Reihe: Die Asgard-Saga Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Klappentext:
Wenn er jemals einen Namen gehabt hatte, so hatte er ihn vergessen.
Wenn er jemals Eltern gehabt hatte, so erinnerte er sich nicht an sie.
Wenn er jemals geboren worden war, so wusste er nicht mehr, wann.
Ein Mann ohne Namen. Ein Hammer in seiner Faust. Ein Rudel geifernder Wölfe im peitschenden Schnee.
Ein Blitz, der die Wolken zerreißt, und ein Grollen von Donner in der Ferne.
Wer ist der Mann? Ist er, wie manche glauben, wirklich Thor, der Gott des Donners?
Und ist er gekommen, die Menschheit zu retten - oder sie zu vernichten?
Die Wildnis folgt ihren eigenen Gesetzen. Sie ist grausam und kennt keine Gerechtigkeit, nur das Recht des Stärkeren. Inmitten dieser eisigen, von Stürmen gebeutelten Wildnis erwacht ein Mann und erinnert sich an - nichts. Seine Herkunft, sein Ziel, selbst sein Name bleiben im Dunkel einer ungewissen Vergangenheit verborgen. Als er sich aufmacht, ziellos einen Ort erreichen wollend, kämpft er gegen Wölfe, trifft auf Menschen und trifft eine Entscheidung. Ihm ist plötzlich klar, dass er den Menschen helfen muss. Plötzlich steht er einer Übermacht fremder Krieger gegenüber, der er nicht gewachsen ist. Nur eine Frau und ihre beiden Kinder überleben das Gemetzel. Der Ehemann der Frau, die sich ihm als Urd vorstellt, stirbt und der Namenlose macht sich zum Familienoberhaupt. Da stellt sich eine Gefühlsaufwallung, dass er sie liebt, ganz plötzlich und passend ein. Der Mann ohne Gedächtnis fühlt sich zu den dreien hingezogen und für ihre Sicherheit verantwortlich. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort, um das legendäre Midgard, eine Oase in der Welt des Schreckens, zu finden. Dieser Ort ist ein friedliches Tal, in dem jedermann Schutz und ein Heim bekommt, der danach verlangt. Midgard scheint die letzte Zuflucht vor der Kälte und den fremden Kriegern zu sein. Dort halten ihn alle für den legendären Donnergott Thor. Einen Winter verbringen Thor, der diesen Namen angenommen hat, Urd und die Kinder Lif und Elenia in Midgard. Nach und nach stellen sich bei Thor Bruchstücke von Erinnerungen ein, die er aber noch nicht zu einem Ganzen zusammenfügen kann. Er lernt die Schmiedekunst und erschafft sich eine mächtige Waffe, die er meisterhaft bedienen kann. Bald wird er in Kämpfe verwickelt mit Wesen, die Midgard bedrohen und von denen niemand weiß, wo sie herkommen. Dann wird Urd von ihm schwanger. Er glaubt an eine friedliche Zukunft, doch als es in Midgard zu seltsamen Zwischenfällen kommt, ist die kleine Familie bald erneut auf der Flucht, und Thor macht sich auf die Suche, das Rätsel seines Daseins zu lösen. Der Weg führt sie in die Hafenstadt Oesengard. In der Annahme, mit einem Schiff fliehen zu können, um irgendwo in der Ferne ein friedliches Leben zu führen, suchen sie eine Mitfahrgelegenheit. Doch dazu kommt es nicht. In Oesengard offenbart sich Urds Geheimnis.
Thor der Zweifler überlegt, welchem Volk er angehört den Gegnern, die die Welt erobern wollen, den hier lebenden Menschen oder ist er gar der Gott, für den ihn alle halten? Zum Schluss des Buches muss Thor eine Entscheidung fällen. Steht er auf der Seite, die ihm seine Familie und Freunde bieten, oder auf der Seite derer, die erklären, dass er einer der ihren ist? Thor stellt uns immer wieder vor vollendete Tatsachen. Oft bleibt unklar, warum er gerade so oder nicht anders handelt.
Der Start in den Roman ist ja so neu und ungewöhnlich, eigentlich noch nie dagewesen (bis auf etwa 300 andere Romane) und so selten, wie der Aufbau der Geschichte und die ‚Einsamkeit’ eines Helden. Die allgegenwärtige Kälte in der Welt und der recht naive Umgang mit der Handlung lassen den Leser frösteln, bis dann etwa nach dem ersten Drittel des Buches die Spannung für einen kurzen Moment aufblitzt, sich erschrocken aber sehr schnell wieder zurückzieht. Im Vordergrund steht der Held, der ständig versucht sich zu erinnern. Zwar kommen immer wieder Bruchstücke aus seiner Vergangenheit hervor. Wie Thor, so der Leser: Beide werden nicht wirklich klug aus den Bruchstücken seiner Traumwelten. Solange Thor nicht weiß, wie sie zusammengehören, nutzen sie ihm wenig und ein dumm gehaltener Leser weiß es genausowenig. Im Kampf mit sich selbst erleidet Thor immer wieder körperliche Rückschläge und seelische Verletzungen. Im Großen und Ganzen haben wir hier einen ständigen Verlierer, mit dem ich mich als Leser nicht gleichsetzen will. Vor allem, wenn er auf der einen Seite allein gegen ein Heer antritt und es zu besiegen scheint, bei der Verteidigung der Stadt aber als kläglicher Versager auftritt.
Das Buch hat mit der nordischen Mythologie absolut nichts gemein. Wolfgang Hohlbein hält sich an seine altbewährte Methode und benutzt bekannte Namen, um etwas anderes zu schaffen. Er setzt nur einige Namen und Gegenstände ein, um dem Leser eine einfach gehaltene Kurzgeschichte als Fantasyroman schmackhaft zu machen. Vieles war überflüssig und durch geschicktes Streichen käme man zu einer lesbaren Novelle oder vielleicht einer spannenden Kurzgeschichte.