| Titel: The Noah Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Daniel Bourla, lediglich Regisseur von ganzen drei Filmen, hat mit "The Noah" sein Erstlingswerk vorgestellt, das in der Kritikerwelt sehr unterschiedlich aufgefasst wurde. Kein Wunder, ist Robert Strauss doch der einzige Schauspieler - und interagiert mit Bäumen, Steinen und einem Kassettenrekorder.
Doch nicht zu weit vorgegriffen - um was geht es in diesem Film? Noah ist der einzige Überlebende nach einem Nuklearkrieg; als Mitglied der Navy war er auf einem Schiff eingesetzt, das im Kampf vernichtet wurde. Er kann sich auf eine einsame Insel retten, wo er zuerst, wie er es gewohnt ist, eine saubere militärische Umgebung schafft. Zu Hilfe kommt ihm hierbei eine verlassene japanische Basis, wohl aus dem zweiten Weltkrieg. Nahrung und Treibstoffe sind in überschaubaren Massen vorhanden.
Nach und nach verlässt ihn allerdings der Mut, doch noch gerettet zu werden - und seine täglichen Rituale wie der Fahnenapell werden schludriger. Schließlich schafft er sich in seiner Einsamkeit ein imaginäres Gegenüber, das er Friday, also Freitag, nennt. Seinen Namen Noah lässt er insofern zur Geltung bringen, als er Friday zuerst als Gott anspricht, der ihn besucht und ihm Gesellschaft leistet. Eine krude Mischung aus der Genesis und Robinson Crusoe eben.
Einige Zeit später stellt er fest, dass es auch mit Friday zu langweilig ist, und er schenkt ihm eine imaginäre Frau, Friday-Anne. Nach und nach schafft er immer weitere Gestalten um sich, bis schließlich eine ganze Zivilisation ihn umgibt. Im letzten Drittel des Filmes verliert Noah den Verstand; mit einem Kassettenrekorder werden Radioansprachen, Musikstücke und Teile von historischen Ereignissen eingespielt, die im Film zu dem angenommenen Nuklearkrieg führten.
Eines muss man bei dem Film auf alle Fälle besitzen - Geduld. Die ersten zwei Drittel enthalten kaum Handlung, einige Selbstgespräche (aber erst gegen Mitte des Films) und dann eben die Einführung des Friday. Die Eskalation am Ende des Filmes ist dann umso schwerer zu durchschauen. Hier werden neben dem Wahnsinn Noahs und einem gleichzeitig tobenden tropischen Sturm so viele Informationen durch den erwähnten Rekorder ausgegeben, dass es nach kurzer Zeit schon etwas schwer fällt, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Robert Strauss, das sei hier jedoch gesagt, liefert eine sehr eindrucksvolle schauspielerische Leistung ab.
Insgesamt ist "The Noah" ein Filmexperiment, das sehr viel Konzentration erfordert, jedoch durchaus jedem zu empfehlen ist, der Wert auf schauspielerische Leistung legt und sich einen Film ansehen möchte, der nicht das übliche Schema vorlegt, sondern aus diesem von vornherein ausbricht. Das SF-Element des Nuklearkrieges spielt allerdings kaum eine wesentliche Rolle und ist nur als Aufhänger dienlich.