Titel: The Church Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Regisseur Michele Soavi wurde durch seinen Film "Della Morte, Dell Amore" im Genrebereich beinahe über Nacht berühmt.
Soavi war Schüler des italienischen Horrormeisters Dario Argento. Zwei Jahre vor "Della Morte, Dell Amore" drehte er unter Anleitung seines Lehrmeisters den Horrorfilm "The Church". Anscheinend erhielt dieser Streifen nicht die Beachtung, die ihm eigentlich gebührt. Nur wenige kennen überhaupt den Titel. Und selbst Argento-Fans kennen diesen Film nur gerüchtehalber.
Wirklich schade. Denn "The Church" ist ein regelrechtes Schmankerl des italienischen Horrorfilms. Argento selbst verfasste große Teile des Drehbuchs. Den Prolog schrieb niemand anderes als Lamberto Bava, der durch seine beiden "Dämonen"-Filme weltberühmt wurde. Soavi führte schließlich Regie, wobei man annehmen darf, dass Dario Argento sehr oft seine Hände im Spiel hatte. Zu viele Szenen erinnern zu stark an Argentos eigene Filme, was aber nicht heißt, dass "The Church" ein bloßes Plagiat ist. Die Musik wurde von Argentos 'Hausband' Goblin beigesteuert, die durch ihre surrealen Synthesizerklänge bereits sein Meisterwerk "Suspiria" bereichert hatte. Für "The Church" steuerte sie Stücke des New Yorker Komponisten Philip Glass bei, wodurch eine sonderbar-unheimlich-surreale Atmosphäre geschaffen wird, die in keinem anderen Film dieser Art bisher kreiert wurde.
Doch worum geht es? Ein neu angestellter Bibliothekar findet in einer Kathedrale das Fragment eines Geheimcodes aus dem Mittelalter. Aus reiner Neugierde macht er sich daran, diesen Code zu entschlüsseln. Als dies ihm tatsächlich gelingt, geschehen auf einmal sonderbare Dinge in der Kathedrale. Etwas Böses, das seit Jahrhunderten unter der Kathedrale gehaust hat, erwacht auf einmal zum Leben.
Der Film ist von Anfang bis zum Schluss hervorragend in Szene gesetzt. Es gibt keinen überflüssigen Schnickschnack; der Film konzentriert sich allein auf die zu erzählende Geschichte. Und diese ist natürlich mit Argentos einzigartigem Geschick für Surreales gewürzt. Bizarre, traumartige Sequenzen vermischen sich mit der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus der Kathedrale. "The Church" wird dadurch zu einer reinen Ästhetik, die unabhängig von profitgeilen Produzenten den Film zu einem richtigen Kunstwerk macht. Wahrscheinlich blieb aus diesem Grunde der Erfolg aus. Denn Soavi/Argento/Bava toben sich hierbei in Andeutungen und Symbolen aus, so dass es den Anschein bekommt, sie hätten den Film für sich selbst gemacht. Trotzdem bleibt die Spannung keineswegs aus. Die Story ist geradlinig, die Effekte erstklassig. - Ein wenig bekanntes Meisterwerk.