Titel: Tim und Struppi (2-Disc Sammler-Edition) Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Das lange Warten hat sich gelohnt. Vor allem Fans von „Tim und Struppi“ dürften sich darüber freuen, dass nun endlich auch die einzigen beiden Realverfilmungen der berühmten Comics von Hergé auf dem deutschen DVD-Markt erschienen sind. Es handelt sich dabei um „Tim und Struppi und das Geheimnis um das goldene Vlies“ und „Tim und Struppi und die blauen Orangen“.
Für die beiden bisherigen Realverfilmungen wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Gedreht wurde ausnahmslos an Originalschauplätzen, was für eine damalige Comic-Verfilmung geradezu einzigartig war. Schauspieler und Kostüme stimmen mit den Vorgaben Hergés völlig überein. Dies trifft nicht nur auf Kapitän Haddock und Tim zu, sondern ebenso auf Professor Bienlein und die beiden Polizisten Schulze und Schulze. Besonders von Jean-Pierre Talbot, der Tim verkörpert, soll Hergé sehr angetan gewesen sein.
„Das Geheimnis um das goldene Vlies“ handelt davon, dass Kapitän Haddock ein Schiff mit dem Namen „Das goldene Vlies“ erbt. Um das Schiff abzuholen, reist er zusammen mit Tim und Struppi nach Istanbul. Doch kaum sind sie dort angekommen, als die Freude abrupt versiegt. Denn das Schiff entpuppt sich als alter Kahn. Die Sache wird noch eigenartiger, als unbekannte Personen ihnen für das Schiff 600.000 Pfund anbieten. Doch Kapitän Haddock lehnt ab. Stattdessen versucht er zusammen mit Tim und Struppi, das Geheimnis um das alte Schiff zu lösen.
Was darauf folgt, ist eine Reihe von gefährlichen Zwischenfällen, Abenteuern und Reisen. Die Geschichte wird von Regisseur Jean-Jacque Vierne sehr witzig und spannend erzählt. Der Film, in dem es von skurrilen und zwielichtigen Gestalten nur so wimmelt, lässt den Zuschauer keine Sekunde lang los. Ständig passiert irgendetwas, ein Rätsel folgt dem nächsten. All dies geschieht auf eine herrlich ironische und humoristische Weise, so dass der Film einfach nur Spaß macht.
In „Die blauen Orangen“ kommen Tim und Struppi zusammen mit Kapitän Haddock nach Spanien. Sie wollen den genialen Wissenschaftler Zamalea besuchen, der es geschafft hat, blaue Orangen zu züchten, die in der Wüste wachsen können. Doch als sie an seinem Wohnhaus angekommen sind, müssen sie feststellen, dass Zamalea spurlos verschwunden ist. Tim und Struppi machen sich mit Kapitän Haddock auf die Suche nach dem Professor. Dabei geraten sie an eine internationale Verbrecherbande.
Der zweite Film ist zwar weniger abenteuerlich als der erste, dafür wird hier mehr auf Action und noch mehr Humor gesetzt. Die Gags kommen wunderbar zur Geltung, es gibt Schlägereien und Verfolgungsjagden. Im zweiten Teil rückt auch Tim mehr in den Vordergrund als im ersten Film, in dem sich der Fokus eher an Kapitän Haddock orientiert. Bis auf Jean-Pierre Talbot wurden die Schauspieler gewechselt. Die Maskenbildner leisteten allerdings ganze Arbeit, so dass z. B. kaum Unterschiede zwischen Kapitän Haddock aus Teil eins und zwei zu bemerken sind.
Interessanterweise stellten die beiden Filme keine Karrieregrundlage für den Tim-Darsteller Talbot dar. Dieser war eigentlich Lehrer und zog sich nach Beendigung der zweiten Produktion wieder in sein vorheriges Leben zurück, da ihm die Arbeit beim Film nicht sonderlich zusagte. Dennoch gilt er in Frankreich und Belgien bis heute als Berühmtheit und hat kürzlich sogar seine Biographie veröffentlicht.
Anscheinend plante Drehbuchautor und Produzent André Barret für das Jahr 1967 einen dritten Film, doch verliefen die Produktionspläne im Sand. Stattdessen hat sich nun Steven Spielberg für eine Adaption von „Tim und Struppi“ angemeldet. Wie diese auch immer ausfallen wird, so ist eines bereits sicher: An die Qualität der beiden Originalfilme wird sie garantiert nicht heranreichen.