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Serie/Zyklus: Thursday Next, Band 2 Eine Rezension von Martin Wagner |
Eine Kritik an einem literarischen Werk kann man unterschiedlich formulieren und ebenso unterschiedlich unter die Menschen bringen. Bei den Formulierungen kommt es natürlich primär darauf an, wen man erreichen will und auf welchem Niveau, das geht von wissenschaftlicher Abhandlung bis hin zur fast einsilbigen Einschätzung des Werkes. Beim platzieren der Kritik finden sich ebenso viele Möglichkeiten, manchmal findet man eine Kritik in einem wissenschaftlichen Kompendium oder einer Jahreszeitschrift einer wissenschaftlichen Gruppe, dann wieder findet man Pressekommentare oder Kommentare berühmter anderer Autoren auf den Rückseiten der Bücher, die man gerade in den Händen hält und denkt dabei oft an Werbung, zu guter Letzt gibt es natürlich auch diverse Zeitschriften und mittlerweile viele Blogs und Onlineportale.
Jasper Fforde hat sich verschiedenen Werken der Weltliteratur auf seine ganz eigene Weise angenommen und eine Kritik verfasst, die ihresgleichen sucht. Er hat nämlich einfach seine genremischende Buchreihe über die Agentin Thursday Next verfasst und darin seine Kritik oder besser gesagt seine Hommage an diese werke verfasst. „In einem anderen Buch“ lautet der Titel der neuen Auflage der Übersetzung des zweiten Bandes der Reihe, in dem sich Thursday mit neuen Talenten, der Chronogarde, Zufällen und vor allen Dingen Edgar Allen Poes „Der Rabe“ herumschlagen muss.
Nach dem ersten Ausflug in ein Buch und damit verbunden auch der Änderung des Endes von „Jane Eyre“ ist Thursday Next jetzt so etwas wie ein Star, denn das neue Ende ist bedeutend besser als das vorherige. Doch genau dieser Ruhm bringt auch jede Menge Verantwortung und Terminprobleme mit sich. Auf all dies kann Thursday gut verzichten, denn eigentlich will sie viel lieber ihr Leben und ihr Freizeit mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Landen verbringen. Alles ändert sich, als die Goliath Corporation ihren Mann nichten lässt, was soviel bedeutet wie verhindern, dass er jemals über das zweite Lebensjahr hinaus gelebt hat, und sie zwingt einen ihrer Mitarbeiter aus Poes „Der Rabe“ zurückzuholen. Ab diesem Moment geht es für Thursday bergab. Zufälle häufen sich, beinahe nie zum Guten für Thursday, und zum Miete bezahlen muss sie auf Vampirjagd gehen. Doch nicht alles ist schlecht, denn es stellt sich heraus, das Thursday Next das Talent hat in Bücher zu reisen - was ihr ganz gelegen kommt - und von nun an für die Jurisfiktion arbeiten muss, der In-Bücher-Polizei, bestehend aus berühmten literarischen Personen und Lebewesen. Ab da, wird es nur noch verrückter und abgedrehter und ein glückliches Ende ist in weiter Ferne erst zu erkennen, denn über Allem schwebt immer noch der Geist Archeron Hades'.
Wie bereits beim ersten Band ist auch Band 2 der Thursday Next-Reihe eine Hommage an die Literatur selbst. Protagonisten werden erwähnt, spielen eine Rolle und sind direkt in die Geschichte involviert. „Alice im Wunderland“, Kafkas „Der Prozess“ und viele weitere anerkannte und bekannte Werke der Weltliteratur werden behandelt und ihnen, dank Jasper Fforde und Thursday Next ein weiteres Denkmal gesetzt. Verpackt in eine spannende Geschichte mit vielen Wendungen, die man so nicht erwartet und vor allen Dingen mit vielen alten und neuen Feinden, die dem ganzen Buch genügend Pepp und Stoff für eigentlich drei Bücher bieten. Trotz dieser Punkte hat Fforde es geschafft, die Geschichte logisch aufzubauen, alle Fäden gekonnt miteinander zu verbinden und es abermals zu erreichen, dass alle Leser einfach gleich weiter lesen werden wollen.
Fazit: Jasper Ffordes zweiter Band der Thursday-Next-Reihe „In einem anderen Buch“ setzt das fort, was er im ersten Band begonnen hat, nämlich eine spannende Geschichte voller Literatur und voller Spannung mit einer Protagonistin die voller Überraschungen steckt und doch auch überrascht werden kann. Es bleibt wie schon bei Band 1 nur eine Frage übrig. Wie geht es weiter?