| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Planet Mesklin ist ein Wunder der Physik. Die unglaublich riesige Welt weist an den Polen eine Gravitation von bis zu 700 G auf. Die Welt rotiert in 24 Stunden 70 Mal, d. h. ein Tag dauert 20,6 Minuten. Die Welt hat aufgrund der Kräfte und der Größe eher die Form eines Diskus, und so ist diese Welt für die Terraner sehr interessant. Zu Forschungszwecken errichteten sie einen Stützpunkt in Äquatornähe, wo die Schwerkraft nahe dem 3-G-Bereich liegt.
Als man nun die Schwerkraftfelder an den Polen mit einer Rakete untersucht, stürzt diese ab. Die Menschen wollen die wertvollen Daten unbedingt retten. Es wird eine Expedition von Mesklinern losgeschickt, um die Rakete zu bergen. Nur diese einheimischen Wesen sind in der Lage, die Schwerkraft zu ertragen. Am Ende erleben die Menschen jedoch eine Überraschnung, denn die Meskliner sind gerissener, als die Menschen gedacht hatten.
Wenn man das so liest, möchte man meinen, dies sein ein sehr interessanter Roman, und oft wird dieser Roman als ein wichtiges Werk der SF hingestellt. Dem ist nicht so. Hal Clement schreibt den Roman vollkommen fantasielos herunter. Die Meskliner und alle anderen Rasse aus Mesklin sind dem Menschen vom Verhalten so ähnlich, dass es schmerzt. Die Wesen, beschrieben als eine Art Krabbe mit vielen Beinen, sprechen ganz normal, haben dieselben Gefühle und unternehmen dieselben Handlungen wie Menschen.
Hal Clement schreibt von gefrorenem Methan und Gasen. Doch später segelt man auf Flüssen zum Pol, jagt Nahrung und fährt vorbei an Gebirgen und Wäldern. Nur selten wird man daran erinnert, dass sich das alles auf einer Welt der Extreme abspielt. Über Strecken könnte man auch meinen, Clement beschreibt die Erlebnisse von Seefahrern des Mittelalters oder einer Arktis-Expedition.
Für mich ist Mission Of Gravity eines der meistüberschätzten SF-Werke überhaupt. Was man zu lesen bekommt, ist naive Golden-Age-SF, gemischt mit (aus heutiger Sicht) lächerlichen Technik-Beschreibungen. So kann man über drei Seiten lesen, wie schwer es doch ist, ein Gesamtbild aus Luftaufnahmen zusammenzufügen, oder dass man sich mit einem Rechenschieber vor den Computer setzen muss.
Am meisten aber hat mich die fantasielose Beschreibung der Meskliner und ihrer Welt verärgert. Was die physikalischen Grundlagen betrifft, so fehlt mir das nötige Wissen, die Angaben auf Plausibilität zu prüfen, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass dies vollkommener Unsinn ist. Ich glaube, Hal Clement hatte keine Ahnung, wie viel 1 G genau ist (obwohl er diese Kräfte immer spürte), denn sonst hätter er nicht geschrieben, dass sich Menschen pausenlos 3 G aussetzen und dies relativ leicht wegstecken. Zwar erhält der Panzer, den die Menschen haben, die Bewegungsfreiheit, aber die G-Kräfte werden damit nicht aufgehoben und diese wirken nach wie vor auf Körper und Geist.
Fazit: ein Buch, vom Zahn der Zeit zerfressen, das man keinswegs lesen muss. Naive SF mit überalterten technischen Beschreibungen und einem unsinnigen Konzept.
2 von 10 Punkten.