Reihe: Urbat, Band 2 Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Für alle, die den ersten Teil noch nicht gelesen haben, diese Rezension !SPOILERT! den Ausgang von Band 1
Kurzbeschreibung:
»Du kannst ihm nicht vertrauen. Bitte, Gracie, glaube mir. Ihr seid alle in Gefahr. Du musst wissen, dass …« Die Stimme erstarb. Dann war die Leitung tot. »Jude!«, schrie ich in mein Handy. Grace hat das größte Opfer gebracht, um Daniel zu heilen – sie hat ihre Seele in die Klauen des Wolfes gelegt. Nun muss sie ein Hund des Himmels werden. Auf der Suche nach ihrem abtrünnigen Bruder Jude kommt sie dem mysteriösen Talbot näher. Der Wolf in ihr wächst und sie entfremdet sich von Daniel. Sich des dunklen Weges, den sie einschlägt, nicht bewusst genießt Grace ihre neuen Fähigkeiten – und bemerkt nicht, dass ein alter Feind tödliche Fallen auslegt ...
Meine Meinung:
Nach dem grandiosen ersten Teil habe ich mich sehr auf die Fortsetzung von "Urbat - Die dunkle Gabe" gefreut. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.
Gracie, hat im ersten Band ihre große Liebe Daniel von dem auferlegten Fluch befreit, jedoch trägt sie nun den Wolf in sich. Die Geheimniskrämerei von Daniel hätte somit meiner Meinung nach ein Ende haben können - was aber leider nicht der Fall ist. Daniel beginnt wieder sich von Grace zurückzuziehen, ihr Lügengeschichten aufzutischen und sie mehr oder weniger von sich fernzuhalten. Die Gesellschaft eines anderen Mädchens scheint ihn jedoch nicht zu stören.
Grace ist darüber jedoch nicht wirklich besorgt - ihre Sorge gilt mehr seinen Lügen bezüglich seinen Aufenthaltsorten und dass er ihr nicht zutraut, die Balance zwischen sich und dem Wolf in ihr zu wahren, weshalb er auch ihr Training nicht mehr fortführen möchte. Grace nimmt dies sehr persönlich und versucht deshalb auf eigene Faust nach ihrem Bruder zu suchen. Zusammen mit April scheint sie einer heißen Spur auf den Fersen zu sein und auch Talbot, welchen sie bei der Suche nach Jude kennenlernt, stößt sie nicht von ihrer Seite, als dieser ihr anbietet, ihre Fähigkeiten weiter auszubauen.
Graces, für meinen Geschmack, ziemlich naives Verhalten hat diesem Buch einiges an Sympathiepunkte gekostet und auch Daniels Auftreten war sehr sporadisch, wodurch er in diesem Band mehr als Randfigur agiert. Ein richtiges Gespräch zwischen beiden findet erst zum Ende hin statt, weil beide während der Haupthandlung mehr mit ihren Geheimnistuereien und ihrem Handeln auf eigene Faust beschäftigt sind.
Grace verbringt immer mehr Zeit mit Talbot, welcher von ihr nicht abgeneigt ist und auch Grace muss sich in der ein oder anderen Situation sehr zurückhalten, ihm nicht zu verfallen. Bis ihr wieder einfällt, dass ihre große Liebe Daniel gilt, der ja aber meist abwesend ist. Ihre fast schon blauäugige Hingabe Talbot gegenüber hat bei mir für große Verwirrung gesorgt, denn sein Auftauchen nimmt sie einfach hin, ohne groß Fragen zu stellen.
Ich muss jedoch gestehen, ich habe das Buch an einem Tag verschlungen, denn der Schreibstil von Bree Despain liest sich wirklich flüssig und leicht ohne dabei trist zu wirken. Grace wird von Talbot bei dem Ausbau ihrer Fähigkeiten trainiert, wodurch sie in sehr spannende Szenerien gelangt. Dies und auch Talbot selbst stärken ihr Selbstbewusstsein und verleihen ihr nach und nach wieder etwas mehr Sympathie.
Über die Urbats selbst und deren Geschichte erhält man auch mehr Informationen, was für mich sehr interessant zu lesen war. Hierdurch konnte die Autorin wieder einiges an Punkten bei mir sammeln, was auch durch die Einführung bereits bekannter aber im ersten Teil etwas zu kurz gekommener Charaktere der Fall ist. So habe ich mich zum Beispiel sehr gefreut, auch etwas mehr über Gabriel zu erfahren, dessen Charakter dadurch etwas mehr Aufmerksamkeit verliehen bekommt.
Auch Jude gibt immer wieder Lebenszeichen von sich, ohne direkt darauf einzugehen, wer hinter ihr her ist. Bis zum großen Showdown war mir nicht im geringsten klar, wer für Grace nun gefährlich sein soll. Talbot, Daniel oder gar Jude selbst? Mit der Auflösung, wer hinter Grace her ist und mit dem gemeinen Cliffhanger am Ende hätte ich so nie gerechnet, wodurch der Autorin ein gelungener Schachzug gelungen ist.
Ich bin sehr auf den dritten und letzten Band von Bree Despain gespannt, welcher im englischen bereits unter dem Titel The Savage Grace erschienen ist und hoffe, dass beide Protagonisten hier mehr miteinander sprechen. Denn daran hapert es in diesem Band ganz schön (- sofern dies denn möglich ist.)
Mein Fazit:
Mit "Urbat - Der verlorene Bruder" konnte Bree Despain zwar nicht ganz meine Erwartungen erfüllen, mir jedoch durch das Geheimnis, wer hinter Grace her ist und auch den Auswirkungen des Wolfes fesselnde Lesestunden beschaffen. Die Geschichten zu den Urbats selbst waren sehr gelungen und auch Action kam in diesem Band nicht zu kurz. Dennoch kann ich der stellenweise sehr naiven Protagonistin, dem spärlich vorkommenden Daniel und den damit verbundenen Ungereimtheiten zwischen den beiden Protagonisten keine große Freude abgewinnen. Von mir gibt es deshalb 3,5 von 5 Bücherjunkies.