Titel: The Dark Knight / Batman Begins Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
In Zeiten, in denen das amerikanische Mainstreamkino immer wieder nach neuen Möglichkeiten sucht, um sein Publikum bei Laune zu halten, setzt man immer wieder auf altgediente Franchises. Die James-Bond-Filme zeigen, wie man über Jahrzehnte hinweg Erfolg mit einem ähnlichen Konzept haben kann. Oder die Star-Trek-Reihe, die mittlerweile mit elf Kinoabenteuern aufwarten kann.
Der amerikanische Medienkonzern Warner Brothers besitzt nicht nur einen gigantischen Filmpool, auch zahlreiche Verlage hängen mit ihm zusammen. Einer dieser Verlage ist DC Comics mit all seinen Unterverlagen. Seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts bringt man dort die mittlerweile traditionellen Superhelden-Geschichten heraus. SUPERMAN machte den Anfang und bald folgte auch BATMAN.
Der dunkle Ritter brachte es im Verlauf seiner Geschichte auf mehrere Auftritte auf der Leinwand. In den 60ern war er sogar Figur einer comichaften TV-Serie. Doch erst Ende der 80er Jahre wurde BATMAN für das Kino neuentdeckt. Tim Burton brachte eine düstere Version des Helden auf die Leinwand, wobei man sich etwas an Frank Millers grandioser Graphic Novel The Dark Knight Returns orientierte. BATMAN war so erfolgreich, dass Burton noch einen weiteren Film machte und zwei weitere von Joel Schumacher folgten. Letztere hinterließen einen sehr seltsamen Nachgeschmack, denn bei vielen Fans des Vigilanten kamen die bunten Versionen mit ihren nippeligen Sadomasokostümen nicht so recht an. Erwähnenswert ist allerdings die etwa zur gleichen Zeit entstandene Zeichentrickserie BATMAN ANIMATED, deren Abschluss mit dem Kinofilm BATMAN UND DAS PHANTOM hierzulande etwas unterging.
BATMAN & ROBIN stieß dem Zuschauer an der Kinokasse sehr bitter auf. So blieb der 1997 entstandene Film lange Zeit der letzte seiner Reihe. Nach neuen Konzepten wurde gesucht, nach neuen Darstellern ebenfalls. Jahrelang kochte es in der Gerüchteküche. Aber erst 2005 kehrte der dunkle Ritter wieder auf die Leinwand zurück.
Mit Christopher Nolan (MEMENTO) fand man einen Regisseur, der einen neuen Schritt wagen wollte. Warum nicht die Geschichte der Entstehung von Batman erzählen. Wie kam Bruce Wayne dazu, sich das Kostüm überzuziehen? Was waren seine Beweggründe? Zusammen mit David S. Goyer entwickelte Nolan ein Drehbuch, aus dem BATMAN BEGINS entstehen sollte.
Sieben Jahre war Bruce Wayne verschwunden, bevor er wie aus dem Nichts wieder auftaucht. Er hat die Zeit genutzt, um seine Fähigkeiten zu steigern und neue Erfahrungen zu sammeln. In dieser Zeit begegnete er auch Henri Ducard, einem Mitglied der Bruderschaft der Schatten unter Ra’s al Ghul. Mit seiner Hilfe beendet er seine Ausbildung, kann aber nicht die gleichen Ansichten teilen. Obwohl seine Eltern von einem skrupellosen Killer ermordet werden und Bruce nach Rache dürstet, will er nicht den letzten Schritt vollziehen. Er sieht sich nicht als Richter und Henker in einer Person. Wayne entscheidet sich für eine psychologische Variante der Verbrecherjagd. Urängste will er wecken. Aus diesem Grund wählt er die Gestalt einer Fledermaus, um Jagd auf die Unterwelt von Gotham City zu machen. Er wird zu BATMAN. Er macht Jagd auf den Chef der Gothamer Unterwelt. Doch dieser erweist sich nur als Marionette. Ebenso wie der Psychologe Dr. Jonathan Crane. Als Scarecrow verbreitet er Schrecken, dient aber in Wahrheit nur einem weitaus gefährlicheren Hintermann ...
