Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Dieses Taschenbuch ist schon eine Besonderheit im SF-Programm des Bastei-Lübbe-Verlages. Entgegen den Trend bietet dieser seinen Lesern mit „Unendliche Grenzen“ neue Novellen von auch hierzulande vier überaus bekannten SF-Autoren. Peter F. Hamilton, Stephen Baxter, Paul McAuley und Ian McDonald zählen allesamt zu den erfolgreichsten SF-Autoren unserer Zeit und Englands sowieso. Viele ihrer Romane und Kurzgeschichten wurden und werden auch hierzulande verlegt.
Stephen Baxter wird bei Heyne verlegt, hier erschien der letzte Roman von ihm erst im Juni diesen Jahres; Peter F. Hamilton wird bei Bastei-Lübbe verlegt, momentan sind 12 Romane im aktuellen Taschenbuchprogramm; Paul McAuley wurde bei Heyne verlegt, seine Bücher sind aber hierzulande nur noch antiquarisch erhältlich; gleiches trifft auf die Werke von Ian McDonald zu, dessen Werke sowohl bei Heyne als auch Bastei-Lübbe erschienen sind.
Wieder einmal ist es dem verlegerischen Mut der Verantwortlichen im Verlag Bastei-Lübbe und hier vor allem Stefan Bauer zu verdanken, dass die deutschsprachigen Leser in den Genuss dieser längeren Erzählungen kommen. Bekanntlich verkaufen sich SF-Titel seit längerem sehr mühsam und vor allem Kurzgeschichtensammlungen liegen oft wie Blei in den Regalen. Das der Bastei-Lübbe-Verlag nun ganz gegen seine Tradition eine Novellensammlung herausgegeben hat, überraschte mich schon ein wenig, denn selbst zu Hochzeiten der SF-Literatur hielten sich die Bergisch Gladbacher mit solchen Publikationen eher zurück. Wolfgang Jeschke brachte selbst in den Jahren des Niedergangs noch Kurzgeschichtensammlungen heraus, als bei Bastei-Lübbe solche Publikationen bereits lange aus dem Programm verschwunden waren. Umso unterstützenswerter halte ich diese Verlagspolitik.
Die vier Autoren zeigen auf sehr unterschiedliche Weise ihr Können. Während Stephen Baxter seine Erzählung „Wirklichkeitsstaub“ im seinen bei Heyne herausgegebenen Xeelee-Zyklus spielen und Ian McDonalds Novelle „Tendeléos Geschichte“ vor dem selben Handlungshintergrund wie seine bei Heyne erschienen Romane „Chaga oder das Ufer der Evolution“ und „Kirinja“ handeln lässt, sind die Beiträge der anderen beiden Autoren meines Wissens Zyklus unabhängig.
Peter F. Hamilton erzählt eine Kriminalgeschichte, die im 19. Jahrhundert beginnt und über 2038 endet. Als Handlungshintergrund dient nicht die Erde wie wir sie aus der Geschichte her kennen, sondern eine Parallelwelt, in der die Römer nicht durch die barbarischen Nordvölker vernichtet wurden, sondern zu wissenschaftlicher Blüte kamen.
Paul McAuley spielt auf Dione einem Mond des Saturns nachdem dort ein Aufstand gegen die Erde blutig niedergeschlagen wurde. Ein Geschichtswissenschaftler soll den Aufstand aufarbeiten und möchte die ganze Wahrheit herausfinden. Dazu muss er sich mit den letzten Überlebenden des Aufstandes treffen und tiefer in deren Mentalität eindringen, als ihm dies lieb sein kann. Bei seiner Geschichtsforschung erfährt und sieht er dabei Dinge, die sein Weltbild doch ziemlich durcheinanderbringen.
Viel mehr möchte ich über die einzelnen Beiträge nicht verraten. Jedem SF-Interessierten sei jedoch gesagt, dass alle vier Novellen lesenswert sind und sowohl durch ihre Ideen wie auch durch ihre erzählerische Kraft überzeugen. Zudem stimmt das Preis-Leistungsverhältnis, so dass ich einen Kauf nur empfehlen kann.