Serie/Reihe: Blade Runner, Band 1 Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Der Androidenjäger Rick Deckard übernimmt von seinem Kollegen Dave Holden den Auftrag entflohene Nexus-6-Androiden zu jagen. Die Arbeitsandroiden sind vom Mars zur Erde geflohen und untergetaucht. Dave Holden liegt im Krankenhaus, weil er angeschossen wurde. Deckard ist verpflichtet den Voight-Kampff-Test bei verdächtigen Personen vorzunehmen, um die Identität zweifelsfrei festzustellen. Die Androiden sind auf den ersten Blick nicht von Menschen zu unterscheiden. Und sie tun alles, um nicht aufzufallen. Der Roman schildert einen Tag im Leben Rick Deckards als Prämienjäger.
Blade Runner bzw. Träumen Androiden von elektrischen Schafen? ist ein vielschichtiger Roman. Die Menschen nutzen die Penfield-Stimmungsorgel, um ihre Gefühle zu beeinflussen. Eine Möglichkeit mit der zerstörten Umwelt und der Einsamkeit umzugehen, denn viele Stadtteile sind inzwischen verwaist. Ein lebendiges Tier zu besitzen ist ein Statussymbol geworden, weil sie durch den Krieg und die Radioaktivität fast ausgestorben sind. Elektrische Nachbildungen haben die Rolle des Haustiers übernommen. Streng werden die Preise für die echten Tiere überwacht. Für die Kopfprämien will Deckard sich ein lebendiges kaufen.
Die Frage nach dem wirklichen Leben nimmt einen großen Raum in Blade Runner ein, ob sich biologisches und künstliches Leben voneinander unterscheiden. Und Rick Deckard zweifelt schon mal an sich selber, ob er wirklich ein Mensch ist.
Besonders machen den Roman die Einzelheiten, die die Hauptgeschichte ergänzen. Deckard stößt auf ein Polizeirevier, das vollkommen von Androiden besetzt ist und für sich alleine zuständig ist. Es arbeitet praktisch abgeschlossen von der Außenwelt als Tarnung für die Androiden. Hier schimmert Dicks Frage nach der Wirklichkeit durch. Denn erstaunlich ist, dass bisher niemand darauf aufmerksam wurde.
Den letzten drei der gesuchten Nexus-6-Androiden gewährt der geistig zurückgebliebene J. R. Isidore Hilfe, der alleine in einem Gebäudekomplex lebt. Isidore wundert sich, dass die Buster Freundlich Show den ganzen Tag wiederholungsfrei im Fernsehen und Radio läuft, ohne auf den Gedanken zu kommen, dass es sich möglicherweise um keinen Menschen handelt. Blade Runner funktioniert auf mehreren Ebenen. Neben einer starken und spannungsgeladenen Handlung widmet sich Philip K. Dick philosophischen Überlegungen.
1982 kam eine Filmadaption von Träumen Androiden von elektrischen Schafen? in die Kinos. Der Filmtitel Blade Runner war ursprünglich der Titel einer Geschichte von Alan Nourse gewesen. Regisseur Ridley Scott fand diesen wesentlich geeigneter für die Verfilmung.
Der Autor K. W. Jeter verfasste mit Blade Runner 2 (Blade Runner 2: The Edge of Human, 1995) eine Fortsetzung, die aber nicht an Philip K. Dicks Roman heranreicht.
Träumen Androiden von elektrischen Schafen war 1969 für den Nebula Award nominiert und belegte bei der Locus All-Time Poll (1998) des besten Science Fiction Romans vor 1990 den 51. Platz.
Träumen Androiden ist ein guter Beweis für Philip K. Dicks Talent zum Erzählen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Bibliographie
Blade Runner
Aus dem Amerikanischen von Norbert Wölfl, durchgesehen und ergänzt von Jaqueline Dougoud Rheda-Wiedenbrück/Gütersloh: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb, 2003, Buchclub-Ausgabe
Blade Runner
Aus dem Amerikanischen von Norbert Wölfl, durchgesehen und ergänzt von Jaqueline Dougoud München: Heyne Verlag, 2002
Träumen Androiden (Tonträger)
München: Der Hör-Verlag, 1999, 1 CD, stereo
Blade Runner
Deutsche Übersetzung von Norbert Wölfl München: Heyne Verlag 01/10649, 1998
Blade Runner
Aus dem Amerikanischen von Norbert Wölfl, durchgesehen und ergänzt von Jaqueline Dougoud Zürich: Haffmans Verlag, 1993
Blade Runner
Deutsche Übersetzung von Norbert Wölfl Gütersloh: Bertelsmann-Club, 1991 Buchclub-Ausgabe, nur für Mitglieder
Blade Runner
Buch zum Film, illustriert Deutsche Übersetzung von Norbert Wölfl München: Heyne Verlag 06/3969, 1982
Träumen Roboter von elektrischen Schafen?
Deutsche Übersetzung von Norbert Wölfl München: Heyne Verlag 3273, 1971
Träumen Roboter von elektrischen Schafen?
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Norbert Wölfl, Hamburg/Düsseldorf: Marion von Schröder Verlag, 1969
Blade Runner
Aus dem Amerikanischen von Norbert Wölfl Blindendruck der Deutschen Blindenstudienanstalt
Blade Runner - Rezensionsübersicht
Besprechung im Literaturzirkel des SF-Netzwerk Forums - Teil 1 |
Besprechung im Literaturzirkel des SF-Netzwerk Forums - Teil 2 |