Titel: Ubik Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Joe Chip ist eine verkrachte Existenz. Obwohl er einer der begabtesten Anti-Telepathen ist, ist er chronisch pleite. Doch bevor er sich weitere Gedanken über seine finanzielle Situation machen kann, ruft sein Chef Glen Runciter ihn und fast ein Dutzend weiterer Telepathen und Präkogs zusammen. Ein größerer Auftrag steht an und die Aufgabe von Joe Clips Gruppe ist es, einen telepathischen Angriff auf seine Klienten abzuwehren. Doch der Auftrag wird zu einem Desaster. Durch eine Bombenexplosion wird Runciter getötet und Joe und seine Gruppe brechen den Auftrag ab.
Doch der Tod ist nicht das Ende. Längst kann man die Gehirnströme Verstorbener im Kältetiefschlaf messen und kanalisieren. Dies macht eine Kommunikation mit Toten möglich. Joe bringt deswegen seinen verstorbenen Chef in die Schweiz zu einem Institut, in dem auch dessen Frau untergebracht wurde. Joe Chip will sich von Runciter einen Ratschlag holen, was nun zu tun ist, denn inzwischen häufen sich rätselhafte Ereignisse: Joes Bargeld wurde transformiert und plötzlich finden sind darunter Münzen, die seit Jahren nicht mehr im Umlauf sind. Noch erstaunlicher ist, dass manche Geldscheine plötzlich ein Porträt von Runciter aufweisen, aber dennoch anstandslos als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Doch der Mann, der Antwort darauf geben könnte, bleibt unerreichbar, denn die Experten in dem Schweizer Institut können keine Verbindung zu ihm aufnehmen.
Joe Chip weiß, dass Runciter der Schlüssel zu all den Ereignissen, die immer schlimmer werden, ist. Und viel Zeit bleibt ihm nicht, denn schon beginnen seine Kollegen zu sterben - an einem ins Unermessliche beschleunigten Alterungsprozess. Die Zeit scheint aus den Fugen geraten zu sein - zumindest für Joe Chip und seine Gruppe.
Ubik ist ein wahrhaft faszinierendes Buch mit einigen überraschenden Wendungen. Doch zum Ende hin gelingt Philip K. Dick das Kunststück, alles zu einem sinnvollen und stimmigen Ende zu bringen. Angesichts der Mysterien, die der Autor einem in diesem Buch auftischt, ist das wahrhaft erstaunlich. Es tauchen in dem Roman wieder typische Dick-Themen auf wie Präkogs, Brüche in der Zeitlinie oder die Frage nach der Wirklichkeit. Doch im Gegensatz zu anderen Werken des Autors weist Ubik eine erstaunliche Zielstrebigkeit auf. Wie kaum in einem anderen seiner Bücher treibt Philip K. Dick die Geschichte voran und hat von Anfang an das Ziel im Visier. Dies macht Ubik zu einem der besten Bücher, die der Autor je verfasst hat.
Aber nicht nur das Plot ist genial. Auch die Charakterisierung der Protagonisten, die Beziehungen dieser untereinander und die Art und Weise, wie Dick erzählt, zeigen einen Autoren, der zur Höchstform aufgelaufen ist. Man wünschte sich, dass alle Romane des ehemaligen Underdogs der SF-Literatur so auf den Punkt gebracht worden wären wie dieser.
Ubik ist schlichtweg brillant. Dick schrieb selbst einst über Ubik, dass er während des Schreibens erkannte, dass der Roman zu gewöhnlich wurde und er daraufhin alles hineinpackte, was ihm einfiel. So kamen dann also Türen und Kühlschränke, die sich vor dem Öffnen bezahlen lassen, ein Anti-Präkog, der über die Beeinflussung der Vergangenheit Zukunftsvorhersagen verhinderte, absurde Verschiebungen der Zeitebenen und die alles entscheidende Frage, was nun Ubik ist. Doch diese bekommt man nur beantwortet, wenn man den Roman selbst liest.
Die Neuauflage in der sehr gelungenen Philip-K.-Dick-Edition im Heyne Verlag ist nicht nur eine überarbeitete Neuübersetzung, sondern weist neben einem sehr gelungenen Vorwort des Herausgebers der Reihe noch einen weiteren Bonus auf: Im hinteren Teil findet sich ein Drehbuch zu Ubik, das Dick einst im Auftrag eines französischen Filmproduzenten selbst verfasste. Leider kam es nie zu einer Umsetzung des Romans. Andererseits: Ich könnte mir nicht so recht vorstellen, wie man diesen Roman adäquat umsetzen könnte. Wahrscheinlich hat man das erkannt und trotz des guten Drehbuchansatzes das Projekt aufgegeben.
Aber es gibt ja das Buch, das ich hiermit jedem ans Herz lege, der sich einmal mit SF jenseits des Mainstream befassen möchte. Dieses Buch ist herausragend und deshalb gebe ich 10 von 10 Punkten.
Ubik - Rezension von Oliver Faulhaber