Auch wenn Nolan sich etwas von der Vorlage entfernt, bleibt er ihr immer treu. Dabei erinnert alles ein wenig an Frank Millers Das erste Jahr, was auch beabsichtigt ist. Dennoch bleibt BATMAN BEGINS eigenständig und hebt sich deutlich gegenüber seinem Vorgänger ab. Mit Christian Bale hat man einen Darsteller gefunden, der nicht nur einen guten Bruce Wayne gibt, sondern auch als Batman beeindrucken kann. Er zeigt den Zwiespalt des Helden sehr eindrucksvoll, was den Film sehr realistisch und glaubwürdig erscheinen lässt.
Der Erfolg gab dem Konzept recht. Die Kinozuschauer machten BATMAN BEGINS zu einem sehr erfolgreichen Film. Das Konzept des Neustarts hatte sich bewährt und wurde nun bei vielen anderen Filmfranchises mehr oder weniger gewinnbringend eingesetzt. Beispiele wie SUPERMAN RETURNS, STAR TREK oder CASINO ROYALE zeigen dies eindrucksvoll.
Im Jahr 2008 wurde die unvermeidbare Fortsetzung von BATMAN BEGINS nachgeschoben. Aber THE DARK KNIGHT ist keine bloße Fortsetzung, sondern vielmehr eine konsequente Weiterführung der Geschichte. Durch den Erfolg des Vorgängers konnte Christopher Nolan sich sogar einige Freiheiten nehmen, die man normalerweise bei einem Streifen dieser Art nicht hat. Außerdem entfernten sich er und sein Bruder Jonathan Nolan noch etwas mehr von der Vorlage. Dies erwies sich als wahrer Glücksfall.
Was schon am Ende von BATMAN BEGINS angedeutet wurde, hat sich nun bewahrheitet. Gotham City wird von einem Schurken von ganz besonderem Format heimgesucht. Ein geschminkter Psychopath, der sich selbst Joker nennt, versetzt die Metropole in Angst und Schrecken. Der Joker schreckt vor nichts zurück, schwingt sich zum Herrn von Gothams Unterwelt auf, nur um den Dunklen Ritter zu beeindrucken. An Batmans Seite steht der junge Staatsanwalt Harvey Dent, der aus Rache zum Schurken mutiert, angestachelt durch den Joker. Dieser manipuliert Dent dermaßen, dass dieser nach einem Anschlag die Fronten wechselt. Batman hat es nun mit zwei Gegnern zu tun, die ihm gar nicht so unähnlich zu sein scheinen ...
Oft erreichen Fortsetzungen nicht die Qualität ihrer Vorgänger, aber manchmal kommt es vor, dass sie diese bei weitem übertreffen. THE DARK KNIGHT ist ein solcher Film. Christopher Nolan gelingt es, noch eine Spur düsterer zu sein. Er wartet dabei mit Schauspielern auf, deren Leistung wirklich ans Limit geht. Vor allem Heath Ledger als Joker erweist sich als unglaublich gute Wahl. Seine Darstellung lässt die von Jack Nicholson aus BATMAN wie einen guten Onkel aussehen. Der Joker erweist sich als absolut wahnsinniger Soziopath, der die Welt nur brennen sehen will. Vor allem Batman will er mit seinen Taten beeindrucken, um ihn ebenfalls auf die dunkle Seite zu ziehen. THE DARK KNIGHT entwickelt dabei eine düstere Dynamik, der man sich nur schwer entziehen kann. Ein richtiges Meisterwerk, wie man es in den letzten Jahren selten gesehen hat.
Warner Home Video bietet, neben den üblichen Einzelsets, BATMAN BEGINS und THE DARK KNIGHT zusammen in einer Box an. Dabei handelt sich es um ein 3-Disc-Set, dessen technische Ausführung sich sehen lassen kann.
