Reihe: Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover zeigt ein Mädchen in einem roten Ballkleid inmitten eines Waldes. In der Ferne schimmert der Wald leicht rötlich, wie bei einem Sonnenaufgang – oder einem Waldbrand. Das Gesicht des Mädchens bleibt verborgen, als Betrachter sieht man nur ihre Rückseite. – Mich erinnert das Cover an den Klappentext (die ersten Zeilen des Buches), trotzdem gefällt es mir nicht. Das Mädchen scheint einfach viel zu unwirklich.
Aber auch wenn das Cover mich nicht überzeugen konnte, die Geschichte hat mich sehr schnell in den Bann gezogen – und noch immer nicht daraus entlassen.
Clara ist sechzehn, als sie den Hinweis auf ihre erste Aufgabe in Form einer Vision bekommt. Jeder Engelsgeborene hat eine Aufgabe und obwohl Clara als Tochter einer Nephilim nur ein Viertelengel ist, bekommt auch sie eine zugewiesen. Clara hofft darauf, ein Schutzengel zu werden – und zumindest zu Anfang scheint ihre Vision auch genau diesem Wunsch zu entsprechen. Ihre Vision führt sie jedoch von Kalifornien nach Montana. Nach Wyoming, denn dort wartet der Junge aus ihrer Vision auf sie.
Schon die ersten Zeilen der Geschichte haben mich mitgerissen. Claras Vision wirkte fast real – und gewinnen durch die ständigen Wiederholungen auch für den Leser schnell an Bedeutung. Das Verhalten von Claras Mutter verstärkt diese noch – die Aufgabe muss ziemlich wichtig sein, wenn deswegen die ganze Familie Hals über Kopf umzieht. Claras Bruder Jeffrey ist da nicht so enthusiastisch wie Claras Mutter. Seine Trotzreaktionen sind mehr als nachvollziehbar – und irgendwie süß. Zum Glück fängt er sich in Wyoming ziemlich schnell, wäre auch schade, wenn sich Clara und er das ganze Buch über streiten würden. Für Geschwister kommen sie wirklich gut miteinander klar.
Claras Vision und der darauf folgende Umzug sind jedoch erst der Anfang. Stück für Stück enthüllt sich dem Leser mehr über die Nephilim – auch durch das ziemlich überraschende Auftauchen eines weiteren Engelsgeborenen in Claras Alter. Von ihrer Mutter in ziemlicher Unwissenheit gehalten (selbstverständlich zu ihrem eigenen Schutz) entdeckt Clara bei plötzlichen engelhaften Ausbrüchen wie strahlendem Haar oder zusammen mit dem anderen Engelsblut mehr über ihre Fähigkeiten und die Welt, zu der sie gehört. Aber Clara ist nicht nur ein Engelsblut, sondern auch ein junges Mädchen. Ihre erste Begegnung mit dem Jungen aus ihrer Vision, Christian, läuft nicht wie geplant, sie sinkt ihm, sehr zum Amüsement ihres Bruders, buchstäblich in die Arme – ohnmächtig. Und nach der ersten Begegnung ist es nicht nur ihre Vision, die sie zu ihm hinzieht.
Es ist jedoch nicht Christian, der sie über den langen Sommer hinweg davon abhält, in Langeweile und Trübsal zu versinken, sondern Tucker, der Bruder ihrer schnell gefundenen neuen besten Freundin. Tucker ist es, der sie küsst – und Tucker ist es, der nicht nur ihre Augen zum Leuchten bringt. Clara muss sich entscheiden zwischen einer möglichen Liebe und ihrer Aufgabe als Engelsblut. Keine leichte Entscheidung, die, nachdem sie getroffen wurde, einige Überraschungen birgt – sowohl für Clara als auch für den Leser. Die Auswirkungen sind nicht überschaubar. Denn das Ende von “Dunkle Flammen” ist erst der Anfang – und wenn die im Oktober erscheinende Fortsetzung “Heiliges Feuer” die Vorlage so weiterführt, haben wir noch einige spannende Lesestunden vor uns. Ich werde sie mir bestimmt nicht entgehen lassen.