Reihe: Trix Solier, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Zauberlehrling Trix Solier sitzt am Neujahrsfest zwischen dem Alten Neuen Jahr und dem Neuen Neuen Jahr einsam und gelangweilt im Turm von Zauberer Radion Imanil Crion Sauerampfer. Der wiederum feiert mit dem Magierkapitel das Neujahrsfest an anderer Stelle. Wenn einen so die Lustlosigkeit plagt, wünscht man sich natürlich nichts sehnlicher als ein neues Abenteuer. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Schließlich fällt so etwas nicht einfach vom Himmel. Sollte man meinen.
Doch es kommt natürlich anders, als man denkt. Denn gerade in dem Augenblick größter Langweile erscheint tatsächlich ein Drache. Genauer gesagt: Er fällt auf den Turm, völlig unvorschriftsmäßig aufs Dach - und er ist riesig. Der Drache, der sich als Ilin Badulla Mummerich, kurz IBM vorstellt, fordert Trix auf, die Ehrenschuld seines Meisters zu begleichen. Ilin erklärt ihm, dass der Welt großes Ungemach drohe. Die drachen seien noch für ein Jahr an einen Eid gegenüber dem Herrscher des Landes Samarshan gebunden. Und von dort drohe Gefahr. Die Drachen sollen dem Herrscher gegen den großen Zauberer Abrakadasab, der sich inzwischen „der Mineralisierte Prophet“ nennt, helfen. Ein Krieg wäre sehr fatal, denn es würden wahrscheinlich viele Drachen sterben.
Helfen die Drachen nicht, würde Abrakadasab den Thron besteigen und die Drachen in einen Krieg gegen die mittelalterliche Ritter- und Burgenwelt führen, in der Trix lebt. Trix, dem jedes Mittel recht ist, sich der Langweile zu entziehen, übernimmt als Lehrling die Verantwortung, die Radion tragen müsste, und macht sich mit Annette, seinem Familiar, einer Blumenfee, auf, den Drachen zu unterstützen. Und weil er nicht so schnell an den Ort des Geschehens kommt, darf er auf dem Rücken des Drachen reiten, was in der Regel ohne Ausnahme verboten ist. Bei einem Zwischenstopp in einer Oase trifft er auf die Karawane des Händlers Wasab. Mit ihm zusammen reist er nach Drasin, der Hauptstadt des Landes. Die Begeisterung der Bevölkerung hält sich in Grenzen, als der junge Zauberlehrling auftaucht. Und die Überraschung ist groß, als Trix feststellt, dass IBM nur ein Drachenjunge ist. Im Vergleich genauso alt wie er. Dennoch bemüht sich Trix, den Geheimnissen in diesem Land auf die Spur zu kommen und einen Weg zu finden, den Mineralisierten Propheten zu besiegen und dessen Geheimnis um seine große Macht, aufzudecken.
Sergej Lukianenkos Geschichte um Trix Solier ist die direkte Fortsetzung des ersten Abenteuers, kann aber für sich allein gelesen werden. Wieder ist es eine gelungene Mischung aus einem Abenteuerroman, Märchen und Fantasy. An dieser Stelle sollten alle Jugendlichen gewarnt werden. Wenn Euch das Buch abhanden gekommen ist, ihr es nicht wiederfindet, schaut im Bücherregal der Eltern nach. Die haben das bestimmt gelesen und bei sich eingeräumt. Das Buch bereitet auch Eltern und Großeltern viel Spaß.
Der Vorteil der Geschichte um Trix ist: Die meisten Figuren aus dem Vorgängerband finden sich, liebenswert wie ehedem, wieder oder werden zumindest erwähnt. Ein schöner Wiedererkennungseffekt für jemanden, der den ersten Band gelesen hat. Neue Charaktere, wie etwa der Kaufmann Wasab, die unterirdisch lebenden Nixen, sind wunderbar ausgearbeitet und faszinieren als Persönlichkeiten, nicht nur als Personen. Nebenher gibt es auch noch Wüstenzwerge und einen Dschinn, die sich in die Geschehnisse einmischen. Diese Figuren tauchen ganz real im Abenteuer auf. Anderes findet man nur, wenn man genau liest und vor allem viel, aber auch diverse Filme kennt. Anspielungen auf den Herrn der Ringe von J. R. R. Tolkien und Harry Potter von J. R. Rowling finden sich genauso wie auf andere Bücher oder andere Dinge unserer Wirklichkeit. Der Schreibstil Lukianenkos ist ähnlich dem im ersten Band wieder recht altmodisch, dafür aber sehr humorvoll und manchmal ironisch.