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Genre: Mystery / Thriller Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Der leere Tempel schließt sich inhaltlich an den zweiten Film der Reihe, Mordverdacht (Teil 1), an. Shiki wurde mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und liegt zwei Jahre im Koma. Ihr Schulfreund Mikiya besucht sie regelmäßig und kümmert sich rührend um sie. Als Shiki endlich erwacht, scheint ihre zweite Persönlichkeit verschwunden zu sein – und sie kann den Tod sehen. Voller Verzweiflung versucht sie sich die Augen auszudrücken und wird dadurch als psychisch instabil eingestuft. Mikiya darf sie vorerst nicht besuchen, daher wendet er sich an die Magierin Tōko Aozaki. Weil Shiki nicht spricht, glauben die Ärzte, die junge Frau habe einen Gehirnschaden erlitten und bitten eine Logopädin um Hilfe – Tōko gibt sich als solche aus und versucht, Shiki auf das Leben mit ihrer besonderen Gabe vorzubereiten …
Unter Regie von Teiichi Takiguchi beginnt der vierte Film der Mystery-Reihe vergleichsweise ruhig, aber nicht weniger stimmungsvoll als seine Vorgänger. Shiki muss ihre innere Einsamkeit ertragen, denn ihr zweiter Teil hat sich für sie geopfert. Dafür sieht sie nun die Schnittstellen des Todes, was man durchaus wörtlich nehmen kann. Pflanzen und selbst Menschen erscheinen ihr zerstückelt, was die junge Frau schwer verkraftet. Auch Tōkos Hilfe will sie zunächst nicht annehmen. In der ersten Hälfte des Films muss Shiki sich erst einmal an ihre neue Situation gewöhnen. Da sie lange im Koma lag, ist sie desorientiert und durch die bizarren Erscheinungen verstört. Sie weigert sich zu sprechen und verfällt in eine Depression, aus der sie erst erwacht, als sie angegriffen wird. Shiki entdeckt im Kampf ihre neuen Kräfte und nimmt Tōkos Angebot, sie auszubilden, an.
Da sich die Geschichte langsam aufbaut, kann man ihr sehr gut folgen. Bisher erschien Shiki meist unnahbar, kühl und mit ihrer finsteren Ausstrahlung durchaus faszinierend. Nun erfährt man endlich mehr über ihre mysteriösen Fähigkeiten und erlebt hautnah mit, wie sie an ihrer neuen Wahrnehmung zu zerbrechen droht. Teiichi Takiguchi inszeniert Shikis Wandlung mit viel Gefühl und vermittelt ihre Entscheidungen glaubhaft. Mikiya bleibt dabei eher im Hintergrund, schließlich darf er seine geliebte Freundin nicht besuchen. Mit Tōko findet er jedoch wohl den einzigen Menschen, der Shiki wirklich helfen kann. Auch wenn Shiki der Magierin zunächst ablehnend gegenübersteht, spürt man sofort, dass die beiden sich einmal gut ergänzen werden.
Der Soundtrack des vierten Films ist wieder unheimlich stimmungsvoll. Musik und Bilder verschmelzen zu einer mystischen Einheit, die the Garden of sinners zu einem ganz besonderen Animeerlebnis macht. Nach vier Filmen durchschaut man allmählich die Zusammenhänge und es macht Spaß, die einzelnen Episoden in die bisherigen Geschehnisse einzuordnen. Die nicht-chronologische Erzählweise irritiert zu Beginn, doch nach und nach offenbaren sich die Vorteile des ungewöhnlichen Stils. Mit ihrem starken Auftritt in Thanatos konnte Shiki sofort das Interesse des Zuschauers wecken, doch erst in Der leere Tempel kommt man der Persönlichkeit hinter der geheimnisvollen Fassade näher. Auch das innige Verhältnis von Shiki und Mikiya wird klarer und die Erkenntnisse greifen umso tiefer, da man die Charaktere kennengelernt hat, als sie ihre Rollen bereits gefunden hatten.
Die Ausstattung der DVD entspricht der der Vorgänger und ist wieder überaus gelungen: Zwei wunderschöne Cover zieren den Schmuckkarton und in dem schön gestalteten Digipack finden DVD und Soundtrack-CD Platz. Damit ist the Garden of sinners auch im Regal ein echtes Juwel. Da kann die Blu-ray-Sammelausgabe nicht mithalten. Die Bildqualität der DVD ist ohnehin top und die Animationen begeistern mit vielen Details und tollen Effekten. In den Genuss einer so professionell produzierten und atmosphärischen Animereihe kommt man selten.
Fazit
Der leere Tempel enthüllt, wie Shiki ihre besonderen Fähigkeiten entdeckt und zudem die Magierin Tōko kennengelernt hat. Der Film ist spürbar ruhiger als seine Vorgänger, kreiert dabei aber dennoch eine unheimlich dichte Gänsehaut-Atmosphäre und verleiht der beeindruckenden Filmreihe eine ganz neue Dimension. 9 von 10 Punkten.
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