Reihe: Star Wars: Clone Wars, Band 4 Titel: Im Verborgenen Originaltitel: Gambit: Stealth Autor: Karen Miller Übersetzung: Andreas Kasprzak Buch/Verlagsdaten: Blanvalet Verlag, 576 Seiten, März 2011, ISBN-13: 978-3442266388 Eine Rezension von Mario Pfanzagl (weitere Rezensionen von Mario Pfanzagl auf fictionfantasy finden sie hier) |
Als General Grievous droht Kothlis einzunehmen sehen sich Anakin und Obi-Wan einmal mehr gezwungen zahlenmäßig unterlegen das fast unmögliche zu wagen, denn mit Kothlis würde Grievous nicht nur ein strategisch wichtiger Brückenkopf im Mittleren Rand in die Hände fallen sondern auch dem bothanischen Spionagenetzwerk einen tödlichen Schlag versetzen. Doch Kothlis ist nur eines von vielen wichtigen Zielen der letzten separatistischen Offensiven und so ist die Republik immer mehr gezwungen ihre Truppen vor allem für "strategisch wichtige" Planeten oder zumindest solche einzusetzen die im Senat über genügend Einfluss verfügen.
Der nicht einmal im Senat vertretene neutrale Planet Lanteeb fällt daher gänzlich aus dem Rahmen. Doch eine üble Vorahnung Senator Bail Organas lässt ihn seinen jüngst gewonnen Jedi-Freund Obi-Wan kontaktieren, da auf Lanteeb etwas nicht zu stimmen scheint. Schon bald stellt sich heraus dass auf Lanteeb eine Waffe entwickelt worden sein könnte die den Kriegsverlauf zu Gunsten der Separatisten wenden könnte. Nachdem Bail und Obi-Wan sich an Yoda und Anakin gewandt haben beschließt man die beiden erfolgreichen Generäle undercover nach Lanteeb zu schleusen, um Ermittlungen anzustellen und die potentielle Superwaffe der Separatisten zu zerstören...
Mit IM VERBORGENEN ist es Karen Miller sogar noch gelungen ihr Star Wars-Debüt WILDER RAUM in Sachen Länge zu übertreffen. Der erste Band der GAMBIT-Duologie ist mit über 500 Seiten schon der längste THE CLONE WARS-Roman und auch die Fortsetzung fällt (ausgehend von der US-Ausgabe) nur unwesentlich kürzer aus. Es sind also fast 1000 Seiten (in deutscher Übersetzung) auf denen Karen Miller eine Geschichte bringt die sich vor allem dadurch auszeichnet dass sie ihrem schon in WILDER RAUM verwirklichten Stil treu geblieben ist, also nicht nur mehr millersche Dialoge über Gott und die Welt sondern auch längere Handlungsstränge mit mehr Spannungsmomenten.
Das Problem des Debüts WILDER RAUM war auch dass es zeitweise so wirkte als würde die Handlung hinter den Dialogen und Interkationen Obi-Wans und Bail Organas schlicht in den Hintergrund getreten sein und gipfelte nach einem Anschlagsversuch, einem Feuergefecht auf einer Raumstation und einer Bruchlandung schließlich in einer Szenerie die Kenner stark an PALPATINES AUGE erinnerte, wo Luke verwundet, dem Delirium nahe auf einem der frühimperialen Ära entstammenden Kreuzer zwischen sprechenden Gamorreanern in Sturmtruppenuniformen und ein paar Tusken Räubern herumirrte. Dass Mindf*ck-Potential der Bruchlandung und des Einflusses der Sith-Relikte auf Obi-Wan wurde damals allerdings kläglich verspielt. Nun geht es nicht darum ein Lager alter Relikte auszuheben und zu vernichten, sondern in guter alter Star Wars Manier eine die galaktische Ordnung in ihren Grundfesten erschütternde und alles Leben bedrohende Superwaffe zu vernichten, ehe ein böses Genie sie zum Einsatz bringen kann.
Gerade die enorm gesteigerte Gesamtseitenzahl und Aufteilung der Geschichte in zwei Bände (von denen einer ursprünglich aus der Feder Karen Traviss hätte stammen sollen, ehe diese wegen The Clone Wars Angewohnheit alles bisher über die Klonkriege veröffentlichte über den Haufen zu werfen, darunter auch die von Traviss mitgeprägte Mandalorianer-Darstellung und die Republic Commando-Romane, das Handtuch warf) lässt Leser die WILDER RAUM schon skeptisch verfolgt haben übles erwarten, doch es ist Miller durchaus gelungen neue Wege zu beschreiten, wenngleich ihr Stil unverkennbar geblieben ist. Es gelingt ihr sogar mehr Handlungsstränge aufkommen zu lassen und sogar bestehen zu lassen, da die Geschichte mit IM VERBORGENEN ja noch nicht abgeschlossen ist.
