Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Im Jahr 2004, nach siebenjähriger Reise durch das Sonnensystem, erreicht die Cassini-Sonde den Saturnmond Titan. Ein Eisklotz im All mit dichter Wolkendecke, Kratern und Bergen, und dazwischen Seen aus Ammoniak. Die Sonde entdeckt auf dem Jupitermond primitives Leben auf Ammoniak-Basis. Das veranlasst die NASA-Wissenschaftler, allen voran der junge Rosenberg, dazu, eine bemannte Rakete auf den Weg zum Titan zu schicken. Eile ist jedoch vonnöten: Die amerikanische Bevölkerung ist nicht mehr an der Raumfahrt interessiert. Ihnen ist das Internet und die multimediale Landschaft lieber als ein realer Start einer Rakete ins Ungewisse. Bei der nächsten anstehenden Präsidentschaftswahl droht zudem der Sieg eines Kandidaten, der von der fundamentalistischen Bewegung unterstützt wird. Gleichzeitig gilt es aber auch, sich gegen Anschläge zu schützen, die das Ziel haben, die NASA scheitern zu sehen. Also werden die alten Modelle und Ressourcen des Raumfahrtprogramms seit den 70er Jahren herausgesucht. In aller Eile wird etwas zusammengestrickt, was scheinbar keinen Bestand haben wird. Trotz aller Wirrnisse und Hindernisse startet die Discovery. Für die vier Astronauten und die Astronautin wird es ein Himmelfahrtsunternehmen, im wahrsten Sinn des Wortes. Der mitgeführte Treibstoff wird für eine Rückkehr nicht reichen. Wenn die geplanten Versorgungsflüge nicht stattfinden, werden sie die Erde nicht wiedersehen.
Es kommt, wie es kommen muss. Der neue amerikanische Präsident streicht die Raumfahrtmittel. Stattdessen lässt er sich auf einen Krieg mit den Chinesen ein. Seit geraumer Zeit entwickelten die Chinesen die bemannte Raumfahrt. Als der Krieg eskaliert, lassen die Chinesen einen Asteroiden in den Atlantik fallen. Eine globale Katastrophe ist das Ergebnis. Damit ist das Schicksal der Discovery-Besatzung besiegelt. Sie wird die Erde, die Heimat, nie wiedersehen. Gleichzeitig entpuppt sich das Ziel als eine elende Eiswüste. Lebensfeindlich in jeder Hinsicht.
Stephen Baxter hat sich, wie bereits in seinem vorherigen Band "Mission Ares", intensiv mit dem Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten von Amerika auseinandergesetzt. Einmal mehr kommt er dabei zum Schluss, das ganze Forschungsprogramm sei eine Geldvernichtungsmaschinerie. Ihn widern die erstarrten Bürokraten an, die für das Programm eher hinderlich als nützlich sind. Dies kommt bei "Titan" sehr deutlich zum Ausdruck. Seine astronomischen Kenntnisse über Saturn und Titan sind sehr detailliert. Seine Schilderung des Fluges zum Saturn und Planet und Mond sind eindrucksvoll, stimmig und zum Teil beklemmend-faszinierend.
Zwiespältig ist meine Meinung in Bezug auf die handelnden Personen. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen wirken sie blass und klischeehaft. Stephen Baxter schrieb schon besser. Mit dem Buch "Titan" bin ich nicht ganz so vorbehaltlos zufrieden wie mit den Vorgängern. 50:50