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Titel: Angelus Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Buch Angelus von Danielle Trussoni weckte meine ganz besondere Aufmerksamkeit, weil es im schwarzen Schuber ausgeliefert wurde. So machte es eine hervorragende Figur.
Der Roman verbindet im Grundgedanken Elemente der Mythologie, verbindet sie mit denen des klassischen Abenteuerromans und dem Spannungsroman. Im Kern der Erzählung geht es, wie der Titel zweifelsohne sofort suggeriert, um Engel. Also steht der Engel an sich und, wie es der Originaltitel erklärt, die Kunde vom Engel, die Angelology, als Kern der Erzählung fest. Fest steht auch, dass die Kunde von Engeln und engelsgleichen Wesen religionsübergreifend ist. So kann sich die Autorin Danielle Trussoni zwar der katholischen Lehre nähern, muss aber nicht gänzlich daran festhalten. Daher schafft sie es im Laufe der Geschichte, in die sie Schwester Evangeline stürzt, die unterschiedlichsten Aspekte aufzugreifen, dem Leser darzulegen und anschließend das Appetithäppchen wegzunehmen und eine spannende Geschichte weiterzuerzählen.
Der Hintergrund ist schnell erzählt: Seit Jahrtausenden wollen die Nephilim, die Nachkommen von Gottes gefallenen Engeln, die Macht über die Erde übernehmen. Ihr Sieg hängt dabei von einem Instrument ab, einer Leier. Ihnen stehen jedoch die Angelogen entgegen, die Anhänger der göttlichen Boten.
Kommen wir wieder zurück zu Schwester Evangeline. Seit ihrer Kindheit lebt sie im Kloster der heiligen Rosa. Als jüngste Nonne des Klosters ist sie für die Briefe und die Korrespondenz des Konvents im Allgemeinen zuständig. Die Nonne Evangeline wird an dem bedeutungsschwangeren Datum 23.12.1999, am Tag vor Christi Geburt, kurz vor dem Jahrtausendwechsel, von einer Anfrage ereilt, die sich mit dem Briefwechsel zwischen der ehemaligen Äbtissin und Abigail Rockefeller befasst. Der Briefwechsel zwischen den beiden Damen, der Äbtissin des Klosters der heiligen Rosa und Frau Rockefeller, scheint jedoch geheim gewesen zu sein. Dies stachelt die Neugier von Schwester Evangeline an. Noch Neugieriger wird sie, als Verlaine, der für Percival Grigori arbeitet und der die Anfrage stellte, höchstpersönlich im Kloster auftaucht. Nachdem Verlaine das Kloster verlassen hat und einem niederträchtigen Überfall gerade so entkommt, beginnt Schwester Evangeline ihre Nase tiefer in den Briefwechsel zu stecken, als ihr gut tut. Die Spur, die Evangeline findet, führt über einen alten Zeitungsartikel zu Schwester Celestine. Diese alte ehrwürdige Nonne ist sehr beredt und erzählt ihr alles über den geheimen Briefwechsel und dem Wissenswerten dahinter. Warum also sollte die protestantische Familie Rockefeller ein katholisches Kloster aufbauen? Vor allem von einer Höhle in Bulgarien ist die Rede. Evangeline erfährt, dass zwischen den engelsgleichen Nephilim, fesselnd schönen Wesen, machtvoll und wunderschön anzusehen, und einer Gruppe von Angelogen eine Jahrhunderte andauernde Auseinandersetzung stattfindet. So liebreizend die Nephilim auch aussehen, sie sind habgierig, grausam und böse in ihrer Art. Sie haben sich in die Machtstrukturen der Mächtigen dieser Welt eingebracht, Krieg angezettelt, die Wirtschaft zu Grunde gerichtet und Menschen in ihre Abhängigkeit gebracht. Wer sich mit ihnen einlässt, hat in jedem Fall verloren. Die Geheimgesellschaft besteht hauptsächlich aus Frauen und fand bei einer Expedition in Bulgarien eine magische Leier. Zufällig besitzt Evangeline einen Halsschmuck, der diese Leier nachbildet. Gemeinsam mit gleichgesinnten Schwestern versteckte die Äbtissin die Einzelteile der Leier. Denn wer im Besitz des Musikinstrumentes ist, wird den Sieg davontragen. Inzwischen sind 55 Jahre vergangen und die meisten Schwestern gestorben. Es beginnt eine rasante Suche nach dem magischen Artefakt. Die überirdische Musik, die die Leier hervorbringt, kann für Glück und Unglück sorgen. Percival Grigori ist an dieser Leier interessiert, in der Hoffnung, dass sie seine Macht festigt und sogar erweitert, ist sie erst einmal in seinen Händen. Durch ihren Wissensdurst wird Schwester Evangeline immer tiefer in die Auseinandersetzung hineingezogen. Dabei ahnt sie nicht, wie sehr ihre Familie bereits in die Auseinandersetzung Menschen gegen gottgleiche Wesen verstrickt ist.
In Angelus erzählt uns Danielle Trussoni die Geschichte eines Kampfes. Engelforscher gegen Engel. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Ihre Nachforschungen müssen Jahre gedauert haben, bevor sie auch nur ein Kilobyte auf ihrem PC speicherte. Dabei geht sie ziemlich stark in die Einzelheiten, woraus sich manchmal einige Längen ergeben. Andererseits ist dieser Ausflug aber auch interessant genug, um ihn nicht zu überlesen. Ich habe das Buch gern gelesen. Ohne Wenn und Aber. Spannende Unterhaltung mit interessanten Figuren. Als Rezensent muss man gar nicht weiter auf das Buch eingehen. Es hat alles, was ein gutes Buch haben sollte. Der einzige Nachteil: Es droht eine Fortsetzung.