Reihe: The Agency Case Files Eine Rezension von Martin Wagner |
Krimis sind seit Jahren eines der erfolgreichsten Genres der Buchwelt mit vielen Autoren, die alle paar Monate einen Krimi veröffentlichen. Viele dieser Krimis schaffen es dann auch auf die Leinwand oder die Bildschirme, als Hollywoodfilm oder TV-Produktion. Ein besonderes Untergenre des Krimis ist das Noir-Genre, das neben der Kriminalgeschichte auch das soziale Umfeld, in dem der Roman spielt, in den Blick nimmt. Wo und wann der Krimi-Noir dann spielt, ist eigentlich egal und so ist es nicht überraschend, dass neben den 40er und 50er Jahren auch die heutige Zeit und auch die Zukunft als Kulisse dienen.
Genau diese Möglichkeiten hat Gobion Rowlands ausgenutzt und unter seinem Pseudonym Gunnar Roxen, der eine eigene interessante aber absolut fiktive Hintergrundgeschichte hat, seinen ersten Roman geschrieben, einen SciFi-Noir Roman. „The Wyld Hunt“ lautet der Titel des erstes Bandes einer Reihe, die den Titel The Agency Case Files trägt. Erschienen ist der Roman beim britischen Verlag Delta14 und er erzählt den ersten gemeinsamen Auftrag der Agencyagenten John Aries und Lovelace.
Die Agency ist die mächtigste Exekutivbehörde in der Steel Alliance, einer Allianz mehrerer von Menschen bewohnter Planeten und sie sorgt dafür, dass die wirklich schwerwiegenden Verbrechen auch wirklich aufgeklärt werden. John Aries, ein Echo, ein Mensch mit einer besonderen Gabe, in seinem Fall Pyrokinese, hat sich in der Agency bisher weder positiv noch negativ aus der Masse an Agenten hervorgehoben. Lovelace, ein Reiner, eine genetisch veränderte Unterart der normalen Menschen, ist, nach einer Karriere bei der Polizei, die er aufgrund einer Intrige aufgeben musste, auch nicht unbedingt das, was man als Paradeagent ansehen würde. Umso überraschender ist es, dass dieses Team den Auftrag bekommt den Selbstmord eines reichen Bürgers Londons und das Verschwinden eines weiteren reichen Bürgers aufzuklären. Diese Aufträge führen die beiden Agenten in die hochgelegenen Zitadellen der reichen und ewig jungen Bürger Londons und in die düsteren Straßen, die am Boden der Zitadellen liegen und den Bodensatz der Gesellschaft beherbergen. Auf der Suche nach Spuren, geraten die beiden Agenten nicht nur regelmäßig mit Verbrechern und Rassisten auf den Straßen, sondern auch mit den politischen Führern aneinander und müssen bald erkennen, das nicht alles ist wie es den Anschein hat und das eine dritte Macht, die magische wilde Jagd, eine bedeutende Rolle spielt. Zum Glück für die beiden Agenten, haben sie nicht nur hilfreiche Verbündete, unter anderem eine wirklich gute Hackern und die Frau des verschwundenen Millionärs, sondern auch selbst mehr zu bieten, als sie auf den ersten Blick preisgeben. Lovelace ist nämlich ein hervorragender Kämpfe und kann dazu noch jede Menge einstecken. Aries verbirgt sogar noch mehr und sein komplettes durchschnittliches Leben dient nur dazu, ein ganz anderes, längst vergangenes Leben zu verbergen. Das alles ist sehr nützlich, denn die beiden werden alle ihre Talente und Fähigkeiten brauchen, um die wilde Jagd und alles was dahintersteckt aufzudecken.
Eine Geschichte, die von Anfang bis Ende spannend ist und mit vielen Überraschungen dafür sorgt, dass man nicht sofort weiß, wer hinter allem steckt und schon gar nicht, wie das alles enden wird. Ein typischer Noir-Roman eben. Dazu eine der interessantesten SciFi-Welten der letzten Jahre mit tollen technischen Errungenschaften, einer tollen Kultur mit Menschen mit verschiedensten genetischen Veränderungen, dunkler Magie und sogar Göttern, die es in sich haben und sich auch ein ums andere Mal einmischen. Die Geschichte und die Welt selbst ziehen einen zwar bereits in den Bann, aber noch besser sind die beiden Protagonisten des Buches. Sie haben einen reichhaltigen Hintergrund, der sich zum Teil langsam offenbart, und gleichzeitig entwickeln sie sich im Buch richtig gut, was sie zu sogenannten runden Figuren macht. Das schafft nicht jeder Autor und schon gar nicht in seinem Debüt. Dies alles macht deutlich, dass der Autor weiß was er tut und das auch sicherlich weiter tun wird, was wiederum Lust auf den Folgeband der Reihe und auf andere Bücher aus der Feder des Autoren macht. Was dann aber auf alle Fälle verbessert werden muss, damit ein wirklich perfektes und nicht nur ein sehr gutes Buch dabei herauskommt, ist das Korrektorat und Lektorat. Im Buch finden sich neben einigen Rechtschreibfehlern auch einige Sätze, die man zur besseren Verständlichkeit besser anders formuliert hätte. Da dies aber der einzige kleine Mangel an einem sonst sehr guten Buch ist, kann ich Gunnar Roxens SciFi-Noir-Roman absolut empfehlen.
Fazit: „The Wyld Hunt“ als Einstiegsroman in die The Agency Case Files-Reihe von Gunnar Roxen hätte von keinem anderen Autor besser geschrieben werden können. Gunnar Roxen hat eine spannende Geschichte mit tollen Protagonisten in einer wirklich tollen Welt geschrieben. Er hat damit alles richtig gemacht, was man bei einem SciFi-Noir-Roman richtig machen kann und man will eigentlich nur noch eines, mehr von ihm.