Titel: Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Der emsige Journalist Tim ist immer auf der Suche nach einer guten Geschichte. Zusammen mit seinem treuen Hund Struppi hat er schon so manchen kniffligen Fall gelöst. Doch diesmal ist er einem ganz besonderen Geheimnis auf der Spur. Auf einem Flohmarkt fällt dem jungen Mann das Modell eines alten Segelschiffs in die Hände. Fasziniert davon erwirbt er die Nachbildung der bekannten EINHORN, ein Schiff von großem Ruf. Denn einst ging der Segler unter mysteriösen Umständen auf See verloren und mit ihm, so munkelt man, auch ein sagenumwobener Schatz, der nach Europa gebracht werden sollte. An der Geschichte scheint etwas dran zu sein, denn mit einem Mal scheinen sich viele Leute für die EINHORN zu interessieren. Allen voran der sinistere Monsieur Sakharine, der alles daransetzt hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei geht er sprichwörtlich über Leichen. Er entführt Tim mit einem älteren Frachter, dessen Crew unter seinem Befehl steht. Den Kapitän hat er unschädlich gemacht, indem er ihn mit einigen Flaschen Whiskey alleine gelassen hat. Durch Zufall stößt Tim bei einem Fluchtversuch dann auch auf Captain Haddock, aus dem sich ein guter Freund und Gefährte bei gefährlichen Abenteuern entwickelt. Doch damit geht die Jagd nach dem Geheimnis der EINHORN erst richtig los…
In vielen Teilen der Welt braucht man nicht zu erklären wer TINTIN, bei uns Tim und Struppi, ist. Doch in den USA fragten sich viele Filmfreunde, warum die erste Zusammenarbeit zwischen Steven Spielberg und Peter Jackson gerade ein Comic sein muss, das dort fast gänzlich unbekannt ist. Die Antwort gibt Spielberg selbst in den ausführlichen Dokumentationen, die der 2D-Version des Films beigefügt ist.
Auch im war bis 1981 die Serie von Hergé gänzlich unbekannt. Doch als er in Frankreich JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES promotete, fiel ihm in einer Kritik der Begriff TINTIN auf. Wie er später erfuhr wurde der erste INDIANA JONES-Film von vielen Journalisten direkt mit Hergés Werk verglichen. Wie Spielberg kurz darauf feststellte, aus gutem Grund. So ähnelt sich die Erzählweise von TINTIN und INDIANA JONES I frappierend, obwohl man voneinander nichts wusste. Der amerikanische Regisseur begriff schnell, dass hier etwas Besonderes für ihn schlummerte. So kontaktierte er den Schöpfer von TINTIN, der seinerseits die Filme von Steven Spielberg kannte. So gingen die Filmrechte an ihn und Hergé versicherte in einem Interview vor seinem Tod wie sehr er sicher war mit Spielberg den richtigen Mann für die Verfilmung seines Stoffes gefunden zu haben.
Auf der anderen Seite des Globus wuchs zu der Zeit jemand heran, der ebenfalls ein großes Interesse daran hatte TINTIN auf die Leinwand zu bringen. In Neuseeland ist der kulturelle Hintergrund europäischer geprägt als in den USA. So war Peter Jackson schon seit seiner Jugend ein großer Fan der Comics. Und nachdem er die HERR DER RINGE-Trilogie beendet hatte, streckte er seine Fühler nach den Filmrechten aus. Die waren allerdings schon Jahrzehnten vergeben.
Im Laufe der Zeit hatte Steven Spielberg viele Anläufe gemacht, um TINTIN auf die Leinwand zu bringen. Doch alles scheiterte an seinen klaren Vorstellungen wie eine Verfilmung auszusehen hatte. Er wollte der Vorlage so treu wie möglich bleiben, was relativ an seine technischen Grenzen stieß. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich die Tricktechnik weiter und nach James Camerons AVATAR war sicher wie TINTIN realisiert werden würde. Ursprünglich sollte Peter Jacksons Trickfirme WETA nur Struppi animieren. Doch als die Demo-Rolle dafür aus Neuseeland zurückkam, befand sich darauf nicht nur ein früher Struppi-Entwurf, sondern auch ein als Captain Haddock kostümierter Peter Jackson, der klar machte wie sehr an der Verfilmung beteiligt sein wollte. Also kam es zu einer kleinen Elefantenhochzeit.
