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Serie/Reihe: Tim und Stuppi - Band 5 - 7
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Im dritten Sammelband sind die letzten Tim & Struppi Bände enthalten, die vor dem zweiten Weltkrieg entstanden sind. Besonders die Geschichte „König Ottokars Zepter“, die im dem fiktiven Balkanstaat Syldavien spielt, ist Spiegelbild der Vorkriegsweltordnung. Ansonsten kann man über die drei vorliegenden Geschichten sagen, dass Hergé nun endgültig zu der finalen Erzähl- und Darstellungsform von Tim und Struppi gefunden hatte.
Der Arumbaya-Fetisch
Aus einem Museum wird eine Stammesfigur eines Amazonas Volkes, den Arumbayas, gestohlen. Ungewöhnlich ist allerdings, dass die Diebe die Figur wenig später zurück gebracht haben - sogar eine Entschuldigung würde handschriftlich beigefügt. Für die Polizei ist der Fall damit abgeschlossen, doch für Tim nicht, denn ihn hegt der Zweifel an der Rechtschaffenheit der Diebe und tatsächlich belegen seine Nachforschungen, dass die Figur eine Fälschung ist. Doch erst der Tod eines Künstlers bringt Tim auf die Spur. Der Mann hatte den Fetisch gefälscht, doch wer auch immer seine Auftraggeber waren, sie haben sichergestellt, dass der Mann nichts verraten kann. Doch Tim folgt den Spuren bis nach Südamerika.
Die Geschichte ist spannend erzählt und etwas komplexer als die bisherigen Geschichten und Tims Nachforschungen werden interessant erzählt. Auch nach fast 80 Jahren ist die Geschichte noch sehr gut lesbar. Besonders erwähnenswert ist die Passage in der Tim durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen zum Oberst in der südamerikanischen Republik Nuevo-Rico wird. Zuerst wird er vor ein Erschießungskommando gestellt, dann vom Revolutionsführer General Alcazar zum Oberst ernannt um dann wieder ins Gefängnis gesperrt zu werden. Insgesamt ist der Band ein gelungenes und rundes Tim und Struppi Abenteuer.
Die Schwarze Insel
In Großbritannien beobachtet Tim die Notlandung eines Flugzeugs, doch als Tim herbeieilt wird er von den beiden Piloten angeschossen. Das genügt um den hartnäckigen Reporter ermitteln zu lassen. Nicht lange und es stellt sich heraus, dass eine Geldfälscherbande ihr Unwesen treibt. Doch Tim muss viele Rätsel Lösen um am Ende auf der schwarzen Insel diesen Fall lösen zu können.
Die vorliegende Fassung ist – das sieht man sehr schnell, wenn man Flugzeug und Automodelle genauer betrachtet – nicht die aus dem Jahre 1943 sondern die zweite, überarbeitete Fassung aus dem Jahre 1964. Ein Vergleich beider Fassung, zumindest exemplarisch, wäre überaus interessant gewesen und hätte auch Eindruck von der künstlerischen Entwicklung Hergés gegeben. Der vorliegende Sammelband ist jedoch eine kostengünstige Edition, die auf jeglichen sekundärliterarischen Teil verzichtet. Beides ist vertretbar. So bleibt zu sagen, dass auch diese Geschichte sehr rund und spannend erzählt wurde.
König Ottokars Zepter
Auch der dritte Band dieser Sammelausgabe ist eine Kriminalgeschichte und somit schließt sich der Bogen dieser Ausgabe. Verschiedene Ereignisse und Hinweise haben Tim in das Balkanland Syldavien gelockt. Schon bald verdichten sich die Zeichen, dass ein Staatsstreich geplant ist. Die Befürchtung bestätigt sich, als König Ottokars Zepter gestohlen wird. .
Die Geschichte ist wie gesagt geprägt von Balkan Romantik vor dem 2. Weltkrieg. Doch die Geschichte zeigt bereits die dunklen Wolken, die über Europa aufziehen. Aus diesem Grunde ist der Comic ein interessantes Zeitdokument. Auffallend sind die sehr gelungenen Hintergrundillustrationen, doch hierzu später mehr. Aber auch vom Erzählstil und dem Spannungsbogen her ist diese Geschichte sehr gelungen und Beweise für das großen Können von Hergé.
Anzumerken ist, dass die vorliegenden Alben mit der Mithilfe von Assistenten geschaffen wurden. Hergé hat die Mitarbeit jedoch nicht genannt. Dies führte zu Missstimmungen mit seinem prominentesten Assistenten Edgar Pierre Jacobs. Dieser unterstützte Hergé ab 1943 und war u. a. für die Hintergründe des Bandes „König Ottokars Zepter“ verantwortlich (die in der Tat wirklich großartig waren). Als die Arbeit zunahm, verlangte Jacobs, dass seine Arbeit genannt wird. Hergé lehnte das ab und so arbeitete Edgar Pierre Jacobs an eigenen Projekten und schuf so mit Blake und Mortimer seine eigene, durchaus erfolgreiche Serie. Dies wirft natürlich kein sehr gutes Licht auf Hergé, aber er war wohl jemand, der über alles Kontrolle haben wollte, denn nur selten waren Zeichner auch Texter und Koloristen.
Anzumerken ist, dass die Schulzes nun endgültig etabliert sind und in jedem Abenteuer ihren Auftritt hatten. Aber auch andere wiederkehrende Figuren hatten in den vorliegenden Abenteuern ihren ersten Auftritt, u. a. die Opernsängerin Bianca Castafiore oder dem südamerikanischen Revolutionär General Alcazar.