Gratis-Comic-Tag 2012 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Rundum sind die Leser und Rezensenten begeistert von Olivier Perus Comicserie "Zombies" (außer mein geschätzer Kollege Frank Drehmel, smile). Den Aufstand der Untoten gab es in den letzten Jahren nun schon fast überbordend, jedoch blitzt zwischen dem üblichen Abarbeiten diverser Pandemien Untoter auf allen Kontinenten auch verschiedentlich wirklch gute Werke in Buch- oder Comicform auf. Zombies ist eines dieser Werke, die man jedem Fan hintergründiger Geschichten, die mit statt Blut und Gedärm aufgewertet werden, empfehlen kann. In der vorliegenden Geschichte "Tod und Agonie", die - das muss man zusätzlich betonen - als exklusive Kurzgeschichte für den GCT herausgegeben wird, bekommen die Fans von Zombies den Prolog der bislang zwei Bände umfassenden Serie zu sehen.
Der abgehalfterte Horrorschauspieler Serge Lapointe gastiert als Stargast auf einem einschlägigen Festival in Moskau. Angewidert und angeödet von seinem Leben und von der Tatsache, immer wieder die uralten, gleichen Filme zu kommentieren, in denen er vor Jahren einmal mitspielte. Nur am Rande erfährt der Leser von einer Pandemie, die über den Erdball rast und Millionen Menschen das Leben kostet. Lapointe ist mehr daran interessiert, nach einem langweiligen Festivalauftakt die junge Frau in sein Bett zu bekommen, die neben ihm an der Bar Platz genommen hat. Am nächsten Morgen ist alles anders. Schier über Nacht ist die Gesellschaft, wie wir sie kennen, zusammen gebrochen, der blutrünstige und untote Mob beherrscht die Strassen. Extrem realistisch und explizit zeigt Olivier Peru in seiner Geschichte, wie Familien auseinander brechen, menschliche Tragödien ihren Wert verlieren und die Moral vor die Hunde geht. Verzweifelt kann sich Lapointe in den Flughafen retten, der von mehreren hundert Soldaten bewacht wird - nur um mitzuerleben, das auch militärische Strukturen nicht für die Ewigkeit gebaut sind und die schiere Masse der Zombies jede Gegenwehr von vornherein nutzlos erscheinen lässt.
Was hat mich an dieser Kurzgeschichte begeistert? Die erzählte Geschichte ist so neu nicht - Mensch rettet sich vor Zombies in den Flughafen und versucht sich abzusetzen. Interessanter sind hier die vielen kleinen Zwischentöne: Begegnungen mit Freunden (tot oder lebendig), das Auseinandersetzen mit der eigenen Ethik, der komplette Verfall menschlicher Werte innerhalb kürzester Zeit. Das ist so deutlich in einem Comic mir bislang nur in "The Walking Dead" untergekommen - und hier findet man es auch noch in Farbe... Die Zeichnungen sind nicht sonderlich gut, nicht sonderlich schlecht. Den zeichnerischen Höhepunkt finden man mit großen, meist seitenbreiten Panels. Diese haben eine tolle Ausstrahlungskraft.
Zombies gefällt - trotz aller möglichen Kritikpunkte überzeugt das Gesamtprodukt. Die Kurzgeschichte erreicht vollends das, was sie beabsichtigt: Auf die vier großen Alben bei Splitter Neugierig machen!