Die ursprüngliche Planung um TINTIN umfasste eigentlich drei Filme. Aber weil sich die Produktionskosten als zu hoch erwiesen, entschied man sich vorerst nur für zwei. Der erste würde von Steven Spielberg inszeniert werden, der zweite von Peter Jackson. Jackson fungierte gleichzeitig als Produzent des ersten Films. Aber die Zusammenarbeit entwickelte sich etwas anders, denn Jackson arbeitete bei THE ADVENTURES OF TINTIN auch als Second Unit-Regisseur. Gedreht wurde mit Hilfe von Motion Capture, was sich schon bei AVATAR und PLANET DER AFFEN PREVOLUTION bewährt hatte. So konnte Spielberg seine Vorstellungen verwirklichen, gleichzeitig aber auch an seinem schnellen Arbeitsstil festhalten, den er seit vielen Jahren an den Tag legt.
Das letztendliche Ergebnis verarbeitet drei Abenteuer von TINTIN zu einem. Für Spielberg war es ganz klar, dass bereits im ersten Film eine der absoluten Lieblingsfiguren der Serie eingeführt werden müsste. So wurden die Vorlagen Die Krabbe mit den goldenen Scheren, Das Geheimnis der EINHORN und Der Schatz Rackhams des Roten von Steven Moffat (DR. WHO, SHERLOCK) zu einem plausiblen, sehr werkgetreuen Drehbuch verwoben. Da Moffat zeitlich nicht den Feinschliff übernehmen konnten, geschah dies durch Edgar Wright (SHAUN OF THE DEAD, HOT FUZZ) und Joe Cornish (ATTACK THE BLOCK).
Tatsächlich entpuppt sich DIE ABENTEUER VON TINTIN als leichtfüßiges Abenteuer voller interessanter Wendungen, einer genialen Geschichte und einer Animation, die preisverdächtig ist. Mit viel Liebe zum Detail wurde jede Menge Hinweise auf die ganze Comicserie eingebaut, wobei man es schafft die Vorlage nie aus den Augen zu verlieren. Dabei macht Steven Spielberg im Grunde genommen nur das, was er am besten kann: Er liefert eine schön altmodischen Abenteuerfilm, der auf der ganzen Linie überzeugt. Einfach nur ein richtiges Meisterwerk.
3D ist seit dem Erfolg von AVATAR ist zu einer richtigen Welle geworden, die mehr oder weniger gut gemacht Beiträge in diesem Bereich hervorgebracht hat. Interessant ist es allerdings wie gut sich dabei Animationsfilme schlagen. Wo sich viele Kassenschlager als 3D-Flops erweisen, zeigen Trickfilme wie THE ADVENTURES OF TINTIN wie stereoskopisches Kino auszusehen hat.
Auf Blu-ray gibt sich die 3D-Version von TIM UND STRUPPI keinerlei Schwächen. Das Bild ist gestochen scharf, weist Referenzcharakter auf. Die Tiefenwirkung wirkt sehr natürlich und auch die Proportionen der Charaktere wirken nicht übertrieben. Popouteffekte sind etwas rar, aber bei diesem Film soll 3D auch nur unterstützend sein, so wie es sich gehört. Die Figuren wirken sehr natürlich, die Farben sind kräftig, der Kontrast perfekt. Auffallend ist der Detailreichtum, die bei der Umsetzung betrieben wurde. Einfach nur perfekte Kinounterhaltung.
Breitgefächert ist der Soundteppich bei TIM UND STRUPPI. Die Effekte sind klar räumlich platziert. Die Dialoge sind sehr verständlich im Center gehalten. Aber es ist auch eine nahezu perfekte Räumlichkeit gegeben, was man von einem Film neusten Datums auch erwarten sollte.
Was Bild und Ton angeht, so steht die 2D-Blu-ray ihrem Pendant in nichts nach. Sie besitzt die absolut gleichen Qualitäten bis auf den 3D-Effekt.
DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI erschienen in 3D als Doppel-Set, in der sowohl die räumliche als auch die normale Version enthalten ist. Die ganzen Specials befinden sich auf der 2D-Version.
Auch hier hat Steven Spielberg keinen Audiokommentar aufgenommen. Dafür sind die Making of-Featurettes sehr ausführlich geworden. Man kann sich die 11 einzelnen Elemente auch als eine große Dokumentation anschauen, wobei so ziemlich alles Fragen geklärt werden, die sich der geneigte Filmfan über die Entstehung der Neuverfilmung von TIM UND STRUPPI gestellt hat. Auch erweist sich das Set als perfekt.
Über Sinn und Unsinn von 3D im Heimkinobereich kann man streiten. Über die technische Umsetzung von DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI weniger. In beiden Versionen bekommt der Zuschauer Blu-rays geboten, die zeigen wie eine perfekte Präsentation auszusehen hat. Einfach nur klasse und sehr empfehlenswert.