Reihe: Star Wars Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Ein Gefangenentransporter gestrandet am Rand der Galaxis. Keine Hilfe in Sicht. Die einzige Hoffnung, ein scheinbar verlassend herumtreibender Sternenzerstörer. Doch schon bald wird das größte Grauen nicht mehr von sadistischen Wachen oder mörderischen Mitgefangenen ausgehen.
Als der imperiale Gefangentransporter Sühne nahe den Unbekannten Regionen aus dem Hyperraum fällt und die Crew feststellen muss, dass der Antrieb ohne die nötigen Ersatzteile nicht mehr zu reparieren ist, scheint der im System treibende Sternenzerstörer Vector die nahende Rettung zu sein. Doch das Schiff antwortet nicht und auch sind kaum Lebenszeichen auszumachen, was zunächst einer weiteren Fehlfunktion der Sühne zugeschoben wird. Eine Situation von der die Gefangenen wie die beiden Brüder Trig und Kale Longo zunächst gar nichts wissen und erst von einem der Wächter erfahren, genauso wie die einzige Frau an Bord, Chefärztin Zahara Cody. Obwohl keine Rebellen-Sympathisanten sind die Longo-Brüder durch ihren kleinkriminellen Vater ins Visier der imperialen Sippenhaftung geraten und stehen nach dessen Ermordung durch den Captain der Wache ganz alleine dar. Eine Tat die Zahara Cody bewegt hat ihre Kündigung einzureichen, während Captain der Wache, Jareth Sartoris, sich hingegen in keinster Weise genötigt fühlt an eine Kündigung zu denken. Sein Vorgesetzter Bissley Kloth sieht das allerdings anders und zwingt Sartoris zur Strafe die Mission an Bord des Sternenzerstörers anzuführen. Doch von den beiden Teams kehrt nur eines zurück...
Bis das wahre Grauen seinen Anfang nimmt und nur noch eine handvoll Überlebender, darunter die Longo-Brüder, Zahara Cody, Jareth Sartoris und ein wohlbekanntes Schmuggler-Gespann, um ihre nacktes Leben kämpft dauert es ein wenig. Effektiv baut Star Wars-Debütant Joe Schreiber zunächst seine vier Protagonisten und die sie verbindende Geschichte um Von Longos Ermordung auf, ehe er etwas noch gefährlicheres in die bedrohliche Atmosphäre an Bord der Sühne, mit all den Mördern, wegschauenden Wachen und zwischendrin zwei zu Vollwaisen gewordenen Teenagern, eindringen lässt.
Schreibers Wahl der "Helden" sagt schon viel über die Natur des Buchs aus. So steht Trig Longo für den eher verängstigten zu rettenden kleinen Bruder, während Kale scheinbar keine Furcht kennt und zunächst sogar versucht die Geschäfte seines Vaters fortzuführen. Doch beide Longos ergänzen sich, gemeinsam ergeben sie ein Team, das sich selbst unter den widrigen Umständen an Bord der Sühne behaupten und somit am Leben bleiben kann, auch wenn sie auf der Abschussliste von Gang-Führer Aur Myss stehen. Ein anderes Kaliber ist das idealistische und reiche Mädchen Zahara Cody, die sich in einer Rebellion gegen ihre Banker-Familie auf Corulag einem Medizinstudium gewidmet und schließlich in den imperialen Gefängnisdienst eingeschrieben hat. Ihre Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit gegenüber den Gefangenen hat ihr allerdings das Misstrauen der Wächter eingebracht, die den Umgang mit ihr immer mehr meiden, auch wenn sie nach wie vor das Objekt ihrer Begierden darstellt. Einer dieser Wächter und zugleich ihr Anführer ist Jareth Sartoris, Von Longos Mörder, der aufgrund von Codys Beschwerden gar nicht gut auf diese zu sprechen ist. Sartoris ist jedoch kein regeltreuer Karrierist, der sich über alle Maßen Palpatines Politik verpflichtet fühlt, er ist ein durch das Leben gezeichneter Mann, der in die dumpfe Brutalität abgesunken ist. Codys fast exaktes Gegenteil.
