einer bittersüßen Lovestory, glaubwürdigen Charakteren und Vampiren, die gleichermaßen faszinieren wie erschrecken. Die einzelnen Folgen bauen konsequent aufeinander auf und entfalten eine berührende und gut durchdachte Geschichte, die auf einer tragischen Vergangenheit aufbaut. So sollten Vampirromanzen sein: unheimlich, sinnlich, blutig und magisch! 9 von 10 Punkten.