Zyklus/Serie: Wurdack-SF 3 Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
Nach "Deus ex machina" und "Walfred Goreng" die dritte SF-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag. 19 Geschichten deutschsprachiger Autoren stellen wieder einmal ein breites Spektrum der SF dar.
Torben Kneesch : Überschuß
Die altbekannte Idee des Einfrierens konsequent bis zum Ende gedacht. Ein schöner Auftakt.
Lutz Herrmann : Der Irrtum
Ein bissiger Kommentar über die menschenverachtende Sicht von "Managern" - excellent !
Armin Rößler : Barrieren
Die Vorgeschichte von "Andrade", spannend erzählt, unbedingt lesenswert.
Birgit Erwin : Nur ein Gedanke
Intelligenter Klamauk, sehr amüsant.
Markus K. Korb : Der Spaziergang
Eine sehr religiöse Geschichte über die Existenz Gottes. Bemerkenswert, daß sie trotz des Tiefsinns weder langweilt noch belehrt. Das erste Higlight dieser Anthologie !
Bernhard Weißbecker : Der Untergang der Titan
Eine angenehm bissige Mediensatire, leider etwas zu sehr an den Standard angelehnt, zu altbekannt, zu wenig innovativ.
Andrea Tillmanns : Nicht ganz Atlantis
Eine Post-War-Story. Plot, Setting, ja sogar die Struktur der Geschichte sind altbekannt. Dennoch macht es Spaß, diese Story zu lesen, man ist gepackt vom Schicksal und den lebensumständen der Protagonistin. Der Grund dafür ist alleine in Stil und Ausdrucksweise der Autorin zu suchen, kraftvoll wird hier eine Leidensgeschichte erzählt, die den Leser bis zur letzten Zeile nicht mehr loslässt. Das zweite Highlight dieser Anthologie !
Peter Hohmann : Strafvollzug
SF-Action, nett und spannend.
Axel Bicker : Wider Willen
Eine Kitsch-Story, sentimental bis zum letzten Taschentuch. Und dabei so kraftvoll, modern und spannend geschrieben, daß man einfach gefesselt ist. Mehr als lesenswert !
Thorsten Küper : Das Festtagsprogramm
Die ausgeflippte KI einer Raumstation bringt die Insassen nur an Feiertagen mit entsprechend aufgemotzten Robotern um. Eine Tour de Force von Thorsten Küper, action-betont und trotzdem intelligent, teilweise sogar urkomisch.
Nina Horvath : Die Spirale
Zwar extremst bedeutungsschwanger, aber nett und flüssig geschrieben.
Uwe Herrmann : Der Besucher
Eine amüsante Humoreske, nicht sehr bedeutend, aber innovativ und witzig.
V. Groß : Albas bestes Spiel
Sehr ansprechend geschrieben, doch für meinen Geschmack sehr moralisierend.
Edgar Güttge : Flasken
Absurde Story, allerdings sehr gut geschrieben.
Ilka Sehnert : Das Buch
Überholte Form, langweiliger Inhalt : Unleserlich
Bernhard Schneider : Der Bewohner
Eine klassische Virtual-Reality-Story mit einer altbekannten Pointe - also eigentlich nichts Neues. Trotzdem spannend geschrieben und angenehm lesbar, sehr kurzweilig.
Antje Ippensen : Alles wandelt sich
Eine "grüne" SF-Story. Nicht sehr spannend, aber innovativ und einfühlsam erzählt.
Uwe Sauerbrei : Allmacht
Ein urkomischer Kommentar zur Universen-umfassenden Spielart der SF, unbedingt lesenswert.
Fazit : Nach zwei lesenswerten Anthologien steigert sich der Wurdack-Verlag mit "Überschuß" noch einmal kräftig. Auch wenn noch nicht alle Geschichten auf dem gleichen Niveau sind, liegt hier eine wunderbare Auswahl an Stories vor, so daß man das Buch garnicht mehr aus der Hand legen möchte. Es zeigen sich auch erste herausragende Stories, die sehr wohl dem Niveau eines Asimov, Anderson oder Moorcock aus dem Golden Age oder der New Wave entsprechen. Ich kann nur empfehlen, sich diese Reihe von Anfang an zuzulegen, bevor die Auflagen verkauft sind.
Überschuss - die Rezension von Tobias Schäfer