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Titel: The End - Die neue Welt
Eine Rezension von Sebastian Hallmann
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Inhaltszusammenfassung:
Bis zu einem Zwischenfall im Irak ist Gordon van Zant ein überzeugter Marineinfanterist. Nach seiner Entlassung aus der Armee konzentriert er sich auf sein Privatleben, hat mit dem Korps abgeschlossen und geht in seiner neuen Rolle als Vater und Webdesigner auf. Im Jahr 2014 beginnen sich jedoch Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten zu häufen und Gordon wird schnell bewusst, dass es sich dabei vielleicht nur um die Vorbereitung zu etwas viel größerem handelt. Er soll recht behalten: die Terroristen lösen einen Super-EMP aus. Sie zünden in der Erdatmosphäre eine Atombombe, welche die USA binnen wenigen Tagen ins Chaos stürzt. Der Strom fällt aus – und damit gerät auch die Zivilisation, wie sie bekannt war, ins Wanken. Die neue Welt ist da.
Kritik:
Es ist ja kein Geheimnis, dass ich die Endzeitstoffe sehr mag. Mit “The End” hat der Luzifer Verlag nun ein Buch auf den deutschen Markt gebracht, welches sich mit der Entstehung einer solchen Apokalypse auseinander setzt. Ein schicker Ansatz, dachte ich mir, und damit war klar, dass ich den Roman unbedingt lesen will.
Hopf geht dabei auch grundsätzlich gut an die Thematik heran. Im Prolog wird dem Leser vor Auge geführt, dass irgendetwas ziemlich fieses mit der Welt passiert ist, was genau lässt er hier aber noch offen. Stattdessen wird der eigentliche Roman zu einer Art Erzählung von van Zants Tochter. Das Buch erzählt hierbei aber nicht nur eine, sondern gleich drei Geschichten, die zwar in igendeiner Form miteinander verwoben sind, dabei aber doch eigentständig funktionieren. Das Szenario an sich ist hierbei erschreckend realistisch gehalten, ein Umstand dem “The End” natürlich viel von seiner Wirkung verdankt. Der Autor zeichnet von Beginn an einen gelungenen Spannungsbogen, der aber hier und da immer wieder kleine Einknicker hinnehmen muss. Was die Atmosphäre angeht hat G. Michael Hopf die beginnende Katastrophe sehr bildlich und bedrückend eingefangen. Er wirft dabei oftmals moralische Fragen nach der Handlungsweise der Figuren auf, die den Leser zwangsläufig darüber nachdenken lassen, wie er in dieser oder jener Situation gehandelt hätte.
Die Schwächen des Buches beginnen in der Figurenzeichnung. Mir persönlich hat eine echte Identifikationsfigur gefehlt. Hauptcharakter van Zant ist zwar gut durchdacht, allerdings ist gerade er derjenige, mit dessen Ideen und Handlungsweisen man als Leser oftmals nicht konform geht. Auch die Haupfiguren der anderen Handlungsstränge, der neue Präsident und Gordons Bruder Sebastian sind nicht unbedingt das, was man Sympathieträger nennen würde. Zwar ist auch bei ihnen anzumerken, dass sie gut gezeichnet und mit einem ordentlichen Hintergrund versehen sind, allerdings fehlte mir hier der gewisse Kick, der sie zu wirklich interessanten Charakteren gemacht hätte.
Was mir “The End” jedoch wirklich ein bisschen verleidet hat, ist der Stil in dem es geschrieben ist (oder vielleicht auch eher die Übersetzung – leider fehlt mir der Vergleich, so dass ich hinsichtlich des internationalen Erfolgs des Werkes eher auf letzteres tippen würde). Hopf schreibt grundsätzlich spannend und auch sehr actionreich, allerdings wirkt die Sprache des Romans auf mich oftmals unpassend und altertümlich. Die Satzkonstrukte hätten meiner Meinung nach eher in einen historischen oder Fantasy-Roman gepasst als in ein knallhartes Endzeitwerk. Besonders schlägt sich dieser Umstand in vielen Dialogen nieder, die auf der einen Seite oft umständlich und konstruiert wirken, auf der anderen dann aber im nächsten Atemzug in eine saloppe, moderne Sprache umschwenken (was ja nicht verwerflich, da viel passender, gewesen wäre). Mir als Leser stellte sich oftmals die Frage “Würde ein Mensch der Moderne so mit seiner Familie oder seinen Freunden sprechen?” – und meine Antwort ist durchgängig “Nein” gewesen. Das wird auf Dauer anstrengend und nimmt viel Lesespaß.
Fazit:
“The End” ist keine Enttäuschung auf ganzer Linie. Die Geschichte an sich ist gut aufgebaut und grundsätzlich spannend geschrieben. G. Michael Hopf schwächelt jedoch bei den Figuren und letztlich ist es (vermutlich) die unpassende und schwerfällige Übersetzung, die das Lesen teilweise zu einer anstrengenden Angelegenheit werden lässt und dem Roman viel seines Unterhaltungsfaktors nimmt. Schade, besonders hinsichtlich der Tatsache, dass man es mit einem Open End zu tun hat, welches ein Sequel fast schon ankündigt. Hoffentlich wieder bei Luzifer – aber mit einem anderen Übersetzer.