Serie/Zyklus: Thursday Next, Band 1 Eine Rezension von Martin Wagner |
Literatur, die sich mit Literatur beschäftigt ist meist nicht sonderlich interessant und unterhaltsam, da die meisten Autoren solcher Bücher den wissenschaftlichen Aspekt der Arbeit in den Fokus nehmen. Ab und an tauchen aber auch andere Bücher über Literatur auf, die die Bücher als solches nur als Vehikel nehmen, um eine neue Geschichte zu schreiben oder der Literatur selbst eine Hommage zu erweisen.
Der britische Autor Jasper Fforde hat in seinen Thursday Next-Romanen den großen und bekannten Autorinnen und Autoren der Welt eine Hommage erwiesen, in dem er ihre Werke zum Hintergrund und teilweise sogar zum direkten Schauplatz seiner Romane gemacht hat. Es ist schwierig diese Romane einem Genre zuzuordnen, da so viele Dinge so gekonnt vermischt werden. Thriller, Fantasy, Literaturgeschichte, Alternative Geschichte, das sind nur einige Genres, die in der Reihe verknüpft werden. Dank des dtv-Verlages ist diese genrereiche Geschichte nun auch wieder dem deutschsprachigen Publikum verfügbar gemacht worden. Gleich der erste Roman der Reihe, „Der Fall Jane Eyre“, mittlerweile in der zweiten Auflage, dürfte wie eine literarische Bombe einschlagen und der Reihe viele neue Fans bescheren.
Für die neuen Fans werden sicherlich viele Dinge sorgen, aber eins dürfte der Hauptcharakter sein, Thursday Next. Thursday, die Protagonistin und Namensgeberin der Reihe, ist eine Mittdreißigern, die nach einer Karriere beim britischen Militär auf der Krim - in einem Krim-Krieg, der seit mehr als 100 Jahren geführt wird - mittlerweile bei der SpecOps-27, einer Einheit, die sich mit Fälschern und Fälschungen von literarischen Werken herumschlagen, untergekommen ist. Thursday ist die Tochter eines ehemaligen ChronoGardisten, der mittlerweile von seinen eigenen Leuten gejagt wird und deshalb zu den unterschiedlichsten Zeiten auftaucht und kurz darauf wieder in der Zeit verschwindet, um nicht geschnappt zu werden. SpecOps 27 ist keine Einheit, bei der man lange bleiben will und auch Thursday würde gerne früher als später zu einer anderen Einheit versetzt werden. Als sie schließlich von SO-5 rekrutiert wird, sieht sie das als ihre Chance an und stürzt sich in ihr bisher größtes Abenteuer, nämlich die Jagd nach Acheron Hades, einem der gefährlichsten Schurken der Welt überhaupt. Trotz vieler kleiner Erfolge gelingt es ihr und dem Team, das ihr zur Seite steht, nicht, Acheron Hades daran zu hindern Jane Eyre aus dem gleichnamigen Buch zu entführen. Für Thursday Next scheint das Abenteuer gar nicht mehr aufzuhören, denn sie muss etwas tun, das bisher keiner getan hat, nämlich in das Buch hinein und den Erzschurken dort besiegen und damit die literarische Welt für immer verändern.
Jasper Fforde hat in „Der Fall Jane Eyre“ seine Talent als Thrillerautor, als Fantasyautor, als Literaturkritiker und vieler anderer Genres offenbart und es dabei auch geschafft, eine Welt zu schaffen, die, trotz vielerneuer und alter Dinge und viel Fantasie, keineswegs unlogisch sondern in sich selbst geschlossen erscheint. Seine Welt bietet unendliche Möglichkeiten und er nutzt das perfekt aus. Wahrscheinlich sorgt genau das Ausnutzen der Welt dafür, dass die Geschichte von der ersten Seite an fesselt, den Leser bis zum Ende nicht mehr loslässt und dann dazu führt, dass der Leser sofort den zweiten Band in die Hand nimmt. Die Fesselung des Leser geschieht dabei durch mehrere Dinge, durch die runden Charaktere, die Geschichte, die Spannung, die Anekdoten, die lustigen Stellen und vor allen Dingen auch durch die Diskussionen über Literatur, wie etwa die Diskussionen über Shakespeare. Diskussionen, die im Roman durch demonstrierende Vertreter der unterschiedlichen Vertreter der Theorien zur Autorenschaft der Werke zum Ausdruck gebracht wird. Was bei uns nur in Gelehrtenkreisen stattfindet, ist in der Welt von Thursday Next etwas ganz normales, was dazu führt, dass das Buch eben mehr als ein normales Buch ist, das Lust auf mehr macht. Mehr Thursday Next-Romane und vor allen Dingen mehr Weltliteratur.
Fazit: Thursday Next 1- Der Fall Jane Eyre ist der furiose Start einer Reihe, die die Literatur als solches in den Vordergrund holt und damit ihresgleichen sucht. Spannend von der ersten Seite bis zur letzten, und mit so vielen Anekdoten versehen, dass man durchaus gewillt ist, auch die im Buch erwähnten Bücher nochmal oder zum ersten Mal zu lesen. Viel Spaß!