Titel: Terror Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Horror- und SF-Autor Dan Simmons hat sich dieses Rätsels angenommen und einen beinahe 1000-seitigen Wälzer vollbracht. Dabei beruft er sich auf diverse Fach- und Sachliteratur, die bis heute zu diesem Thema erschienen ist. In seinem Roman schildert er aus verschiedenen Perspektiven die Reise und ihr tragisches Ende. Als Hauptfiguren kristallisieren sich nach und nach Francis Crozier, der Kapitän der Erebus, sowie der Chirurg Dr. Harry Goodsir heraus. Als Antagonist steht ihnen der Kalfaterersmaat Cornelius Hicksey gegenüber, der nicht nur sadistisch ist, sondern auch unter Minderwertigkeitskomplexen leidet. Simmons beginnt seine Geschichte an einem Punkt, an dem die beiden Schiffe bereits vom Eis umschlossen sind und sich die Aussichtslosigkeit der Lage bemerkbar macht. Zugleich lauert jedoch noch eine weitere Gefahr auf die Mannschaft der beiden Schiffe: ein unheimliches Wesen, das von allen nur als Terror bezeichnet wird. So beginnt also Simmons seinen Roman recht gruselig und spannend. Mehr und mehr Männer fallen diesem seltsamen Wesen zum Opfer. Mit der zunehmenden Seitenzahl scheint Simmons sich dann doch mehr für eine realistischere Variante zu entscheiden, indem er das Wesen links liegen lässt und sich auf den durch Skorbut und Wahnsinn verursachten Verfall der Mannschaft konzentriert.
So also ist es nicht klar, was Dan Simmons eigentlich möchte. Beginnt er seinen Roman mit übernatürlichen Elementen, so bleiben diese nach und nach auf der Strecke, um schließlich ganz zu verschwinden. Es ergeben sich dadurch etwa 200 Seiten spannende Unterhaltung, danach schwenkt Simmons über in einen 08/15-Roman, der sich nicht gerade durch Originalität hervortut. Viel eher könnte man den Rest des Buches als "Stephen King on Ice" bezeichnen. So beginnen die Schwächen des Romans eindeutig an der Stelle, an welcher Simmons zum ersten Mal das unheimliche Wesen beschreibt: langer Hals, dreieckiger Kopf, geht auf den Hinterbeinen. Als erstes kommt dem Leser wahrscheinlich das Bild von Sid aus "Ice Age" in den Sinn.
Für Leute, die gerne historische Romane lesen, dürfte "Terror" zu viele phantastische Elemente besitzen und damit unrealistisch wirken. Als Freund der Phantastik kommt man sich wiederum verlassen vor, wenn Simmons auf einmal einen Schwenk weg von den unheimlichen Geschehnissen macht. Dadurch hat man einen dicken Wälzer vor sich, der im Grunde genommen unausgegoren scheint. Doch eines kann man damit sagen: Das Rätsel um die Franklin-Expedition hat Simmons mit seinem Roman garantiert nicht gelöst.