Titel: Unschöne Dinge Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist nicht etwa ein Allerweltskrimi, sondern ein Anderweltskrimi. Der Handlungsträger, der uns vorgestellt wird, ist ein Druidenermittler namens Connor Grey. Seit es die große Verschmelzung gab zwischen einer Parallelwelt und der unsrigen, änderte sich einiges. Während Roland Emmerich gern New York in Schutt und Asche legt, sogar mehrmals in seinen Filmen, nutzt Mark del Franco die Gelegenheit und ändert die Welt der etwas nördlich von New York gelegenen Stadt Boston. Connor Grey gehört zu den mächtigsten Druiden seiner Zunft. Er gehört zu den mächtigen Ermittlern, der immer dann gerufen werden, wenn es brenzlig zu werden scheint. Dagegen haben die eingebildeten Elfen, aus der Sicht der Menschen, die niedere Detektivarbeit an die Menschen abgegeben. Man will sich nicht die Hände schmutzig machen. Neben den Elfen leben in der Welt der Menschen auch Zwerge, Trolle und andere Lebewesen aus der Feienwelt. Der Begriff Feienwelt ist nicht unbedingt als bekannt vorauszusetzen. Aber er findet sich, wie viele weitere ebenfalls, hinten im Buch als Erklärung wieder.
Kommen wir aber zu unserem Ich-Erzähler zurück. Bei einem Einsatz gegen einen militanten Umweltschützer wurde er verletzt und besitzt seither in seinem Kopf ein "Etwas", das seine Kräfte blockiert. Aus dem aufstrebenden Mann wurde ein Niemand, der in das sogenannte Weird zog, um dort die Verbrechensrate zu mindern. Im Weird lebt der Abschaum zweier Welten. Connor zur Seite steht sein menschlicher Freund und Partner Murdock. In dem Viertel, wo sich Huren und Fixer, Diebe und Mörder treffen, sorgen sie mit ihren bescheidenen Kräften für die Aufklärung der Gewalttaten.
Mark del Franco spielt anscheinend gern mit Klischees, wenn er seine beiden Ermittler auf die Menschheit und die Feien loslässt. Erinnerungen an `Große’ der Kriminalliteratur werden wach, aber auch an Mystery-Thriller. Besonders überzeugend ist Mark del Franco, wenn es darum geht, eine Welt aufzubauen, in der die Vorurteile und der Rassismus Hand in Hand einhergehen. In der Welt des heruntergekommenen Weird herrschen Not und Elend, Gewalt und Mord, Verbitterung und Hass. Die realistisch wirkende Kombination aus gebrochenen Menschen und Feienwesen, aber auch aus Arm und Reich wird schnell intensiver dargestellt. Jeweils in einer Dienstagnacht werden elfische Stricher umgebracht. Das herausgerissene Herz wird durch einen magischen Stein ersetzt. Connor Grey erkennt sehr schnell, dass mehr als nur ein einfacher Mord oder gar ein Serienmörder dahinter steckt. Als weitere Ermordete auftauchen, jeweils Dienstagnacht, wird klar: Die Leichen sind Teil eines Rituals. Dieses Ritual könnte beide bekannte Welten aus den Angeln heben. Connor und sein menschlicher Begleiter ermitteln gegen die Zeit.
Das Buch beginnt gleich mit einem Mord, wie in den normalen Kriminalromanen üblich, verlangsamt dann erst ein wenig das Tempo der Erzählung, weil beide Welten zumindest kurz vorgestellt werden müssen. Das hält den Autoren jedoch nicht davon ab, kurz darauf das erzählerische Tempo zu erhöhen. Einfach ein tolles Buch, das mich von den zur Zeit sehr häufig auftretenden Vampirerzählungen abhielt und durchaus positiv überraschte. Connor Grey ist zwar kein James Bond, aber ein hervorragender Gesetzesvertreter.
Das Buch ist sehr gut, was sicher an der guten Übersetzung des Verlagsinhabers und Berufsübersetzers Michael Krug liegt. Die gelungene Titelbildgestaltung trägt ebenfalls zum Buch bei.
Ein Roman, der unter die Haut geht. Wortwörtlich.