Reihe: The Bad Tuesdays, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Geschichte spielt in einer etwas heruntergekommenen, moralisch niederen Welt. Die Geschwister Splinter, Box und Chess leben buchstäblich auf der Straße. Als "Kanalratten" ernähren sich die drei Jugendlichen von Raub und Diebstahl. In einer Art Kommune am Kai fristen sie zusammen mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen ihr Dasein. Kinder zählen nichts in dieser Welt - schon gar nicht "Kanalratten". Schwarz gekleidete und brutale Polizeitruppen, genannt die "Jäger", fangen sie und verschleppen sie an unbekannte Orte. Viele schreckliche Gerüchte sind diesbezüglich im Umlauf, von abscheulichen Experimenten und grässlicher Folter.
Als das Lager am Kai von Jägertrupps eines Tages aufgelöst wird, werden die drei nach primär erfolgreicher Flucht doch noch eingefangen. Im Hauptquartier der Jäger lernen sie die alte Dame Ethel kennen, die sie aus den Fängen der Polizisten befreit und in eine Wohnung führt. Welchen Grund Ethel hat, dies zu machen, bleibt lange Zeit unklar. Großes Misstrauen wird ihr vor allem von dem ältesten der dreien, Splinter, entgegengebracht. Vor allem für die junge Chess interessiert sich Ethel und vermutet etwas Besonderes in ihr. Nach und nach berichtet die alte Dame von einem uralten Krieg zwischen dem Komitee, für das Ethel arbeitet, und der "Verbogenen Symmetrie". Während Ersteres sich als mehr oder weniger gut organisierter Widerstand entpuppt, stellt sich Letztere als multiuniversale Organisation heraus, die unüberwindbare Kräfte und Fähigkeiten besitzt.
Schon nach kurzer Zeit beginnen die Truppen der Symmetrie Jagd auf die drei Geschwister zu machen, weswegen Ethel ihren Aufenthaltsort in das Hauptquartier des Komitees verlegt. Dort lernen sie die anderen zwei wichtigen "Generäle" des Widerstandes kennen: den genialen Professor Breslaw und den Überläufer Lemuel Sprazkin. Wie sich herausstellt, ist unter den Führungskräften des Komitees ein Spitzel. Doch wer könnte es sein? Jeder hätte das eine oder andere Motiv. Währenddessen konfrontiert Ethel die drei Jugendlichen mit ihrer eigentlichen Aufgabe: Teile des Hauptcomputers der Symmetrie zu stehlen, ein Unternehmen, das sich als Himmelfahrtskommando herausstellt.
Benjamin J. Myers beschreibt die Welt, in der Splinter, Box und Chess leben, sehr düster und deprimierend. Entsprechend setzt sich diese dunkle Stimmung im weiteren Verlauf des Buches fort - auch die Einrichtungen des Komitees zeugen nicht unbedingt von steriler Sauberkeit und großer Auswahl an Gerätschaften. Passend hierzu fungiert Splinter als der ständige Widerpart, als misstrauisches Wesen und latenter Gegenspieler, während Box nur Nebensätze erhält. Chess hingegen nimmt vieles hin, bekommt dadurch als eigentliche Hauptperson kaum Tiefe und fungiert nicht häufig als Person im Mittelpunkt des Geschehens. Ein etwas schwieriger Ansatz, wenn die Hauptperson in einem Roman fast schon uninteressant erscheint, abgesehen von ihrer mehrmals erwähnten geheimnisvollen Begabung. Hingegen werden die drei "Generäle" des Komitees als jeweils interessante Figuren mit einigen spannenden Ansätzen geschildert. Hier kann man in den nächsten Bänden der sechsteiligen Serie sicher mehr erwarten. In einer mehrteiligen Reihe ist der erste Band meist Vorstellungen und Einführungen gewidmet, hier geht Myers gleich in die Vollen, was der Spannung sichtlich gut tut. Wenn die Charakterschilderungen etwas besser werden, wäre ich sehr zufrieden, so muss ich einige Abzüge machen.
6 von 10 Punkten