Serie: Sandman (Vertigo Select 8) Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
"Traumjäger" ist - wie Gaimans "Der Sternwanderer" - kein Comic, sondern eine durch in erster Linie ganzseitige Bilder illustrierte Kurzgeschichte. In der Regel wird dem auf der linken Seite stehenden Text rechts die entsprechende Interpretation Amatos gegenübergestellt, wobei an wenigen Stellen von dieser Anordnung z. B. durch doppelseitige Bilder abgewichen wird.
Der Story selbst ging - wie Gaiman im Nachwort erläutert - nicht nur die Beschäftigung des Autors mit japanischer Mythologie sowie japanischer Historie voraus, sondern "The Dream Hunters" ist explizit "The Fox, The Monk, and the Mikado of All Night's Dreaming" nachempfunden bzw. eine modernisierte, ans Sandman-Universum angepasste Adaption dieser alten japanischen Geschichte.
Ein Dachs und eine Füchsin wetten, wem von beiden es gelingt, den jungen Mönch, der alleine in einem unbedeutenden kleinen Tempel haust, aus seinem Domizil zu vertreiben. Beide scheitern zwar, obgleich sie in menschlicher Gestalt auftreten, aber die Füchsin verliebt sich während ihres Versuchs in den frommen, angstlosen und klugen Jüngling.
Etwas später belauscht sie im Wald drei Geister, die im Auftrag eines sehr reichen und mächtigen Onmyojis den Mönch töten sollen, damit jener angstvolle Mann den Mut des Gläubigen in sich aufnehmen kann. Da es ihr nicht möglich ist, ihrem Geliebten, der auch ihr mittlerweile in Liebe zugetan ist, den teuflischen Plan zu enthüllen, opfert sie dem Herrn der Träume ihren kostbarsten Schatz, damit er zu ihr spreche. Und tatsächlich erfährt die Füchsin, dass sie die Träume des Mönches träumen muss, um ihn zu retten; allerdings wird sie dadurch selbst langsam sterben.
Den jungen Mann wiederum erfasst angesichts des zunehmenden Siechtums seiner Geliebten Trauer, sodass er seinerseits Morpheus aufsucht, um dessen Ratschlag zu lauschen. Als er vom Opfer der Füchsin erfährt, beschließt er, ohne zu zögern, dieses nicht zuzulassen und stellt sich ohne Angst seinem Schicksal.
Auch wenn Gaimans Prosa zahlreiche märchen- und fabelhafte Elemente enthält und angeblich von einer tieferen Weisheit durchdrungen sein soll, so fehlt es ihr meines Erachtens gerade im Vergleich zu "Sternwanderer" an fantasievoller Überschwänglichkeit. Sie wirkt spröde, bemüht, unoriginell, vordergründig und transportiert lediglich in den Traumsequenzen, den wenigen Auftritten Morpheus’, jenen "Sense of Wonder", welcher die "regulären" Sandman-Storys so hinreißend macht.
Kamanos Artwork ist demgegenüber deutlich beeindruckender. Zwar handelt es sich zweifellos um "Gebrauchskunst", jedoch sind die meisten Bilder dekorativ, nett anzuschauen, zum Teil überraschend ausdrucksstark und strahlen in der Regel eine erfrischende Leichtigkeit aus. In den Kohle- bzw. Kreidezeichnungen, den Aquarellen, Acrylbildern und Tuschzeichnungen finden sich zudem immer wieder Anklänge an japanische Malerei, welche ihnen zusätzlich eine exotische Note verleihen.
In diesem Zusammenhang ist es zu bedauern, dass zu der Technik der einzelnen Bilder keine näheren Informationen geliefert werden, auch wenn diese eher für Kunstliebhaber von Interesse sein dürften.
Fazit: Alles in Allem eine unterhaltsame Adaption des Sandman-Hintergrundes, die weniger durch die hausbackene Story Gaimans als vielmehr durch das dekorative Artwork Amanos überzeugt.