| Autoren: Robin Hardy & Anthony Shaffer Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Film hatte am 01.09.2006 in den Vereinigten Staaten Premiere und läuft seit dem 02. November in Deutschland an. Allerdings nicht lange. Irgendwie schaffen es die Amerikaner nicht, mit europäischen Filmen zurechtzukommen. Sie werden in der Regel noch einmal verfilmt, natürlich mit Amerikanern.
Der Film hat eine Länge von 97 Minuten, gehört unzweifelhaft zum Horror-Genre und wurde mit einer Vielzahl von in Amerika bekannten Schauspielern gedreht. Da gleichzeitig das Buch zum Film erschien, möchte ich an dieser Stelle den Versuch unternehmen, das Buch und die beiden Filme kurz zu besprechen.
Rolle/Darsteller | Darsteller englisch | Darsteller amerikanisch |
---|---|---|
Edward Malus | Edward Woodward | Nicolas Cage |
Lord Sommerisle | Christopher Lee | |
Sister Sommerisle | Ellen Burstyn | |
Sister Willow | Britt Ekland | Kate Beahan |
Doktor Moss | Frances Conroy | |
Sister Rose / Sister Thorn | Molly Parker | |
Sister Honey | Leelee Sobieski | |
Sister Beech | Diane Delano | |
Rowan | Geraldine Cowper | Erik-Shayne Gair |
Pete | Michael Wiseman | |
May Morrison | Irene Sunters | |
Regie | Robin Hardy | Neil LaBute |
Drehbuch | Robin Hardy & Neil LaBute |
Der britische Regisseur Robin Hardy drehte 1973 den Mystery-Film The Wicker Man mit Britt Ekland, Christopher Lee und Edward Woodward. Leider floppte der Film und ist heute nur wenigen Kinogängern noch in Erinnerung. Das Gleiche scheint auch dem neuen amerikanischen Film zuteil zu werden - allerdings eher aus anderen Gründen. Die unheimliche Erzählung um den Polizisten Malus wurde bald zum Kult unter den Genrekennern.
Die britische Version:
Neil Howie ist ein ehrlicher und prinzipientreuer Polizist. Als ihn eine anonyme Nachricht erreicht, setzt er alles daran, diese aufzunehmen und zu klären. Das Mädchen Rowan Morrison wird schon seit Monaten auf der Privatinsel Sommerisle vermisst. Von Anfang an wird er von den Bewohnern mit Misstrauen bedacht. Ohne die Erlaubnis von Lord Sommerisle will ihn niemand auf die Insel lassen. Davon lässt sich Howie nicht abhalten. Er befragt die Insulaner, reicht ein Foto herum, aber niemand kennt das Mädchen. Als er den Namen der Mutter erwähnt, findet er sehr leicht zu ihr. Und seltsamerweise erzählt May Morrison, gespielt von Irene Sunters, das Gleiche. Neil Howie bleibt dran und ermittelt weiter. Eines Nachts trifft ihn fast der Schlag, als er einige der Insulaner auf einem Friedhof bei Sexspielen beobachten kann. Für ihn als gläubigen Christen sind diese Handlungen reinste Blasphemie. Er zieht sich in sein Zimmer im Gasthof zurück und bekommt dort etwas Ungeheuerliches mit. Der ihm bis dahin unbekannte Inselherrscher Lord Sommerisle bringt einen Jungen zur Wirtstochter und bezeichnet sie als Göttin der Liebe. Sie soll sich des Jungen annehmen und in der Nacht in die fleischliche Liebe einführen. Die ganze Nacht muss er auch noch alles mitanhören, da sein Zimmer genau daneben liegt. Tags drauf macht er sich auf, um in der Inselschule nachzufragen. Bei einem Blick in das ausliegende Klassenbuch findet er aber den Namen des vermissten Mädchens. Die Lehrerin Miss Rose erklärt, Rowan lebe nicht mehr. In der folgenden Erklärung erfährt er, dass die Bewohner in dem Glauben leben, dass verstorbene Menschen ihre Seele einem Tier übergeben. Howie hält das natürlich für heidnischen Aberglauben. Er geht noch einmal auf den Friedhof und findet dort Rowans Grab, aber darin liegt nur ein totes Kaninchen.
Die Inselbewohner haben alle ihre Geheimnisse. Niemand verrät mehr, als er muss oder darf. Scheinbar ist der Lord der einzige, der bereit ist, ihm etwas zu helfen. Die Insel ist übersät mit Motiven einer alten Religion. Daraus folgt, dass Howie als Christ ganz allein auf sich gestellt ist.
Als Stärke des Films muss man seine fesselnde und gut umgesetzte Erzählung hervorheben. Als Nächstes folgen gleich die schauspielerischen Leistungen der Akteure. Edward Woodward versteht es ausgezeichnet, den prinzipientreuen Polizisten darzustellen. Ein aufrechter Christ, der in dem Versuch scheitert, den Inselbewohnern Sitte und Anstand beizubringen, die christlichen Werte.
