Titel: The Road Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Die Welt wie wir sie kannten ist ausgelöscht worden. Eine globale Katastrophe hat nur wenige Überlebende zurück gelassen, die sich nun auf einer auch von Vegetation und Tierwelt annäherend komplett befreiten Erde zurecht finden müssen. Ein Vater und sein Sohn sind auf dem Weg nach Süden, in der Hoffnung am Ozean ein besseres Leben führen zu können. Dabei begegnen sie auf ihrem Weg allerlei Gefahren.
Kritik:
Gemeinhin kann man sagen, dass manche Namen schon für Qualität bürgen. So ist Viggo Mortensen seit seiner Hauptrolle im Herrn der Ringe in allerlei sehr guten Rollen zu sehen gewesen. Viel wichtiger für “The Road” ist jedoch nicht die Darsteller-Riege, sondern der Autor der Vorlage: Cormac McCarthy, der auch schon “No Country For Old Men” geschrieben hat. Solche Namen gehen aber auch immer mit einer Erwartungshaltung an den fertigen Film einher, man durfte also gespannt auf das Ergebnis sein.
Man kann ruhigen Gewissens sagen, dass es dem Team um Regisseur Hillcoat absolut gelungen ist, eine triste und heruntergekommene Welt zu erschaffen, die an keinem Zeitpunkt – höchstens den frühen Erinnerungssequenzen des (wie alle übrigen Charaktere auch) namenlosen Vaters – fröhlich wirkt. Genau das also, was man nach der Auslöschung fast allen Lebens noch vorzufinden erwarten würde. Düstere, bildgewaltige Aufnahmen, gepaart mit einem gelungenen und eindringlichen Score lassen beim Zuschauer eine Stimmung aufkommen, die fernab jedes Unterhaltungswertes liegt. Ein Punkt, den man dem Film allerdings nicht ankreiden kann, denn es ist sicherlich nicht die Intention irgendeines Beteiligten gewesen, hier etwas zu schaffen, was man Abends in geselliger Runde mit Bier und Popcorn schauen sollte. “The Road” ist einer dieser Titel, die man sich am besten alleine, im Optimalfall noch mit Kopfhörern, ansehen sollte, damit er seine volle, niederdrückende Wirkung entfalten kann. Und damit man den Kopf auch frei hat für die Fragen, die dann zwangsläufig auftreten werden. Der Titel hinterfragt vieles und lässt auch den Zuschauer dabei nicht untätig. Wie weit würde man an der Stelle des Vaters gehen? Sind seine Handlungen verständlich oder zumindest vertretbar? Was würde ich in einer solchen Situation tun? Was ist, nachdem es nichts mehr zu essen und auch nicht zu jagen gibt, aus ethischer Sicht noch akzeptabel? Was ist nun die Katastrophe gewesen, die man fast schon als biblisch bezeichnen könnte? Man sieht also, “The Road” ist sicherlich keine seichte Unterhaltung, eher das Gegenteil: ein atmosphärisches, emotionales und anspruchsvolles Schwergewicht.
Getragen wird “The Road” in erster Linie durch seine beiden Hauptcharaktere. Der Fokus liegt auf der Beziehung von Vater und Sohn und wie sie sich doch in recht kurzer Zeit entwickeln und Verändern kann. Mortensen und Smit-McPhee machen hierbei eine sehr gute Figur, sind zu jeder Zeit absolut glaubwürdig. Verzweiflung, Freude über selbst die kleinsten Dinge, Hass, Angst und Wut… es wird das volle Repertoire an Emotionen aufgefahren und wunderbar rüber gebracht. Auch die Nebendarsteller brauchen sich nicht zu verstecken, wobei man deutlich sagen muss, dass keiner von ihnen in “The Road” sonderlich viel Spielzeit bekommt – diese dafür aber bestens ausfüllt. Besonders stach hier für mich Robert Duvall als “Old Man” vor – wie schon erwähnt bleiben die Charaktere namenlos, was wohl auch durchaus als Sinnbild für die Wichtigkeit einer einzelnen Existenz anzusehen sein mag.
Auf der Effektseite kann man von einem solchen Film natürlich nicht viel erwarten – es handelt sich hier nicht um einen dieser Endzeitfilme der Marke “Mad Max”. Am ehesten möchte man wohl den Vergleich zu “The Day After” (ohne tomorrow!) ziehen, der ähnlich ruhig erzählt war, ohne dabei jedoch langweilig zu wirken. Besonders gut eingefangen wurde hier die morbide und triste Grundstimmung des Filmes, welche man meines Erachtens nach als einen einzigen großen Effekt, der zudem auch noch äußerst geschickt umgesetzt ist, bezeichnen. Es gibt zwar einige wenige Passagen, die etwas aus der Ruhe ausbrechen, aber auch diese kann man eigentlich nicht als “Actionszenen” im typischen Sinn bezeichnen – was auch absolut in Ordnung so ist, denn der Einsatz von solchen Sequenzen zum Zuschauerfang hätte die Grundstimmung empfindlich ge- wenn nicht sogar zerstört.