Zwar nimmt die Schlacht um Kothlis mehr als die ersten 100 Seiten ein, doch eine detailliert ausgearbeitete Darstellung des Getümmels und taktischer Manöver der Beteiligten, wie man sie vielleicht aus manchen X-Wing-Romanen oder aktuelleren Großreihen kennt darf man sich von Miller nicht erwarten. Die Schlacht verläuft eher beiläufig und natürlich siegreich, so dass sich Miller einmal mehr vor allem auf Dialoge vor und nach den Gefechten konzentrieren kann. Rasch abgehandelt sind Obi-Wan und Captain Rex auch schon schwer verwundet und es folgt ein weiteres hundertseitiges Intermezzo auf Coruscant wo aus dem ganz miesen Gefühl Bail Organas eine galaktische Bedrohung konstruiert wird. Wären die Dialoge nicht so wortreich und das ganze keine auf zwei Bücher gestreckte 1000 Seiten-Story man könnte sich an die Star Wars Jugendbücher Jude Watsons erinnert fühlen, denn mit den auch etwas auf den Zynismus der Republik die sich von Kriegermönchen und einer entrechteten Sklavenarmee verteidigen lässt abzielenden Klonkriegsromanen Karen Traviss, die allerdings auch durch die militaristische Kultur der Mandalorianer so ihre Schattenseiten hatten, haben Millers Werke sehr wenig gemein außer dem Subfranchise.
Vor allem die eigentliche Haupthandlung, die sich erst in der zweiten Hälfte des Buchs so richtig zu entwickeln beginnt erinnert vom Verlauf her stark an so manches Abenteuer des jungen Obi-Wan Kenobis und wahlweise seines Meisters Qui-Gon Jinn oder Anakin Skywalkers. Erfrischend wirken sich dabei aber so manche Spannungsspitzen aus, die dieses enge Korsett aus die Handlung wenig voranbringenden Dialogen auflockern. Doch diese Spannungsmomente sind auch schnell wieder verbraucht und es bleibt der Eindruck man hätte mit einer solch voluminösen Duologie weit mehr anfangen können, vor allem weil sich die Handlung, um den Vergleich noch einmal zu wagen, gut und gerne auch in einem knapp 150seitigen Jugendbuch unterbringen hätte lassen. Es ist nicht einmal so sehr die detailreich und effektvoll inszenierte Action die man vermisst, sondern eine wendungsreiche Geschichte, die einem so unter dem Titel Star Wars vielleicht noch nicht serviert wurde.
So werden sich wohl auch IM VERBORGENEN die Geister wieder einmal scheiden, doch zumindest kann man halb ernst halb sarkastisch anmerken Karen Miller ist sich wenigstens selbst treu geblieben und hat sich ihren einzigartigen Stil bewahrt. Teil dieses Stils ist auch dass sich Miller (im Gegensatz zur abgesprungenen Kollegin Karen Traviss) bei ihrer Darstellung auf Clone Wars-exklusives Material beschränkt und erst gar nicht versucht den etablierten Kanon aus Comics und Romanen, die zwischen 2002 und 2005 (also zwischen der Erstveröffentlichung von Episode II und III) mit der THE CLONE WARS Serie zu versöhnen oder zu verbinden. So spielen zwar Ereignisse der Serie (Maridun) und der anderen TCW-Romane (WILDER RAUM, KEINE GEFANGENEN) eine Rolle, doch damit hat sich die "EU-Anbindung" auch schon erledigt. Etwas kurios mutet gerade noch an, dass sich Millers Orientierung an der Serie und vor allem ihrer ersten Staffel auch in einer Art stilistischer Anpassung niedergeschlagen hat, so dass Dialoge die wohl intelligent und tiefgründig wirken könnten oftmals eher "kindisch" wirken und fundierte Kritik entpuppt sich sogar als nervige Nörgelei einzelner Protagonisten. Anders als Karen Traviss eben, die als aus dem militärisch polizeilichen Bereich kommende Ex-Pressesprecherin in ihren TCW-Romanen noch versuchte ältere Semester unter den Star Wars-Fans anzusprechen. Karen Miller hingegen zieht die TCW Romane, mehr in Richtung Jugendbücher.
Hat Anakins Ritterschlag in WILDER RAUM den Ereignissen des Klonkriegsroman DIE FEUERTAUFE widersprochen, so dringt IM VERBORGENEN nun ins Liebesleben Obi-Wan Kenobis vor und führt dessen "Freundin" Taria Damsin ein, die ihm eine wichtige Lektion über Verlust beibringen soll, denn die Jedi-Meisterin leidet an einer tödlichen Krankheit. Dass Obi-Wan eine solche Lektion schon im Jugendbuch DAS GEHEIMNIS DER JEDI-RITTER während der Klonkriege zu lernen hatte, als seine Jugendliebe Siri Tachi das Zeitliche segnete spielt in der Parallelwelt von THE CLONE WARS nun keine Rolle mehr.
- Resümee -
Will man fair sein, misst man IM VERBORGENEN an WILDER RAUM und kann zufrieden feststellen dass Karen Miller eine Verbesserung gelungen ist, denn ihr mittlerweile zweiter Star Wars-Roman liest sich durchaus angenehmer. Dennoch reicht Millers IM VERBORGENEN kaum an Karen Traviss KEINE GEFANGENEN heran und wirkt eher wie ein zu sehr aufgeblasener Jugendroman, was es wohl auch sein soll. Der erste Teil der GAMBIT Duologie zeichnet sich vor allem dadurch aus dass er konsequent unterdurchschnittlich geraten ist, genau so wie die meisten Jugendromane und daher sollte man den Vergleich mit den Werken die sonst als deutlich dickere Star Wars-Romane aufgelegt werden eher scheuen. Problematisch erweist sich auf jeden Fall dass im über 500seitigen ersten Teil der Duologie zu wenig passiert und die Handlung derart zu kurz kommt, dass scheinbar auch alle überraschenden Wendungen auf den finalen Band vertagt werden.
Fazit:
Ein Fortschritt gegenüber WILDER RAUM. Als Jugendbuch sogar noch Mittelmaß.