Titel: The Sixth Sense Eine Besprechung / Rezension von Andreas C. Lazar Inhalt: |
Dr. Crowe, ein preisgekrönter Kinderpsychologe, wird eines Nachts von einem ehemaligen Patienten überrascht, der in seine Wohnung eingebrochen ist. Dieser wirft ihm vor, ihm nicht geholfen zu haben, schießt auf Dr. Crowe und begeht daraufhin Selbstmord. Im darauffolgenden Jahr betreut Dr. Crowe den neunjährigen Cole, der ihn an ebendiesen Patienten erinnert. Der Junge scheint von großen Ängsten geplagt, die er niemandem anvertraut, und wird von seinen Klassenkameraden, die ihn einen "Psycho" nennen, gemieden. Coles Mutter ist verzweifelt, und auch Dr. Crowe scheint dem Jungen nicht helfen zu können. Nach und nach gewinnt er das Vertrauen des Jungen, bis Cole ihm schließlich sein Geheimnis anvertraut: "Ich sehe tote Menschen. Die sind wütend. Die wissen nicht, dass sie tot sind." Zunächst glaubt Dr. Crowe ihm nicht.
Parallel zur schwierigen Entwicklung des Falls von Dr. Crowe verschlechtert sich die Beziehung zu seiner Frau, die bei dem Überfall im vorhergegangenen Jahr anwesend war, zusehends. Die beiden sprechen nicht mehr miteinander und leben getrennte Leben unter einem Dach.
Eines Abends überarbeitet er abermals den Fall seines früheren Patienten und entdeckt durch Zufall fremde Stimmen auf einer Tonbandaufnahme von einer gemeinsamen Sitzung mit diesem Jungen - und begreift, dass Cole ihm wohl die Wahrheit gesagt hat und dass auch sein ehemaliger Patient tote Menschen sah und hörte. Daraufhin rät er dem Jungen, keine Angst mehr vor den Toten zu haben, sondern ihnen zuzuhören und ihnen zu helfen. Das gelingt dem Jungen auch im Falle eines kleinen Mädchens, das von seiner Mutter umgebracht wurde. Die Mutter, die an dem seltenen Münchhausen-Stellvertretersyndrom leidet, vergiftet heimlich ihr Kind; Cole hilft dem toten Mädchen dabei, den Fall für die Familienangehörigen aufzudecken. Von da an entwickelt sich das Leben des kleinen Cole zum Positiven.
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Und siehe da, er kann's ja doch! Die Rede ist natürlich vom von mir vielgescholtenen Bruce Willis, dem Action-Hero; er will in Zukunft dem Haudrauf-Genre entsagen und sich in ernsteren Rollen üben. Weiter so! Mit seiner sympathisch-kraftvollen Ausstrahlung und seiner zwar nicht sehr variantenreichen, aber dennoch eingehenden Mimik ist er eine seltsam passende Besetzung für den resignierten Psychiater. Ihm zur Seite stehen die wunderbare Toni Collette als überzeugend überfordert-besorgte Mutter und - Wunder über Wunder - ein Kind, das schauspielern kann! Und das so gut, dass es viermal so alte Kollegen locker in die Tasche steckt. Mit Haley Joel Osment ist dem bisher unbekannten Regisseur M. Night Shyamalan ein wahrer Besetzungscoup gelungen. Mit einer voll überzeugenden, natürlichen Darstellung, die unter die Haut geht, bringt er seine Geistervisionen furchterregend realistisch rüber. So kann der Regisseur auf große Effekthascherei verzichten und stattdessen auf psychologischen Horror, eine virtuose, die Akteure gut in Szene setzende Kamera mit vielen Schockbildern und gute Angstmusik setzen. Und wenn doch mal Spezialeffekte gebraucht werden, kommen sie aus den Stan Winston Studios, die für ausgezeichnet realistische Arbeit bürgen.
Die Geschichte bringt einen originellen Twist in die "Ich sehe Geister"-Prämisse (die brauchen nur Hilfe) und bietet ein hier natürlich nicht verratenes Ende, das viele sehr überraschen wird und im Nachhinein das soeben Gesehene relativiert und umwirft - eine etwas seltsame, in letzter Zeit zu beobachtende Tendenz in neuen Streifen (eXistenZ, Fight Club...), die mir aber durchaus gefällt - wenn mehr Filme so sind wie die von David Fincher und weniger so wie die von Michael Bay, kann es mit der Welt nur aufwärts gehen. Aber wenn man gut aufpasst, kann man hier das Ende schon vorher ahnen - es hängt mit der Interaktion der Figuren untereinander zusammen ...
Aber vielleicht achtet man darauf ja gar nicht, sondern ist ganz hingerissen von den großartigen Schauspielern, die in prima Spiellaune The Sixth Sense zu einem wahren Genuss machen; vielleicht bewundert man auch die schön gezeigte, sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Doc oder die besorgte, aber dennoch liebende Mutter-Sohn-Beziehung oder die "Affäre" von Crowes Frau - ein toller Film über Liebe, Beziehungen und Freundschaften und eine Empfehlung für alle, die noch auf mindestens einem Auge sehen.
4.5 von 5 Sternen