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Titel: Das Thüringen-Projekt Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nach dem Niedergang im “Ölzeitalter” ist die Welt in einen vorindustrialen Zustand zurückgefallen. Die Stadt Erfurt einer Jahrhunderte entfernten Zukunft ist von der Romantik geprägt und die Menschen genießen einen moderaten Lebensstandard. Der Student Friedrich hat sich unsterblich in Johanna, der Tochter seines Professors, verliebt. Doch Friedrichs Fachgebiet ist die Literatur des 20. Jahrhunderts, einer Epoche, die gerade nicht sonderlich hoch im Kurs steht. Während sich Friedrich aufmacht, um in Arnstadt an der Rekonstruktion eines Zeitschriften-Fortsetzungsromans zu arbeiten, macht sich sein bester Freund Thoralf an Johanna ran und setzt deren Vater unter Druck, sie ihm zur Frau zu geben.
Die Novelle ist recht stimmungsvoll aufgesetzt und das Erfurt der Zukunft, das eigentlich eher ein Erfurt der Vergangenheit ist, wirkt in sich stimmig. Das Leben von Friedrich und Johanna wird als recht sorglos beschrieben: Die Möglichkeiten sind begrenzt, aber die Menschen zufrieden. Es wird auf Nachhaltigkeit geachtet und die Menschen haben eine Art Fahrradwagen, mit dem sie durch die Stadt fahren, denn Autos gibt es nicht mehr. Schwächen zeigen sich bei dieser Novelle bei der Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Mehr Gefühle und eine bessere Beschreibung der zweisamen Situation hätten der Geschichte sicherlich gutgetan. Das überraschende Ende, wie es auf dem Buchrücken angekündigt wurde, überrascht den versierten SF Leser keineswegs, denn es hatte sich schon zur Hälfte der Geschichte angedeutet, was auch daran lag, dass die Hinweise den Leser sensibilisiert hatten. Tatsächlich ist dies kaum eine Science-Fiction-Geschichte, denn eigentlich käme die Novelle auch ohne die Elemente dieses Genres aus. Nichtsdestotrotz ist das Buch schön und flott geschrieben und bietet kurzweilige Zerstreuung. Anzumerken sei noch, dass es eine Geschichte in der Geschichte gibt, denn die Textfragmente, die Friedrich zu einem Ganzen zusammenfügt, wurden in Form seiner Niederschrift in mehreren Teilen ebenfalls abgedruckt. Ich weiß jetzt nicht, ob diese Geschichte ebenfalls aus der Feder des Autors stammte, aber diese Texte lockern die Geschichte durchaus auf und ergänzen das Erzählte.
6 von 10 Punkten.