Beide Filme zeichnen sich durch ein nahezu perfektes Bild auf, das kaum Mängel aufweist. Die Schärfe ist sehr gut, ebenso wie der Kontrast und die Farbbrillanz. Nur bei BATMAN BEGINS ist bei einigen dunklen Sequenzen eine ganz leichte Weichheit des Bildes zu erkennen, die allerdings nicht so sehr ins Gewicht fällt. Ansonsten sind beide Filme so, wie man es von neuen Streifen auf BD erwarten sollte. THE DARK KNIGHT besitzt allerdings noch ein kleines Schmankerl. Teile von ihm wurden im IMAX-Verfahren gedreht. Diese Sequenzen wurden auf der BD im Bildformat 1.78 : 1 wiedergegeben. Sie zeichnen sich auch durch eine noch brillantere Bildqualität aus, stechen deutlich aus dem restlichen Material heraus. Sie wirken noch etwas schärfer und plastischer als der Rest des auf normalem Film gedrehten Materials.
Leider liegt sowohl bei BATMAN BEGINS als auch bei THE DARK KNIGHT die deutsche Fassung nur in Dolby Digital 5.1 vor. Interessanterweise macht der Vorgänger aus dem Jahr 2005 dabei eine wesentlich bessere Figur. Der deutsche Mix von THE DARK KNIGHT wirkt etwas zu zurückhaltend für einen Film neuesten Datums. Dennoch sind die Effekte klar platziert, die Dialoge klar zu verstehen. Die beiden englischen Versionen liegen in Dolby Digital TrueHD vor. Diese haben einen wesentlich höheren Druck und nutzen mit ihrem Mix die entsprechenden Tonanlagen voll aus. Vor allem bei THE DARK KNIGHT ist man mit der englischen Fassung wesentlich besser bedient als mit der deutschen. Grade hier hätte man noch etwas mehr herausholen können.
Die Extras von BATMAN BEGINS sind fast identisch mit jenen der Doppel-DVD. Allerdings hat man noch einen Bild-in-Bild-Kommentar sowie die Anfangssequenz von THE DARK KNIGHT hinzugefügt. Letztere liegt in einer absolut traumhaften Bildqualität vor. Die Extras selbst sind sehr informativ und geben einen Überblick über die Entstehung des Films. Auffallend ist allerdings etwas die PR-Lastigkeit einiger Features. Einige kleiner Specials und Trailer runden die erste Scheibe des 3-Disc-Sets ab.
THE DARK KNIGHT wartet mit zwei BDs auf, die vollgepackt sind mit Extras. Die erste Disc bietet rund eine Stunde Bonusmaterial, das man sich wahlweise als "Fokuspunkt" als Bild-in-Bild-Feature oder als komplette Dokumentation anschauen kann. Die zweite Scheibe beginnt mit einer Dokumentation über den Realismus der Technik von BATMAN BEGINS und THE DARK KNIGHT. Danach geht es um die Psychologie des Dunklen Ritters und seine möglichen Beweggründe. Weiter geht es mit sechs Beiträgen der fiktiven Sendung "Gotham Night", die für den Film gemacht wurden. Bildergalerien, Trailer und TV-Spots schließen die Special Features dieses Titels ab. Bemerkenswert ist, dass alle Features im HD-Format vorliegen. Zu bemerken ist zudem die PR-Lastigkeit der Beiträge der zweiten Disc. Kein Wunder, denn sie setzt sich teilweise aus schon im Internet veröffentlichten Material zusammen.
Das 3-BD-Set bietet, bis auf den deutschen Ton, eine nahezu perfekte Umsetzung von BATMAN BEGINS und THE DARK KNIGHT. Zwar schaut der deutsche Zuschauer wegen des normalen Digitaltons, der kaum besser ist als der einer DVD, etwas in die Röhre, aber wenn man auf die deutsche Fassung verzichten kann, kommt man voll auf seine Kosten. Die Tatsache, dass der deutsche Ton nicht in einem der BD entsprechenden Tonformat vorliegt, ist allerdings ein warnertypisches Problem. Die Special Features beider Titel können sich sehen lassen, loten aber nicht ganz alle Möglichkeiten aus. Informativ sind sie dennoch.
Für denjenigen, der BATMAN BEGINS und THE DARK KNIGHT noch nicht auf Blu-Ray hat, ist die schicke Steelbox auf jeden Fall eine kaufenswerte Alternative. Aber auch als Einzeltitel sind die beiden Filme auf BD nicht zu verachten.
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