Reihe: Nosferatu #5 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
In der Reihe NOSFERATU erscheinen herausragende Vampirromane und -Kurzgeschichten, vor allem von amerikanischen Autoren, die aufgrund der seit Jahren andauernden Horror-Flaute hierzulande nie erschienen sind. Frank Festa hat für diese Reihe den Anspruch qualitativ hochwertige Romane zu veröffentlichen. Mit Autorinnen wie P. N. Elrod und Chelsea Quinn Yarbro ist ihm dies aus meiner Sicht auch gelungen.
Nancy Kilpatrick ist Kanadierin und lebt und arbeitet in Montreal. Mit Near Death verfasste sie ihren ersten Horrorroman, der gleich für den Bram Stoker Award 1994 in der Kategorie First Novel nominiert wurde, diesen aber nicht gewinnen konnte. Einen Namen hat sie sich innerhalb des Genres mit ihren Kurzgeschichten gemacht, was für amerikanische Autoren ja durchaus typisch ist. Ihre erste Veröffentlichung rührt aus dem Jahre 1988, wobei ihr Einstieg unter dem Pseudonym Amarantha Knight bereits 1986 erfolgte. Seitdem hat sie über 10 Romane verfasst und einige Horror-Anthologien herausgegeben.
Hierzulande sind einige ihrer Kurzgeschichten verstreut über diverse Anthologien vor Jahren erschienen. Zuletzt beim Festa-Verlag in der von H. R. Giger zusammengestellten Anthologie Vampirric, die bereits in zweiter Auflage erschienen ist.
Der vorliegende Roman gehört zu der Power of the Blood-Reihe, die mittlerweile vier Romane umfasst (Child of the Night, Near Death, Reborn und Bloodlover).
David Lyle Hardwick lebt zurückgezogen in einem verlassen erscheinenden Gebäude, als ihm die drogensüchtige Kathleen, genannt Zero, mittels eines Holzpfahls versucht zu töten. Dies stellt keine unübliche Vorgehensweise bei der Ermordung von Vampiren dar, zu denen David gehört, misslingt aber erwartungsgemäß. David hingegen, der zu Lebzeiten ein Freigeist und Dichter war, rächt sich nicht an Kathleen für ihren Versuch, sondern möchte unbedingt vor ihr erfahren, wer ihr Auftraggeber ist. Da die drogensüchtige Kathleen nur denjenigen kennt, der sie angeheuert hat, bei dem es sich aber wiederum um einen Mittelsmann handelt, entwickelt sich eine Schnitzeljagd, die David nicht nur in die USA führt, sondern quer durch den nordamerikanischen Kontinent.
Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass er sich recht schnell in Kathleen verliebt, da sie ihn auf den ersten Blick an seine längst verflossene Freundin Ariel erinnert, die ihm als junger Vampir den Kopf verdrehte und der er als Artgenosse völlig verfallen war.
Bis die beiden den tatsächlichen Hintermann und dessen Pläne erfahren, geraten die beiden in einige heikle Situationen, die sich fast zu einem Krieg zwischen Vampiren entwickeln.
Die Handlung bietet im Grunde wenig Spannung und kaum Wendungen, was sie vorhersehbar und somit langweilig für den Leser werden läst. Eine Überraschung hat die Autorin für ihre Leser parat, ansonsten fällt der Roman vor allem durch seine Gewalt- und Sexszenen auf. Dabei sind diese nicht von solch schriftstellerischer Brillanz, als das der Leser sie deswegen akzeptieren könnte. In meinen Augen wirken sie einfach nur aufgesetzt und störend. Es ist keine Notwendigkeit erkennbar diese Szenen in ihrer Häufigkeit und Heftigkeit einzusetzen. Der Roman würde durch ein Weglassen nichts verlieren.
Im Gegensatz dazu stehen die zitierten Gedichte, überwiegend von Byron, die ständig von David zitiert werden. Sie wirken fehl am Platze, da zwischen ihnen und dem Roman an sich eine zu große schriftstellerische Lücke klafft.
Modern dargestellt sind die Vampire, die nicht mit Knoblauch und Kreuzen bekämpft werden können. Es ist ihnen sogar möglich mittels Hautcremes und weiteren Hilfsmitteln tagsüber sich zu bewegen. Auch ansonsten führen sie ein ganz normales Leben. Hier steht die Autorin in der Tradition von Nancy Collins und weiteren Schriftstellern, die vor über 10 Jahren in den USA ihren Siegeszug mit Vampirromanen antraten. An diesen modernen Vampir-Darstellungen scheint sich Nancy Kilpatrick anschließen zu wollen, ohne das sie die erzählerische Kraft einer Autorin wie Nancy Collins erreicht. Ihre Charaktere wirken platt und farblos und weder Stil noch Handlung können diesen Eindruck verwischen.
Insgesamt gesehen stellte Todessehnsucht für mich eine Enttäuschung dar.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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