Titel: TRON: Legacy - Original Motion Picture Soundtrack |
Kann man es als Glücksfall bezeichnen, dass ein Manager von Disney die Idee hatte, für die Fortsetzung des Kult-Filmes TRON die französische Housegruppe Daft Punk zu engagieren? Daft Punk hat seit seinem ersten Album, "Homework" (1997), eine nicht unbedingt geradlinige Entwicklung hinter sich. So beherrschten in "Homework" und nur noch teilweise in dessen Nachfolger "Discovery" House-Kläge und Samples den Sound. Begeistert erinnert man sich an den Animefilm "Interstella 5555" (Interessierten ist dieser zu empfehlen, er findet sich in der kompletten Version auf einer großen bekannten Videoplattform), der zu den Klängen von Daft Punks bisherigen Werken ein spaciges und doch auch kritisches Werk in Kinolänge darstellt. Einen Wechsel stellte dann "Human After All" dar, das weg vom doch oftmals weichen und flauschigen Housebeat führt und den Eintritt in das harte und unbarmherzige Electro-Geschäft beinhaltet.
Und nun ein Soundtrack? Ich hatte das Vergnügen, den OST schon vor dem Film in den Händen zu halten, und war äußerst überrascht. Positiv, das muss ich hier anmerken.
Daft Punkt schafft es, etwas Neues zu schaffen, etwas, das man von ihnen bislang nicht gewohnt war, zu hören. Und doch schimmern immer wieder bekannte Sequenzen durch, die Gruppe dreht sich nicht um 180 Grad, sondern erweitert mit dieser Auftragsarbeit nur ihren Horizont. Ganz klar: Der Auftrag steht im Vordergrund, aber man versteckt sich nicht.
Der Soundtrack zu TRON: Legacy ist eigentlich mit einem Wort zu beschreiben: bombastisch. Ausrufezeichen.
Energische und temporeiche, mit düsteren Drumlines versehene und mit orchestralem Tamtam ausgestattete Electrotracks lösen sich ab mit fast schon sanften Klängen, die irgendwie an Vangelis erinnern. Ersteres klingt wie eine Mischung zwischen Hans Zimmer und, äh, ja, Daft Punk. Während im Hintergrund Streicher oder ein ganzes Orchester toben, drängen sich in den Vordergrund knappe und minimalistische Frequenzen, die das Ganze zu einem wahren Hörvergnügen machen. Nein, Tanzqualität hat das keine, aber große Entfaltung, wenn man die einzelnen Tracks laut mit Kopfhörer genießt. Da verschwindet die Umgebung, denn die einzelnen Songs fordern auch kräftig Aufmerksamkeit.
Bezüglich der Tanzfähigkeit vielleicht eine Ausnahme: "End Titles" kommen mit einem großem Drive an Acid-Loops, gepaart mit dem großartigen Legacy-Thema, daher, sicherlich ein Track, der vielen in Erinnerung bleiben wird. Hoch auf der Beliebtheitsskala auch "The Game has changed", das mit einer unglaublichen Variation begeistert.
Daft Punks "TRON: Legacy"-Soundtrack hinterlässt mich komplett begeistert. Selten habe ich so eine eindringliche und energiereiche Untermalung eines Filmes gehört, im Stil vergleichbar vielleicht mit Sven Väths Arbeit für "Der kalte Finger" (1996) - etwas, das hier wohl kaum jemand kennt, aber vielleicht kennen sollte. Großer Unterschied aber im Tempo, während Väth sich sanft und ruhig in seiner Arbeit gibt, hauen Daft Punk hier gewaltig auf die Pauke.
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