Titel: The Butcher Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre kam es im amerikanischen Horrorkino zu einer absoluten Kehrtwende. Junge Regisseure wie George Romero, Wes Craven oder Tobe Hooper gingen aufs Ganze und zeigten das Grauen und die Furcht in einer bis dahin noch nie dagewesenen Form. Ursache waren die Bürgerrechtsbewegungen in den USA sowie der Vietnamkrieg, die ein anderes Gesicht Amerikas zeigten. Dass die US-amerikanische Gesellschaft der Waschmittelwerbung und der Familienkomödien nicht mehr existierte, sondern der Staat auf die eigenen Bürger schoss und alte moralischen Werte nicht weiter aufrechterhalten werden konnten, versuchten die damals noch jungen Horrorpioniere in ihren Schockern darzustellen. Natürlich empörten sich Kritiker über diese neue Form der Filmkunst. Dennoch konnten sie die weitere Entwicklung des amerikanischen Horrorfilms nicht aufhalten.
Eigentlich war Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre nichts anderes als ein Studentenfilm. Trotzdem zeigte dieser wie kein anderer Film ein völlig missratenes Amerika, symbolisiert durch die degenerierte Familie um Leatherface. Erst Ende der 70er Jahre wandelte sich das Gesicht des amerikanischen Horrorfilms erneut, indem die Brutalität zum Selbstzweck wurde, sodass sich die Zuschauer wie in einer Geisterbahn fühlen sollten (Vergleiche mit den Teeny-Horrorfilmen der 50er Jahre und den Teeny-Slashern der 80er Jahre sind durchaus angebracht).
Zum 30-jährigen Jubiläum von Tobe Hoopers Meisterwerk (er sollte nie wieder einen Film dieser Klasse herstellen) drehte Ex-Werbespotregisseur Michael Bay das Remake, das überaus viele Leute in die Kinos lockte. Dadurch kamen natürlich Produzenten und Regisseure auf den Geschmack und drehten einen Film nach dem anderen, die genau nach demselben Konzept wie Chainsaw Massacre funktionierten. Beispiele seien hier u.a. Cabin Fever von Eli Roth oder Haus der 1000 Leichen von Rob Zombie. Bis heute hat dieses bereits x-mal durchgekaute Konzept angehalten.
Ein weiteres Beispiel für diese Form filmischer Fließbandarbeit ist The Butcher. Dieser Teeny-Slasher erzählt beinahe exakt dieselbe Geschichte wie Tobe Hoopers Film aus dem Jahr 1971. Sechs Freunde sind auf dem Weg nach Las Vegas. Sie nehmen eine Abkürzung, ihr Wagen gibt den Geist auf, und bei der Suche nach Hilfe kommen sie zu einem einsam gelegenen Haus, in dem eine psychopathische Mörderfamilie haust. Kein Wunder also, dass die Anzahl der Freunde nach und nach abnimmt.
Doch trotz oder gerade weil dieser Film so stark seinen Vorgänger kopiert, ist er nicht einmal schlecht geworden. Die schauspielerischen Leistungen liegen für einen Film dieser Art über dem Durchschnitt, die Kulissen sind recht gelungen und die Pointe dennoch überraschend. Dass Regisseur Edward Gorsuch im Grunde genommen mit Horror nichts am Hut hat, sondern sein Geld durch das Drehen von Softpornos verdient, merkt man eigentlich nicht.
The Butcher ist ein kurzweiliges, wenn auch nicht gerade originelles Slasher-Vergnügen, das auf jeden Fall bei der nächsten Halloweenparty nicht fehlen sollte.