Titel: The Others Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Der zweite Weltkrieg ist erst seit kurzem vorbei. Die alleinerziehende Mutter Grace lebt mit ihren beiden Kindern Anne und Nicholas in einem riesigen Landhaus. Ihr Mann gilt als vermisst, ihre einzige Gesellschaft sind das Hausmädchen Mrs. Mills, der Gärtner Mr. Tuttler und die stumme Lydia. Doch immer mehr stellt sich der Eindruck ein, dass die Familie eben nicht alleine ist. Immer wieder sind merkwürdige Stimmen und Geräusche zu hören, die Kinder behaupten sogar, nachts andere Menschen gesehen zu haben. Und auch die Bediensteten scheinen nicht ganz das zu sein, was sie vorgeben.
Kritik:
Die Geschichte scheint auf den ersten Blick klassischer Gruselstandardstoff zu sein. Das muss nun nicht zwangsläufig etwas schlechtes bedeuten, kann aber schnell dazu führen, dass ein Titel ins auswechselbare abdriftet. Dabei können dann auch gute Darsteller wie Nicole Kidman nicht helfen. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben beziehungsweise den Titel nicht vor dem Ende aburteilen.
Die Geschichte ist nun wirklich nicht viel etwas neues, aber man muss in jedem Fall sagen, dass sie im Fall von “The Others” zumindest atmosphärisch dicht erzählt wird. Das Setting ist ebenso klassisch wie die Geschichte selber und das alte Landhaus wirkt schon durch seine schiere Größe sehr erdrückend. Durch den erzählerischen Kniff, dass die Kinder unter einer schweren Lichtallergie leiden sollen und deswegen die Fenster grundsätzlich verhangen sein müssen, wirkt die Szenerie zu jeder Zeit auch noch sehr düster und beklemmend. Man muss also sagen, dass hier eigentlich alles richtig gemacht wurde. Die Spannung hingegen baut sich zunächst sehr langsam auf, gerade zu Beginn hat man noch ein wenig den Eindruck, eher in einem Drama als in einem Horror-/ Gruselfilm gelandet zu sein. Mit dem ersten Auftauchen der “Eindringlinge” beginnt sie sich aber langsam zu entwickeln und hält den Zuschauer schließlich auch bis zum Schluss fest. Eben jener mag für Zuschauer, die sich nur gelegentlich mit dem Genre beschäftigen zudem auch noch recht überraschend sein, ich muss jedoch sagen, dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt schon eine Ahnung hatte, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln würde. Schade, denn ich bin mir sicher, dass man den finalen Storytwist doch etwas besser hätte kaschieren können, wenn man das Verhalten der Angestellten nicht streckenweise zu detailliert beschrieben hätte.
Auf darstellerischer Seite findet man in “The Others” wenig zu bemängeln. Die Darsteller liefern eine routinierte bis gute Leistung ab – letzteres kann man vor allem auf Alakina Mann und James Bentley, welche die Kinder Anne und Nicholas verkörpern. Auch Nicole Kidman liefert eine hervorragende Leistung ab und zeigt, dass auch sie durchaus das Zeug zur Scream-Queen gehabt hätte. Leider muss ich sagen, dass ich besonders bei Fionnula Flanagan als Kindermädchen Mrs. Mills streckenweise eine schon etwas überzeichnete Darstellung habe durchschimmern sehen, auch hat man an ihrem Charakter schon relativ früh ablesen können, in welche Richtung der Plottwist gehen könnte – wenn auch nicht zwangsläufig muss. In ihrem Fall wäre weniger also definitiv mehr gewesen. Generell muss ich ohnehin sagen, dass ich bei den Angestellten sehr früh den Eindruck hatte, dass sich ihre Rolle in diesem Gruselstück nicht auf die eines normalen Protagonisten beschränken würde, was eigentlich gemäß der klassischen Charakter-Verteilung zu erwarten gewesen wäre. Zusammen mit dem durchscheinenden Overacting wären das meine größten Kritikpunkte an den Figuren. Die Familie selber hingegen ist gut geschrieben, hier hat man tatsächlich erst nach der Auflösung der Geschichte den Eindruck, dass mit ihr etwas nicht normal ist. Sowohl Mutter als auch Kinder bringen die zu erwartenden Emotionen gekonnt rüber und lassen es zu, dass der Zuschauer sich in sie hinein versetzen kann. Dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass zumindest Grace ab etwa der halben Laufzeit mitunter schon sehr tough wirkt – man mag das nun auf das Drehbuch schieben, mir persönlich ist die Erklärung aber lieber, dass Angst eben doch beflügeln kann. Passen würde sie hier in jedem Fall.
Was die Effekte angeht, hält sich “The Others” angenehm bedeckt. Es handelt sich hier nicht um einen Film, der mit SFX der Superlative um sich wirft, sondern sich dicht an das Motiv des “Gruselfilms” hält. Es gibt den einen oder anderen wohlplatzierten Schockeffekt, der dem Zuschauer schon einen gehörigen Schrecken einjagt oder dafür sorgt, dass ihm eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Auf Splatter- und Goreeffekte wird dankenswerterweise komplett verzichtet, sie hätten in einem Titel wie “The Others” auch nicht zu suchen gehabt, sondern im Gegenteil einfach deplatziert gewirkt. Man baut dafür mehr auf die mit dem Setting einhergehende bedrohliche Wirkung und auf die düstere Grundstimmung, die von Beginn an aufgebaut wird. Gelungen!
Fazit:
“The Others” kann Freunden des gepflegten Gruselfilms trotz leichter Schwächen bei den Darstellern und in Sachen Vorhersehbarkeit uneingeschränkt empfohlen werden. Die Stimmung ist brilliant getroffen und Effektdichte wie auch Erzähltempo sehr angenehm. Man sollte allerdings beachten, dass die Luft nach dem ersten Mal ansehen komplett heraus sein wird.
Bewertung: 7/10 Punkten