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Titel: Liebe zwischen den Welten Eine Rezension von Christel Scheja |
Tanja Heitmann ist keine unbekannte deutsche Autorin mehr. Sie schrieb sich bereits mit der „Schattenschwingen“-Trilogie in die Herzen ihrer Leser. Nun startet sie mit einer neuen übernatürlich angehauchten Saga namens „Tiamat“ durch, deren erster Band „Liebe zwischen den Welten“ im April 2013 erschienen ist.
So lange sie denken kann lebt Anouk mit ihrem Vater und dem drei Jahre älteren Sander in dem alten Herrenhaus Himmelhoch am Rande einer eher verschlafenen Kleinstadt. Die Fassade des Witwers mit seinen beiden Kindern täuscht – tatsächlich hat Jacob eine ganz andere Aufgabe als nur in der Bank Geld zu verdienen.
Er ist im Auftrag einer geheimen Organisation der Wächter eines magischen Tores, das in den Gewölben des alten Hauses liegt. Sander und Anouk werden zwar als Geschwister ausgegeben, in Wirklichkeit sind sie allerdings keine. Als das Mädchen etwa sechs Jahre alt war, verschwand ihre Mutter, stattdessen tauchte ein neunjähriger Junge ohne Erinnerung auf, dessen sich Jacob aus irgendwelchen unbekannten Gründen annahm.
Anouk kommt allerdings nun in das Alter, in dem sie sich viele Fragen stellt und nicht länger nur die Launen und Wünsche ihres Vaters hinnimmt. Muss sie sich eines Tages ebenso dem Wächteramt am Tor verschreiben, auch wenn sie nicht dazu geeignet ist? Liegt ihre Zukunft wirklich darin, zu verhindern, dass „Tiamat“ noch weiter erwacht als es jetzt schon ist? Ist es ihr nicht irgendwann erlaubt ein normales Leben wie jeder andere Teenager zu führen. Glücklicherweise ist sie in der Schule kein Außenseiter und hat auch in Laboe eine Freundin, die mit ihr durch dick und dünn geht.
Nur bei Sander weiß sie immer noch nicht so recht, was sie denken und fühlen soll, denn in der letzten Zeit beginnen sich ihre Emotionen ihm gegenüber zu verwirren. Und dann kommt auch noch Tammo ins Spiel – ein Junge aus ihrer Klasse, der sich zum Positiven verändert hat und immer mehr ihr Interesse weckt. Doch als Sander ihr überraschend einen Kuss gibt, gerät ihre Welt aus den Fugen.
Oberflächlich gesehen reiht sich „Tiamat“ in die Serien ein, in denen ein Mädchen im Teenageralter in das Erbe ihrer Familie hineinwachsen soll und doch nicht so ganz davon überzeugt ist, dass dies wirklich ihr Lebensziel und Zweck werden soll. Aber Tanja Heitmann gewinnt dem Thema durchaus neue Seiten ab.
Auf der einen Seite weiß Anouk bereits, dass sie eigentlich gar nicht dazu geeignet ist, eine Wächterin zu werden, bleibt aber dennoch in dem Haus, weil sie die einzigen Menschen nicht alleine lassen will, die ihr etwas bedeuten. Auf der anderen ahnt sie aber bereits, dass es da auch noch Geheimnisse gibt, die man vor ihr verborgen hält.
Die Geschichte arbeitet sich langsam an die entscheidenden Punkte heran. Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit, den Hintergrund und die Figuren auszuarbeiten. Kleine Hinweise sorgen dazu für Spannung – mal offensichtlich durch Angriffe unangenehmer Besucher aus dem Tor, die für ein wenig Action sorgen, dann wieder durch subtile Andeutungen, die den Leser aufhorchen lassen.
Dazu kommen die üblichen Teenagerprobleme, garniert mit einem ordentlichen Schuss Romantik. Die erste Liebe sorgt zusätzlich für Verwirrung, muss Anouk doch feststellen, dass sie einerseits zwar Tammo plötzlich irgendwie interessant findet, aber auch Sander Emotionen in ihr auslöst, die sie zunächst nicht deuten kann. Die Liebe ist zwar immer präsent, unterdrückt aber glücklicherweise nicht die anderen Themen.
Die Handlung ist zudem solide aufgebaut, denn nach und nach wird deutlich, dass alles enger zusammenhängt als gedacht und der Höhepunkt gibt der Geschichte eine neue Wendung, die neugierig darauf macht, wie die Autorin die Geschichte nun fortsetzen wird. Dazu tragen auch die facettenreichen Figuren bei.
Alles in allem erfüllt „Liebe zwischen den Welten“ der erste Band von „Tiamat“ alle Wünsche, wenn man auf eine abenteuerliche Urban-Fantasy-Geschichte mit einer selbstbewussten und aktiven Heldin steht, bei der aber auch die Romantik ihren festen Platz hat.