Atmosphärisch düsterer als je ein Star Wars-Roman zuvor, ein gewagtes Experiment mit einem "härteren" Krieg der Sterne. Angenehm überrascht wird man feststellen dass sich Joe Schreiber nicht davor fürchtet gewisse Grenzen zu überschreiten, wie das Thema Star Wars und Sexualität. Nicht allzu offenherzig und doch deutlich erkennbar benennt er die eindeutigen Absichten der Männermannschaft gegenüber Schiffsärztin Cody. Und damit noch nicht genug, Der Todeskreuzer ist schmutziger und brutaler als alle "Tales from Jabbas Palace". Die Idee dass grundsätzlich schon aus diversen Genrekreuzungen bestehende Star Wars-Konzept mit einem Horror-Plot zu verbinden sorgt für frischen Wind im Erweiterten Universum, doch völlig neu ist dieser Gedanke für Kenner dann doch wieder nicht. Ob die Benennung des Sternenzerstörers "Vector" mit der gleichnamigen Knights of the old Republic Comic-Reihe zusammenhängt ist eher unwahrscheinlich. Mit den zombie-mutantenartigen Rakghoul hatte man allerdings schon gute 4000 Jahre vor Han Solo seine Probleme, wenngleich im Knights of the old Republic I und den Comics weit harmloser dargestellt. Oberflächlich betrachtet also nichts neues, doch der Teufel liegt im Detail, denn das Ausmaß in dem Joe Schreiber eine sprichwörtliche Armee der Toten aufmarschieren lässt und in Szene setzt, sucht seines gleichen. Sollte der von Schreiber nur so hingeworfene Gedanke einer Comicadaption eines Tages Verwirklichung finden, der Sammelband wäre nichts für zart besaitete Gemüter.
Soweit so gut, Schreibers Debüt ist ihm hervorragend gelungen, alleine aufgrund der Inszenierung und Atmosphäre ein Meisterwerk, das sich erfrischend von der Masse neuerer Star Wars Publikationen abhebt, wie ich meine. Doch ich hoffe man darf an Schreibers Machwerk schon jetzt etwas Kritik üben, denn ungeachtet der Innovationen es ist nicht alles so perfekt gelungen. So kommt wohl einer der ewigen Streitpunkt in Sachen Horror zum Tragen, wenn man versucht gewisse logische Fehler und Mängel aufzuzählen oder irgendwo abgenutzte Klischees ins Auge stechen. Darauf möchte ich mich für meinen Teil erst gar nicht einschießen, dieser Faktor gehört für mich zum Genre Horror wie die Kruste zum Brot und die kann man auch mögen oder nicht. Mein Augenmerk gilt daher viel eher dem verschenkten Potential des Buchs, vor allem im Bereich der ersten hundert Seiten. Mag sein dass hier meine Vorliebe für etwas längere Psychothriller zum Tragen kommt, aber man hätte da noch eindeutig mehr "passieren" lassen können. Heißt es kommt alles ziemlich schnell, die Charaktere werden vorgestellt, zwei Teams gehen an Bord, eines kehrt zurück, das große Sterben beginnt, die Leichen sind weg... Auftritt Han Solo und Chewbacca. Subtiler und wohl auch effizienter wäre es gewesen die Ausbreitung der Infektion und Gegenmaßnahmen langsamer ablaufen zu lassen und etwas mehr Verzweiflung zu zeigen, ja schon vorher hätte man mehr auf das brutale Leben der Gefangenen an Bord eingehen und selbst Sartoris Enterkommando hätte mehr beklemmende Momente erleben können. All das wäre allerdings zu Lasten der Seitenanzahl gegangen, welche eher unter dem Star Wars-Durchschnitt zu liegen scheint. So bleibt es zwar auch außergewöhnlich spannend, doch etwas zusammengestaucht.
Bei all dem Hype der ursprünglich um die US-Ausgabe von DER TODESKREUZER (DEATH TROOPERS) bestand schient die Frage ob das Buch auch für Horror-Fans interessant sei nur als weiterer Marketing-Gag, doch für Schreibers Werk ist sie weit zentraler als man vielleicht annimmt. Denn selbst ein Debütant im EU hat Schreiber ein Buch geschrieben das keine großen Vorkenntnisse des Erweiterten Universums voraussetzt, ja sich sogar (mangels Jedi und dem Bürgerkrieg als Elementen) für einen Star Wars eher weniger positiv gesinnten Leserkreis eignet. Für Fans trotzdem interessant, denn auch wenn zentrale Elemente von Star Wars fehlen, die Kulisse und Charaktere entstammen dennoch den besten Zeiten der Saga.
Fazit:
Ein gelungenes Debüt, besonders für Anhänger eines "härteren" Star Wars.