Die amerikanische Version:Police-Officer Edward Malus ist mit den Nerven fertig. Sein komplettes Leben änderte sich in nur wenigen Minuten. Nach einem schrecklichen Unfall, bei dem ein außer Kontrolle geratener LKW in den Wagen einer jungen Frau und deren kleiner Tochter raste und Malus die beiden nicht mehr aus deren Auto retten konnte, versucht der Polizist mittels Medikamenten, diese schreckliche Tat zu verdrängen. Er befand sich auf einer Streifenfahrt und kontrollierte gerade einen Kombi. Nur ein paar Minuten später geriet ein LKW außer Kontrolle. Er raste in den Kombi, der sofort Feuer fing. Eine Rettung vor der Explosion des Wagens war nicht mehr möglich. Während dieser seelischen Krise erhält er einen Brief von Willow, seiner ehemaligen Verlobten (Kate Beahan). Willow bittet ihn um Hilfe. Ihre kleine Tochter Rowan ist verschwunden und Ed soll auf die Insel Sommerisle kommen, um sie zu suchen. Der seelisch angeschlagene Polizist macht sich sofort auf den Weg auf die Privatinsel Sommerisle. Die unabhängige Gemeinschaft wird von Frauen beherrscht, Männer dienen und haben im ganzen Film nichts zu sagen. Gemeinsam mit dem Polizisten Edward Malus werden die Kinobesucher und die Leser des Taschenbuches in eine bizarre Welt versetzt. Ein Ort, an dem sehr seltsame Traditionen bewahrt werden. Edward setzt sich in ein Flugzeug und macht sich auf den Weg zur Privatinsel der Sommerisles vor der Küste der USA. Ed stolpert in ein heidnisches Fest, das "Der Tag des Todes und der Wiedergeburt" genannt wird. Die nicht gerade redseligen Inselbewohner stehen unter der Herrschaft der Matriarchin Schwester Sommerisle (gespielt von Ellen Burstyn). Auf Nachfrage des Polizisten heißt es jedoch, ein Mädchen namens Rowan habe hier nie gelebt. Andererseits, wenn je ein Mädchen mit diesem Namen hier gelebt habe, sei es bestimmt tot. Ed lässt sich von diesen Aussagen nicht von seiner Ermittlungsarbeit abbringen. Je weiter er seinen Spuren folgt und ein Geheimnis nach dem anderen lüftet, desto tiefer verstrickt er sich in ein Netz uralter Traditionen.
Die Erzählung, wie sie in diesem Film dargestellt wird, kann leider nicht überzeugen. Die Logik fehlt und mit der Umsetzung in diesem Film endet das Ganze eher in einer Lächerlichkeit denn einer mystischen Spannung. Vor allem die Ereignisse auf der Insel werden äußerst unspannend erzählt. Die Darsteller können aus der misslungenen Geschichte auch nichts herausholen. Nicholas Cage wirkt wie sein eigener Großvater. Aber auch die beiden Schauspielerinnen Ellen Burstyn und Kate Beahan wirken blass und hinterlassen so wenig Eindruck, dass ich nachlesen musste, wer denn die Schauspielerinnen sind, da ich sie bis zum Schreiben dieser Besprechung vergessen hatte. Es scheint, der Film leidet an lieblos dargestellten Figuren. Vielleicht war es das Ansinnen des Regisseurs Neil LaBute, den Zuschauer mit dem Film und nicht der Handlung leiden zu lassen.
Wicker Man hätte gut werden können. Das Remake glänzt mit einer sinnlosen Handlung, sowie einer lächerlichen Umsetzung.
Hinzu kommt, dass LaBute die Neuverfilmung in einigen Punkten änderte. War es in der Originalverfilmung noch ein Patriarchat, das über die Insel herrschte, so ist es in der Neuverfilmung ein Matriarchat. Weitere Änderungen folgten. Das Einzige was an dieser Neuverfilmung noch mit dem Original übereinstimmt, sind die Namen.
Das Original von 1973 besticht durch seine düstere Atmosphäre. Aber leider ist es ein Film, den die meisten Menschen nur vom Hörensagen kennen. Wie also soll man diesen Film loben, wenn ihn fast niemand zu sehen bekommt. Selbst in einem Video-Verleih konnte ich den Film nur über eine Art Fernausleihe erhalten und dann noch nicht mal in der Originalkassette. Viele haben von ihm gehört, nur wenige anscheinend ihn wirklich gesehen. The Wicker Man ist ein wundervolles Filmerlebnis. Es fällt nicht leicht, ihn in ein Verhältnis mit anderen Filmen zu setzen. Auf der einen Seite ist man, besonders zu Beginn der Handlung, bereit, ihn als einen Thriller zu betrachten. Der einsame Polizist gegen den Rest der Welt, in diesem Fall eine Insel, auf der Suche nach einer verschwundenen Person. Eine verschwiegene Verschwörergruppe, die den ermittelnden Polizisten gegen eine Mauer des Schweigens laufen lässt. Im Folgenden wechselt die Einstellung. Langsam gleitet der Film in den Bereich des Horrors ab. Der Leser des Buches und die Filmzuschauer tappen im Dunkeln. Schnell macht sich der Betrachter seine Gedanken und stellt sich Fragen über Fragen.