Reihe: Throne of Glass, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover zu “Throne of Glass – Die Erwählte” ist in hellen Blautönen gehalten. Abgesehen von ein paar Verzierungen zeigt es lediglich eine junge Kriegerin in dunkelblauen Gewändern, vor denen sich ihre helle Haut und das fast weiße Haar deutlich abheben. Eine Frau, über die ich als Betrachter gerne mehr erfahren würde – und damit ein Cover, das zumindest mich zu einem kurzen Reinschmökern verleiten würde (und auch hat).
Niemand entkommt der Sklavenarbeit in den Salzminen von Endovier. Einzig der Wunsch des Königs, sich noch weiter an ihrem Leid zu erfreuen, bewahrte Celaena Sardothien bei ihrem letzten Fluchtversuch vor dem Tod. Nun ist es sein Sohn, der ihr ein verlockendes Angebot macht: Als seine Kämpferin soll sie um den Titel als Champion des Königs antreten – und mit dem Sieg auch ihre Freiheit zurück erlangen.
Sarah J. Mass erzählt die Geschichte aus der Sicht der Assassinin Celaena Sardothien, die sich bereits in ihrem noch jungen Alter einen eindrucksvollen Ruf erworben hat. Dementsprechend von sich eingenommen erzählt sie ihre Geschichte. Ein Erzählstil, der recht ungewöhnlich und auch ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Aber auch ein Stil, der sowohl zur Geschichte als auch zur Hauptperson passt. Bei mir hat dieser Stil zu Beginn des Buches erst einmal Distanz zwischen mir und der Hauptperson geschaffen. Im weiteren Verlauf der Geschichte schafft es Celaena jedoch, diese Distanz recht zügig zu überbrücken: Ihre Freude an einfachen Dingen wie dem “guten” Essen jenseits der Minen, verlockend weiblichen Kleidern und den Büchern der Schlossbibliothek (welche Leseratte könnte dieser widerstehen?), sowie der hinter ihrer harten Fassade versteckte gute Kern, der im Verlauf der Geschichte immer wieder hervorblitz, machen sie nicht nur dem Leser sympathisch. Auch die zwei Männer in ihrem Umfeld erliegen trotz ihrer ersten Abneigung schnell Celaenas Charme – und so wird sie relativ bald sowohl vom Hauptmann der Wache, Chaol, als auch von dem Prinzen Dorian umworben. Eine Dreiecksbeziehung, die so nicht unbedingt von Nöten gewesen wäre. Und viel Zeit für derartige Liebeleien (und die Gedanken daran) bleibt Celaena auch nicht. Das, was Sarah J. Maas beschreibt, reicht um die Gerüchteküche bei Hofe anzuheizen – für mehr jedoch nicht.
Ein Großteil ihrer Zeit bei Hofe verbringt Celaena mit den Vorbereitungen für die Prüfungen der Champions – die im Vorfeld allerdings um einiges dramatischer geschildert werden als sie wirklich sind. Weitaus gefährlicher (und interessanter) sind da die Morde abseits des Prüfungsgeländes. Mysteriöse Wyrdzeichen deuten auf alte und verbotene Magie hin, während Geister aus der Vergangenheit Celaenas Schicksal die richtige Wendung geben wollen.
Genauso voll wie Celaenas Tagesplan ist auch der Plot, den Sarah J. Maas in “Throne of Glass – Die Erwählte” stemmen muss. Und damit bleiben dem Leser genauso viele Verschnaufpausen wie Celaena: keine. Die Seiten des Buches fliegen nur so dahin und über einen Mangel an Spannung kann man sich definitiv nicht beklagen. Der Geschwindigkeit geschuldet, mit der sowohl der Leser als auch die Hauptfigur durch die Geschichte fliegen, bleiben die Tiefe der Geschichte und der weiteren Figuren etwas auf der Strecke. Celaenas Gedankengänge sind dem Leser klar, nicht immer nachvollziehbar, aber zumindest eindeutig. Was die anderen Figuren (inklusive der beiden männlichen Hauptfiguren) angeht ist dem leider nicht so. Ich habe keine Ahnung, warum (und vor allem wie) der Kronprinz Gefühle für Celaena entwickeln konnte, spürbar sind diese Gefühle für den Leser jedenfalls nicht. Eine derartige (romantische) Spannung sucht man in “Throne of Glass” vergeblich.
Mit dem Ende schnürt Sarah J. Mass “Throne of Glass” zu einem kompakten Geschichtsbündel, aus dem allerdings noch ein paar Handlungsfäden hinausragen. Das Ende ist überraschend abgeschlossen – wer möchte, kann den Ausflug nach Endovier mit der letzten Seite des Buches beenden. Celaenas Freundschaft mit der rebellischen Prinzessin des Nachbarreiches, die Rückstände der Magie und dessen Verbindung zu Celaena bieten ebenso wie die Prophezeiung der vor Jahren verblichen Fae-Königin allerdings noch einiges an Erzählstoff für die Folgebände. Kombiniert mit einem tieferen Einblick in die Figuren rund um Celaena (vielleicht durch einen anderen Erzähler?) bieten diese Fortsetzungen jedenfalls noch einiges an Potential. Für mich Grund genug, im Frühjahr 2014 in den Folgeband hinein zu schnuppern.